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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Ihr für unsere Stadt getan habt! Ich habe die besten Beziehungen zum Stadtrat. Euer Vermögen wird bis zur Klärung selbstverständlich dem König übereignet werden, damit niemand damit Schindluder treibt. Das garantiere ich Euch, auch wenn das bedeutet, dass die Schulden des Bistums weiterhin bestehen bleiben.«
    Das Schweigen, das sich über den Raum senkte, war noch greifbarer als der Geruch nach einem scharfen Ritt, der von Bruder Hildebrand ausging, dem Talgduft der Lichter, die im Saal entzündet waren, und der Wärme, die der Kaminofen in der Ecke ausstrahlte. Bischof Heinrich sah von einem zum anderen. Daniel bin Daniel blinzelte angestrengt, als ob seine Augen feucht wären. Äbtissin Lucardis lächelte. Daniel bin Daniels Frau war tränenblind. Der Propst musterte ihn erwartungsvoll. Bruder Hildebrand sah zu Boden und wirkte wie jemand, der sich an jedem anderen Ort des Universums wohler gefühlt hätte als hier, einschließlich dem tiefsten Grund der Hölle. Bischof Heinrich sah erst jetzt, wie tintenbekleckst die Finger des Mönchs waren.
    Hartmann räusperte sich dezent.
    Die beiden Soldaten standen stramm und sahen ins Leere, als der Blick des Bischofs auf sie fiel.
    Bischof Heinrich hörte seinen eigenen Herzschlag und das Blut in seinen Ohren rauschen.
    Er senkte den Kopf.
    »Haha!«, hörte er sich dann sagen, und wenn überhaupt, hörte es sich noch erbärmlicher an als der Vortrag Bruder Hildebrands. »Hahaha! Habe ich Euch alle hereingelegt! Haha! Nicht wahr, Reb Daniel? Haben wir das gut eingefädelt oder nicht, eh?«
    Der Jude neigte den Kopf. »Ich verbeuge mich vor einem Genie, wenn ich es sehe.« Für einen Augenblick dachte der Bischof, Daniel bin Daniel habe zu seinem Assistenten geschaut.
    »Ja. Haha! Gesegnetes Christfest.« Heinrich von Bilvirncheim bückte sich, nicht zuletzt um vor den anderen zu verbergen, dass ihm Tränen der Wut und der Scham in die Augen getreten waren. Er hob den Mantel auf. »Darf ich Euch den wieder zurückgeben, Reb Daniel? Er passt mir nicht.«
    21.
ALTES BENEDIKTINERKLOSTER, WIZINSTEN
     

     
    Rogers öffnete die Augen. Graf Rudolf stand gebückt da. Der abgeschlagene Kopf hatte die dünne Eisschicht am Rand des Beckens durchbrochen und lag nun mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Der Gestank von frischem Blut hing in der Kälte. Gabriel schwankte. Rudolf richtete sich auf und gab dem kopflosen Leichnam von Bruder Azrael einen Tritt. Dann wischte er die Klinge an Gabriels Waffenrock ab und steckte das Schwert wieder ein.
    »Bringt mich zu Michael. Alle Bruderschaftsschwüre sind erloschen.«
    Gabriel richtete sich auf. Er konnte Rudolf erst ins Gesicht sehen, als er aufrecht stand. Bis dahin waren nur wenige Augenblicke vergangen – eine lange Zeit für einen Mann wie ihn. Rogers konnte nicht annähernd nachvollziehen, wie es in Gabriel aussehen mochte.
    »Sehr wohl, Erlaucht.« Seiner Stimme war keine Schwankung anzuhören. Er faltete die Hände und streckte sie in Richtung Rudolfs aus. Dieser umfasste sie kurz.
    »Ego te recommendatus, vassus!« , stieß Rudolf hervor.
    »Semper fidelis, domine« , antwortete Gabriel. Er küsste Rudolfs behandschuhte Rechte.
    Rudolf sah sich um. »Wohin?«
    »Ich schlage vor – in die Kirche.«
    »Aufbruch!«, schnarrte Rudolf.
    Die Soldaten mit dem Schmiedewerkzeug eilten zu Sariz und Adaliz, um sie loszueisen. Rudolf pfiff sie zurück. »Die beiden bleiben hier. Sie sind unsere Versicherung, dass die Herren Trencavel uns ebenfalls die Treue halten.«
    22.
SANKT MAURITIUS, WIZINSTEN
     

     
    Die Christvesper zog sich hin, aber auf eine ihr selbst nicht ganz klare Weise war Elsbeth dankbar dafür. Das gleißende Licht der vielen Talgkerzen, ihr Geruch und die Wärme halfen ihr, den Weg aus ihrer tiefen Depression weiterzugehen. Meffridus’ Ankündigung und Constantias merkwürdige Reaktion hatten sie wachgerüttelt und den ersten Schritt ermöglicht. Nun gaben ihr ihre langsam auftauenden Gedanken die Kraft, die düstere Stimmung weiter abzuschütteln. Sie versuchte einen Blick in Constantias Gesicht zu erhaschen, die in der ersten Reihe auf der Frauenseite der Kirche stand, wo Meffridus einfach mit einer Handbewegung Platz für sie geschaffen hatte. Constantia hielt den Kopf gesenkt. Weshalb war sie so bestürzt über Meffridus’ Ansinnen? Sicher, er hatte es recht unzart vorgebracht, aber es kam letztlich wohl doch mehr auf den Inhalt als auf die Form an. Constantia wäre damit endlich eine ehrbare Frau und ihr

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