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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Meffridus Chasteloses Pläne ausradierte.
    Vorausgesetzt, die Vorrichtung funktionierte.
    Und sie würde funktionieren. Warum sollte sie nicht?
    Rudeger vergrößerte das Loch in Augenhöhe, bis er die kalte Luft von draußen und den Nieselregen in seinem Gesicht spürte. Wenn alles getan war, würde er Constantia vergeben. Sie würde zu ihm zurückkehren, nun, da er sich selbst zum Werkzeug ihrer Rache gemacht und auf seine eigene Vergeltung verzichtet hatte. Er würde immer noch wissen, dass sie als entehrte Frau in sein Ehebett gestiegen war, und er würde immer noch wissen, dass sie ihn mit Hilfe von Meffridus in die Fron verkauft hatte – aber er würde niemals wieder darüber reden. Nicht einmal im Zorn. Nicht einmal im Suff. Und sie – sie würde wissen, dass er die Gedanken daran in der tiefsten Kammer seines Herzens eingeschlossen hatte, und würde ständig in der Unsicherheit leben, ob er sie nicht doch eines Tages gegen sie verwendete, und zugleich voller Dankbarkeit sein, dass er darauf verzichtete. Er grinste, während er im Wasser umherwatete und Wackersteine aufschichtete, die mithelfen sollten, den Durchbruch zu schaffen. Sein Leben begann erneut.
    Vorausgesetzt, die Vorrichtung …
    Ja, ja!
    Er hatte die Rinne selbst gebaut und geschliffen, in der der schwere, geschälte Baumstamm ruhte.
    Er hatte die erste Haltevorrichtung so konstruiert, dass sie brach, sobald der Baumstamm kräftig gegen sie geschlagen wurde – zum Beispiel, wenn jemand von draußen, aus sicherer Position, mit dem schweren Sechzig-Pfund-Schlegel gegen das andere Ende des Baumstamms donnerte, das nicht mehr ganz aus dem Loch ragte.
    Der Baumstamm würde sich in Bewegung setzen, würde die gefettete Rinne entlanggleiten, würde Fahrt aufnehmen, würde die zweite Haltevorrichtung zersplittern wie einen alten Dachziegel, würde mit seinem ganzen Gewicht gegen die Wand prallen …
    … und sie einreißen.
    Das Wasser, das sich bereits im Gang befand, würde nach draußen schießen, würde das Loch noch größer machen. Mehr Wasser würde abfließen. Der Sog würde den riesigen Treibgutpropf – in den letzten Tagen hatten Rudeger und die anderen das meiste von dem, was sie bereits herausgefischt hatten, wieder hineingeworfen – mit sich ziehen, er würde das Loch noch weiter ausfräsen …
    … und der Damm würde einbrechen, und Abertausende von Zentnern Schlamm, Geröll, Holz und Felsbrocken würden auf einer Kaskade aus Wasser zu Tal donnern, und die Wiese vor der Stadt würde niemals wieder so aussehen wie zuvor, und was von der Baustelle noch übrig wäre, würde den Eindruck machen, als sei der Zorn Gottes darübergegangen.
    Hiernach würde in Wizinsten eine neue Zeitrechnung populär werden. Sie würden in ›Jahren nach dem großen Dammbruch‹ gemessen werden. Wann immer jemand dies sagen würde, würde Rudeger in sich hineinlächeln und denken, dass es in Wahrheit ›nach Rudegers Rache‹ heißen müsste. Er würde schnurstracks zu Constantia nach Hause gehen und sie ficken, so wie der Baumstamm in seiner Rinne in Wahrheit den gottverdammten Damm fickte . Ein einziger Stoß nur, und ein gewaltiger Erguss hinterher … man müsste einen Sänger finden, der dies in poetische Verse setzte.
    Rudeger legte den letzten Stein ab, schnappte sich die Laterne und wollte nach draußen waten. Überrascht sah er, dass Wolfram nicht mehr dort lag, wo er zusammengebrochen war. Stattdessen stand Wolfram mit einem dicken Stein in der Faust an der ersten Haltevorrichtung. Rudeger erstarrte.
    »Der Baumstamm wird dich zerschmettern, Rudeger«, lallte Wolfram. »Er wird gegen die Wand prallen, vor der du stehst, und er wird dich zerquetschen. Es tut mir leid für dich. Aber wenn ich verhindere, was du vorhast, wird Gott mich belohnen, und er wird mir Jutta zurückgeben. Leb wohl, Rudeger!«
    »Mach keinen Scheiß«, sagte Rudeger, doch Wolfram hob bereits den Stein und schlug zu. Der Baumstamm geriet sofort ins Rutschen, rutschte über Wolframs Unterarm, den dieser nicht schnell genug weggezogen hatte, zermalmte ihn und zerrte den Kaufmann rücklings mit sich. Rudeger sah noch Wolframs zu einem Schrei verzerrtes Gesicht, dann schrie auch er.
    26.
PORTA COELI
     

     
    Die gespannte Armbrust und der Bolzen flogen durch die Luft.
    Gabriel schlug mit einem Fluch auf dem Boden auf. Sein Bogen zerbrach.
    Meffridus wandte sich bereits zur Flucht.
    »Ich liebe sie!«, schrie Rogers. Er sah Godefroy nicken. Der kleine Johanniter pflückte

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