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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ab.
    »… Rogers!«, rief sie.
    Sie wandte sich ab und rannte an ihm vorbei. Seine Blicke folgten ihr. Erneut hatte er das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Bevor die Soldaten, die Ramons Trencavel und seinen Sohn bewachten, reagieren konnten, hatte sie sich Rogers in die Arme geworfen. Sie schluchzte. »O Gott, Rogers! Ich dachte, ich sehe dich nie mehr wieder!« Fassungslos sah er, wie er sie in die Arme schloss, wie sie sein Gesicht mit Küssen bedeckte, wie sie immer und immer wiederholte: »Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich!«
    Rudolfs Herz verschloss sich, und den Wimpernschlag lang, den es dauerte, dachte er, er würde sterben. Dann richtete er sich im Steigbügel auf, die Wut überschwemmte ihn wie so oft, schwemmte den Schmerz fort und ertränkte den grässlichen Kummer und die hallende Schwärze, die sich seiner hatten bemächtigen wollen, und er war das erste Mal im Leben dankbar für diese Wut und wusste gleichzeitig, dass er sie nie mehr loslassen durfte, weil sonst dieser eine Augenblick, in dem sein Herz gebrochen war, wiederkommen und ihn ersticken würde. Er brüllte: »Bruder Michael! Meffridus! Komm raus, damit ich dich töten kann!«
    Die Soldaten packten die junge Nonne und zerrten sie von Rogers weg. Er hätte die Männer am liebsten angeschrien, dass sie die Finger von ihr lassen sollten. Zornig wandte er sich zu ihnen um.
    Der eine Moment genügte. Beim Altar vorne war plötzlich Bewegung. Gabriel stieß einen Fluch aus. Rudolf fuhr herum. Er sah den Pfarrer in einem Wirbel aus Rot und Blau und Gold zu Boden gehen und eine Gestalt durch eine kleine Tür hinter dem Altar huschen, die ihm bisher entgangen war. Gabriel, der seit ihrer Rückkehr aus dem Untergrund einen Bogen mit eingelegtem Pfeil getragen hatte, feuerte diesen mit der Schnelligkeit ab, mit der eine Schlange zustieß. Einer der Soldaten in der Nähe der kleinen Apsis reagierte ebenfalls blitzartig und löste seine Armbrust aus. Der Bolzen schlug ein Stück aus einem Heiligengesicht auf einem Fresko neben der Sakristeitür und zersplitterte. Gabriels Pfeil landete federnd in der Tür und schlug sie vollends zu. Die Messbesucher schrien fast einstimmig auf.
    »Schnappt ihn euch!«, schrie Gabriel und stürmte nach vorn.
    Der Soldat, der die Armbrust abgefeuert hatte, war der Erste an der Sakristeitür. Er riss sie auf. Eine Axt fuhr herab und spaltete ihm Helm und Schädel. Er fiel zu Boden wie vom Blitz gefällt und zog die Axt mit sich. Ein bulliger Mann sprang durch die geöffnete Sakristeitür, befreite die Axt mit einem Ruck, der an der Wand neben der Sakristeitür plötzlich ein rotes Muster erblühen ließ, und ging auf die Soldaten los, die ihrem Kameraden gefolgt waren. Ein zweiter Axthieb trennte einem weiteren Angreifer den Kopf halb von den Schultern und ließ ihn zuckend unter den Altar rutschen. Ein Armbrustbolzen verfehlte den Wahnsinnigen mit der Axt und wirbelte ins Kirchenschiff davon. Noch während Rudolf starrte, kam ein zweiter, ebenso muskulös gebauter Unbekannter durch die Sakristeitür und schoss seinerseits eine Armbrust ab. Auch er verfehlte sein Ziel. Der Bolzen blieb in der gegenüberliegenden Wand der Apsis stecken. Der zweite Muskelmann zog ein Falchon mit beinahe absurd breiter Klinge aus dem Gürtel und sprang seinem Kumpan bei. Es war klar zu sehen, dass ihr einziger Daseinszweck war, die Sakristeitür so lange wie möglich zu verteidigen. Rudolf schüttelte seine Überraschung ab und gab seinem Pferd die Sporen. Seine Hufe glitten auf dem Kirchenboden aus, als es vorwärtssprang, und Rudolf fluchte.
    In der Kirche herrschte innerhalb von Augenblicken Chaos. Die Messbesucher in den vorderen Reihen hatten sich zu Boden geworfen, als der Armbrustbolzen über ihre Köpfe davongewirbelt war, und nun trampelten diejenigen, die versuchten, vor Rudolfs auskeilendem Gaul zu fliehen, über sie hinweg. Schreie, Flüche und Stöhnen erfüllten plötzlich das Kirchenschiff, die Kerzen flackerten, wurden von den Leuchtern gestoßen oder gingen im Luftzug aus. Auf einmal herrschte nur noch Halbdunkel, wo zuvor gleißendes Licht erstrahlt war.
    »Die Gefangenen raus, die Gefangenen raus!«, schrie Rudolf, der mit seinem panisch gewordenen Gaul kämpfte. Er konnte sehen, dass Ramons und Rogers unsanft hinausgezerrt wurden. Die junge Nonne aus Colnaburg versuchte sich an Ramons’ Sohn zu hängen, und wurde zu Boden gestoßen. Zwei andere Nonnen, eine untersetzte und eine dürre, tauchten quasi

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