Die Pforten der Ewigkeit
Sie stierte zurück. Undeutlich hörte er das Gebrüll im Kreuzgang und den Kampfeslärm.
»Schnappt sie euch! Schnappt sie euch!«
»Bist du verletzt?«, schrien er und Yrmengard gleichzeitig, und gleichzeitig brüllten sie zurück: »Nein!«
Rogers sprang auf. Rudolf mühte sich, unter seinem Pferd hervorzukommen, und streckte sich gleichzeitig nach seinem Schwert. Er konnte es fast greifen. Rogers fühlte, wie ihn Schwindel ergriff. Er konnte die Jagd beenden. Er würde sie beenden. In diesem Moment wollte er nichts so sehr, als Rudolf von Habisburch töten.
Er warf sich nach vorn und kam mit dem Schwert in die Höhe. Er hob es über den Kopf. Er sah in Rudolfs weit aufgerissene Augen, in sein Gesicht, aus dem der Regen den letzten Rest Schminke gewaschen hatte. Er schlug mit aller Kraft zu.
27.
PORTA COELI
In Everwin Boneß’ Gehirn gab es nur diesen einen Gedanken: Flucht! Er hatte gesehen, dass Constantia und Meffridus durch den Durchgang zur Kirche verschwunden waren, sah den Soldaten davor liegen, der zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen und dem lauter Blut zwischen den Fingern hervorspritzte, die er um seine Kehle gepresst hatte. Er rannte drauflos, dem rettenden Portal entgegen. Er merkte nicht, dass er über den Sterbenden trampelte. Er fiel in den Kirchenbau hinein, in dem eine halbe Handvoll Soldaten mit wildgewordenen Pferden kämpfte und sich nicht um ihn kümmerte.
Wohin Constantia und Meffridus gerannt waren, wusste er nicht. Er wollte nur weg von hier. Er wollte nicht sterben. Was aus den anderen wurde, war ihm egal, solange er nur überlebte.
Aus seinem Hintern blubberten die Fürze, und der winzige Teil seines Ichs, der einmal Träume von Mannhaftigkeit und Wagemut und Rittertum geträumt hatte, dachte beschämt: Das ist der Posaunenhall, mit dem die Feiglinge von der Schlacht rennen.
Als er in den Mann hineinrannte, der plötzlich in der Dunkelheit vor ihm auftauchte, und dieser ihn festhielt, begann er zu kreischen wie ein altes Weib.
28.
ALTES BENEDIKTINERKLOSTER, WIZINSTEN
Rudolf hatte einen Wächter bei der Zisterne zurückgelassen. Der Mann hatte keine Chance gegen Ramons Trencavel. Rogers’ Vater rannte ihn über den Haufen, zerrte ihn auf die Beine, packte ihn am Hals, schlug ihm die Faust ins Gesicht, und als der Soldat halb betäubt versuchte, sein Messer zu ziehen, rammte Ramons ihn mit der Stirn voran gegen die steinerne Umrandung der Zisterne. Der Soldat sackte zusammen. Ramons schwang sich über den Rand und erkannte im letzten Moment, dass die Leiter weg war. Panik bemächtigte sich seiner. Wo war die Leiter? Er sah sich gehetzt um.
Da – ein paar Schritte entfernt. Er rannte zu ihr hinüber. Etwas schnappte nach seinem Knöchel und brachte ihn zu Fall. Er rollte sich herum. Der Soldat warf sich auf ihn, Blut aus einer tiefen Platzwunde auf seiner Stirn strömte über sein Gesicht und bespritzte Ramons. Ramons sah seine Faust heranfliegen, dann krachte sie gegen seine Schläfe. Sein Kopf flog herum. Er bäumte sich auf, während Blitze vor seinen Augen zuckten. Der Soldat rutschte aus, sein nächster Faustschlag ging daneben. Ramons schüttelte ihn ab und warf sich auf ihn. Er fühlte ein Knie zwischen seine Beine fahren und ignorierte den wilden Schmerz, verschränkte beide Hände zur Faust und drosch sie dem Soldaten links und rechts gegen den Schädel. Die Augen des Mannes begannen zu rollen. Ramons packte ihn am Haar und hämmerte seinen Hinterkopf gegen den Boden. In den Augen seines Gegners erschien das Weiße. Er wurde schlaff.
Hustend und ächzend kam Ramons auf die Beine, torkelte auf die Leiter zu und fiel neben ihr auf die Knie. Er wollte sich zusammenrollen, er wollte brüllen vor Schmerz. Aber er hatte keine Zeit. Mit pfeifendem Atem riss er die Leiter an sich, kämpfte sich in die Höhe und stolperte zur Zisterne. Er legte die Leiter an.
»Ich komme!«, rief er hinunter. »Haltet durch. Ich komme!«
Er erhielt keine Antwort. Stöhnend vor Schmerz und Furcht kletterte er in den dunklen Schlund, in dem seine Frau und seine Tochter gefangen waren.
29.
PORTA COELI
Der Aufprall erschütterte Rogers’ Arm bis zur Schulter und hätte ihm beinahe das Schwert aus der Hand geprellt. Instinktiv riss er es wieder in die Höhe. Die Klinge fing einen weiteren Schlag ab, der ihn enthauptet hätte, wenn er getroffen hätte. Er taumelte zurück.
Gabriel war vor ihm. Gabriel, der den Streich, der Rudolf gegolten hatte, mit seinem
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