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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Rücken und gab ihm mit der behandschuhten Faust einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf. Sein Kopf schnappte nach vorn, und seine Stirn prallte auf den Boden. Er biss sich auf die Lippe. Der Soldat riss ihm den Kopf an den Haaren in die Höhe. Halb betäubt vor Schmerz starrte Rogers in Rudolfs Gesicht. Der Graf versuchte, seine Überraschung mit einem bösen Lächeln zu kaschieren.
    »Sieh an, eine ritterliche Geste«, sagte er. »Nun, dies ist der Lohn dafür.«
    Er schüttete das Wasser aus dem Helm über Adaliz statt über Sariz. Rogers’ Schwester schrie auf. Auch sie bekam eine zweite Ladung Wasser ab, dann reichte Rudolf den Helm zurück. Er stieg über den auf dem Bauch liegenden Rogers hinweg, als wäre er nur ein Hindernis auf dem Weg. Rogers folgte ihm mit den Augen, wie er sich vor Ramons aufbaute.
    »In Kürze fangen die beiden zu frieren an. Die nassen Haare und die nassen Gewänder … bei diesen Temperaturen … es wird sie nicht gleich umbringen, aber es wird ihre Gesundheit auch nicht verbessern, wenn sie dem allzu lange ausgesetzt sind. Du beeilst dich besser, mich zu meinem Schatz zu führen, Trencavel.«
    »Mein Sohn soll aufstehen dürfen«, sagte Ramons zwischen den Zähnen.
    »Oh, aber natürlich. Hast du gedacht, ich lasse ihn hier zurück? Ich möchte, dass er Zeuge wird, wie du das Erbe deiner Glaubensbrüder an mich auslieferst.«
    Rogers wurde auf die Beine gezerrt. Das Letzte, das er sah, war der Blick seiner Mutter, dann stieß ihn der Soldat, der ihn immer noch an seinen Haaren festhielt, um die Kante der Tunnelöffnung herum. Er hörte, wie Adaliz abgehackt zu schluchzen und mit den Zähnen zu klappern begann.
    16.
GALGENBERG
     

     
    Gabriel hob die Arme in der Manier eines Mannes, der kapitulierte. Der Laternenschein wanderte nach oben und fiel auf sein Gesicht.
    Es war nicht Gabriels Gesicht.
    Azrael fühlte, wie ihm jemand von hinten auf die Schulter klopfte und wie sich gleichzeitig eine Klinge unmissverständlich in seine Nierengegend presste.
    »Hallo, Bruder Azrael«, sagte der Soldat, der scheinbar den Hügel hinaufgeklettert war und der in Wahrheit Gabriel war und sich hier auf die Lauer gelegt hatte. Der Mann, der stattdessen Gabriels Kleidung und die Laterne trug, kam heran und nahm Azrael die Armbrust ab. Er feuerte den Bolzen in den Boden und warf sie beiseite. »Nein, ich habe dem Teufel heute noch nicht den Arsch geküsst. Aber wenn ich so an dir schnuppere, weiß ich, wie es riechen würde.«
    Dann glitt die Klinge in Azraels Leib, durchbohrte seine Niere und drehte sich. Er fiel auf die Knie. Die Welt verging in Schmerz und dem Bewusstsein, dass er nun doch, zum allerersten Mal, einen Fehler in seinen Berechnungen gemacht hatte.
    17.
ALTES BENEDIKTINERKLOSTER, WIZINSTEN
     

     
    Ramons Trencavel führte Rudolfs Gruppe weiter in den Gang hinein, der von der Zisterne fortführte. In Rogers Ohren klang das Schluchzen und Zähneklappern seiner Schwester. Zu seinem hilflosen, erstickenden Zorn und zu seiner Furcht um Sariz und Adaliz gesellte sich die Angst, was geschehen würde, wenn Rudolf auf die Zisterzienserinnen stieß. Bis jetzt hatte nur viel Glück – und die Vespermesse – verhindert, dass Rudolf ihnen etwas antun konnte. Aber die Messe würde nicht ewig dauern. Außerdem war Gabriel irgendwo draußen unterwegs, und ihn hielt Rogers für völlig unberechenbar.
    Sie folgten dem Gang einige Dutzend Schritte weit. Ihre Schatten tanzten ihnen voraus. Im Laternenlicht glitzerten Eiszapfen. Ihr Atem kondensierte zu kleinen, schimmernden Wölkchen. Der Gang beschrieb eine weitere Biegung und erweiterte sich zu einer Art geräumigen Kammer. Ramons blieb stehen und sah sich um. Seine Brauen zogen sich zusammen. Die Soldaten hielten die Laternen hoch. Drei Gänge zweigten von hier ab oder mündeten in die Kammer, je nachdem, wie man es betrachten wollte. Rogers versuchte sich zu orientieren. Er glaubte zu ahnen, dass sie sich unter dem alten Benediktinerkloster befinden mussten. Der Gang hatte von der Zisterne bis hierher ein leichtes Gefälle beschrieben. Also war die Kammer eine Art Verteiler gewesen zu den Zeiten, in denen dieses Tunnelsystem – Rogers mutmaßte, dass man hier lediglich ein bestehendes System aus Höhlen und Durchlässen erweitert und ausgebaut hatte, als die Stadt gewachsen war – noch zum Wassertransport verwendet worden war. Der eine Gang lief weiter in der bisherigen Richtung, der andere schien in Richtung auf die Stadt zu verlaufen.

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