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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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die Knie.
    »Auf alle viere!«, keuchte Rudolf.
    »Was soll das?«, rief Ramons. Rogers hörte über das Brausen in seinen Ohren die Angst in seiner Stimme, und verspätet schoss Furcht auch in sein Herz. Er wehrte sich, aber sein Bewacher und ein zweiter Soldat zwangen ihn nach vorn. Er fühlte, wie Rudolf ihm ein Knie in den Rücken setzte.
    »Hör auf!«, sagte Ramons schrill.
    Rogers’ Kopf wurde brutal nach hinten gezogen. Die Bewegung entblößte seine Kehle. Er ächzte vor Schmerz. Als er die Klinge an seinem Hals spürte, wollte ihn die Kraft verlassen. Nur mit übermenschlicher Anstrengung hielt er sich auf Händen und Knien aufrecht. In seinem Kopf hämmerte der Gedanke, dass er sich jetzt nicht würdelos verhalten durfte, während sein Herz schrie: Ich werde sterben, ich werde sterben! Er versuchte zu seinem Vater zu schielen.
    »Bitte …«, sagte Ramons. »Wenn du töten musst, nimm mich.«
    »Wo ist mein Schatz?«,
    Zum ersten Mal in seinem Leben erlebte Rogers seinen Vater voller Panik. »Die Truhen waren hier! Bei allem, was mir heilig ist! Sie waren hier. Ich weiß nicht, was geschehen ist! Wenn ich dich hätte hereinlegen wollen, hätte ich dich dann nach hier unten geführt? Ich hätte deine Männer den ganzen Steygerewalt umgraben lassen, nur um Zeit zu gewinnen! Bitte …«
    »Wo ist mein Schatz, Trencavel? Ich habe schon einen deiner Söhne vor deinen Augen getötet. Willst du auch heute zusehen? Deinen kleinen Bastard habe ich in den Erdboden getrampelt. Von diesem großen Bastard werde ich mir den Kopf nehmen, wenn ich schon den von Olivier de Terme nicht haben kann. Es wird auf jeden Fall länger dauern, als dein Kleiner zum Sterben brauchte.«
    Ramons begann zu weinen. Rogers’ Bestürzung war so groß, dass er ein paar Augenblicke seine Todesangst vergaß. Endlose Sekunden vergingen. Rogers konnte nur mühsam atmen. Rudolfs Knie bohrte sich in seinen Rücken. Er hatte das Gefühl, dass sich gleich sein gesamter Skalp von der Schädeldecke lösen würde.
    »Die Toten liegen doch schon lange hier!«, schluchzte Ramons. »Etwas muss passiert sein, gleich nachdem ich diesen Ort verlassen hatte. Ich würde es dir sagen, wenn ich es wüsste! Wer Olivier und seine Familie und die Benediktiner umgebracht hat, hat auch den Schatz!«
    Rudolf hielt sich ganz still. Dann verschwand plötzlich der Druck des Knies in Rogers Rücken, und der Graf ließ seine Haare los. Rogers’ Kopf fiel nach vorn. Er holte keuchend Luft. Die Soldaten rissen ihn wieder auf die Beine.
    »Zurück zur Zisterne«, sagte Rudolf. »Ich hoffe, dir ist bis dahin etwas eingefallen, Trencavel.«
    Ramons wollte zu seiner Frau und Tochter stürzen, als sie wieder bei der Zisterne anlangten, doch die Soldaten verhinderten es. Adaliz schlotterte und weinte leise. Sariz war leichenblass und versuchte, sich mit Reiben warm zu halten, doch auch sie zitterte bereits. Die Fußfesseln waren zu kurz, als dass sie sich gegenseitig in den Arm nehmen und hätten warm halten können.
    Ein weiterer Soldat war zu der kleinen Gruppe dazugestoßen. Zu seinen Füßen lag eine zusammengekrümmte Gestalt, die leise stöhnte. Sie war in einen verschmutzten Mantel gewickelt, die Kapuze einer Gugel über den Kopf gezogen. War es jemand aus Wizinsten? Der Soldat verneigte sich vor Rudolf und nahm den Helm ab. Rogers erkannte Gabriel.
    »Was war oben auf dem Hügel?«, grollte Rudolf. »Und was soll die Verkleidung?«
    »Oh, ich bin nicht der Einzige, der verkleidet ist, Erlaucht.« Gabriel gab dem stöhnenden Bündel einen Fußtritt. Der Mann rollte auf den Rücken. Die Kapuze fiel zurück. Gabriel griff sich eine Laterne und leuchtete dem Stöhnenden ins Gesicht. Gleichzeitig zerrte er am Kragenausschnitt der Gugel. Ein brandroter, alter Striemen zog sich um den schmutzigen Hals des Mannes. Seine Augen zuckten hin und her und fokussierten sich dann auf Graf Rudolf.
    »Bruder Azrael!«, stieß Rudolf hervor.
    »Ah, verdammt, ich muss im Himmel sein«, stöhnte der Mann auf dem Boden. »In die Hölle würde der Teufel Euch nicht lassen, Graf Rudolf, aus Furcht vor der Konkurrenz.«
    »Es hieß, Ihr wärt tot!«
    »Er wird es bald sein«, sagte Gabriel leichthin.
    Rudolf fuhr herum und ging auf Gabriel los. » Ihr habt mir gesagt, er sei tot!«
    »Ich habe mich von einem Mann belügen lassen, dem ich vertraut habe«, erklärte Gabriel. »Und das zweimal. Damals … und letzten Frühling. Es tut mir leid.«
    »Was soll das heißen?«
    Der Sterbende auf

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