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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Mameluken freikaufen.«
    »Erstaunlich, dass ihr zu dieser Jahreszeit überhaupt einen Kapitän gefunden habt, der die Fahrt wagen wollte.«
    »Na ja, zusammen hatten wir genügend Geld, um ihn zu überzeugen.«
    »Deine edle Begleiterin sagte nicht zufällig, dass sie auf der Suche nach mir sei?«, erkundigte sich Godefroy.
    »Godefroy, du hast überhaupt keine Frau, weil du zum Heiraten viel zu hässlich bist«, sagte Rogers.
    »Zu klug, wolltest du sagen. Zu klug!«
    Hertwig meinte mit einem Seitenblick auf Godefroy: »Wenn du der Graf von Forez wärst, dann hättest du tatsächlich eine Chance.«
    »Was? Ich kenne den Grafen von Forez. Warte mal … Guigues d’Albon, nicht wahr? Den haben wir doch schon auf dem Vormarsch von Damietta nach Al-Qahira verloren, bevor alles den Bach runterging. Dann hast du dir also ein Schiff mit … Alice de Chacenay geteilt? Du liebes bisschen … eines der ersten Häuser Frankreichs.«
    »Godefroy, ich bin überrascht«, sagte Rogers. »Du hast ja ungeahnte Tiefen. Oder hast du vor deiner Gefangennahme einen Gelehrten verspeist?«
    »Man kennt, wen man kennen muss«, erklärte Godefroy bescheiden. Rogers fragte sich beunruhigt, ob Godefroy nicht längst ahnte, dass die vagen Angaben, die er, Rogers, über seine Familie gemacht hatte, allesamt erfunden waren.
    »Dann ist die Frau, die du gerettet hast …?«
    Hertwig nickte. »Alice de Chacenay.« Er zog die Brauen zusammen. »Ich hoffe, sie wird hier standesgemäß behandelt.«
    Rogers musste sich zusammennehmen, um nicht loszuprusten. Man hatte Hertwig in einen Käfig gesteckt und an einem Turm hochgezogen, allgemeinem Gespött und dem langsamen Tod in der Sonne preisgegeben, und er machte sich Gedanken, ob man seine unfreiwillige Schicksalsgenossin ihrem Stand entsprechend behandelte? Er sah in Godefroys Gesicht, dass dieser ebenso wie Rogers das Bedürfnis bekämpfte, Hertwig die Augen zu öffnen. Walter hatte sich in eine Ecke gesetzt und war eingeschlafen.
    »Was hat dich überhaupt auf den Gedanken gebracht hierherzukommen?«, fragte er.
    »Ich habe eine Botschaft zu überbringen.«
    »An wen?«
    Hertwig schwieg plötzlich. »Das kann ich nicht verraten«, sagte er steif.
    »Was?«
    »Ich kann es nicht verraten … ich habe es geschworen.«
    »Na schön, dann nimm deine Botschaft mit ins Grab.« Godefroy schaffte es tatsächlich, beleidigt zu klingen.
    Hertwig sah nachdenklich aus. Sein Gesicht wurde noch nachdenklicher, nachdem auch Rogers mit den Schultern gezuckt hatte. Es schien, als werde Hertwig erst jetzt bewusst, dass es keinen Ausweg mehr gab. Der Optimist – anscheinend hatte das Aufgehängtwerden in einem Käfig alleine nicht genügt, ihn resignieren zu lassen!
    Nicht, dass die Botschaft, was immer sie auch sein und für wen sie auch bestimmt sein mochte, hier irgendeine Bedeutung hatte. Rogers nahm an, es ging um die Antwort auf die Lösegeldforderung für irgendeinen deutschen Herrn – auch aus dem Reich hatte sich der eine oder andere Abenteurer an König Louis’ Kreuzzug beteiligt. Wenn dem so war, dann war der Hohn angesichts der Lage, in der der Überbringer der Botschaft sich befand, noch größer.
    Das Licht vor dem Eingang verdunkelte sich auf einmal. Die Wächter des Persers kamen herein. Walter schlug die Augen auf. »Wir sind dran«, brummte er.
    Die Masche des Händlers war, seine Gefangenen ungefesselt zu präsentieren. Hertwig von Staleberc hielt sich gut und blieb, wo er war, nachdem er einmal versucht hatte, seinen Stolz zu demonstrieren und aufzuspringen. Vielleicht war er auch von den Faustschlägen seiner Bewacher zu betäubt, um mehr zu tun, als den Kopf hängen zu lassen. Rogers betrachtete den jungen Mann aus dem Augenwinkel. Er rief gemischte Gefühle in ihm hervor. Zum einen war er beschämt, dass Hertwig noch nicht resigniert hatte, so wie er, Godefroy und Walter. Zum anderen war er besorgt, ob die Impulsivität Hertwigs nicht zu einer Katastrophe führen würde. Auf ihrem langen Weg hierher waren sie einmal an einer Hinrichtungsstätte vorbeigekommen. Die gehäuteten Körper von zwei Männern hatten daran gehangen, die Häute und ihre Kleider ordentlich daneben aufgehängt. Man hatte an der Kleidung erkennen können, dass die Männer Kreuzfahrer gewesen waren. Selbst auf einem Schlachtfeld hatte Rogers noch nie eine derartige Menge Blut, so viele Fliegen und solchen Gestank erlebt. Rogers war danach klar gewesen, wozu selbst kleine, magere Pächter mit weißen Kappen auf den

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