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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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oder von sich gibt, wird in der Einsamkeit einer kleinen Stadt mitten im Steygerewalt niemand hören. Damit ist allen gedient.«
    »Aber die Regeln! Wie lange ist es her, dass das Generalkapitel die Zusätze zu den Kodifikationen für Frauenklöster eingeführt hat? Nur etwas mehr als zehn Jahre. Neugründungen dürfen nur dann erfolgen, wenn sichergestellt ist, dass das Kloster ausreichend Baulichkeiten und Besitz aufweist, so dass die Schwestern in Klausur leben können und nicht betteln müssen.«
    »Wir leben doch hier auch nicht in so strenger Klausur, wie es die Regeln vorschreiben. Und was die Baulichkeiten betrifft, ist Sankt Maria und Theodor ein einziges Labyrinth. Die Trennung der Laienschwestern und der Klosterknechte von den Ordensmitgliedern ist mangelhaft, alles ist zu eng, und bei den nächtlichen Stundengebeten hört man die Verrückten im Hospiz heulen. Wir können das Kloster aber nicht erweitern, weil dazu nicht genügend Platz vorhanden ist. Bitte, ehrwürdige Mutter: Es wäre für uns alle eine Chance! Hedwig wäre aus der Welt, was den Bischof betrifft, ebenso wie ich, und wenn das Kloster tatsächlich so schön war, werden wir es schnell wieder zu Ertrag bringen, und von dem Gewinn können wir anfangen, einen Konvent zu bauen, der seinen Namen auch verdient … einen, in dessen Plan der Geist unseres Ordens lebt und nicht die Seele des Geizes!«
    »Gewinn erwirtschaften? Du und Hedwig und welche Armee aus Pächtern, Laienschwestern, Laienbrüdern und …?«
    »Ein paar von den Novizinnen würden mir folgen, sobald sie ihre ewige Profess abgelegt haben«, sagte Elsbeth.
    »Du hast das alles hinter meinem Rücken geplant?«
    »Ich habe nicht mit dir darüber gesprochen, weil es mir sonst das Herz gebrochen und den Mut geraubt hätte«, erwiderte Elsbeth und sah zu Boden. Lucardis räusperte sich beschämt.
    »Und du willst das Kloster dort in Besitz nehmen?«
    »Ich werde herausfinden, zu welcher Kongregation es gehört, und dann werde ich darum bitten, dass der Grund und Boden und die Gebäude dem Zisterzienserorden übereignet werden. Und ich werde so lange bitten, bis sie nachgeben.«
    »Das glaube ich dir sogar«, stieß Lucardis hervor.
    Elsbeth lächelte, obwohl sie nun doch Tränen aufsteigen spürte. »Schau mich nicht so an, Schwesterherz«, murmelte sie. »Ich tue doch nur, was auch Robert de Molesme und seine Getreuen getan haben. Ich gehe in die schreckliche Einöde und baue dort ein neues Kloster auf. Du musst stolz auf mich sein, nicht traurig.«
    Lucardis wandte sich ab. »Ich bin stolz auf dich«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Auch wenn du mich so traurig machst wie kein anderer Mensch zuvor.«
    5.
NAMENLOSES KAFF IRGENDWO IN TERRA SANCTA
     

     
    »Das Schiff hätte bei Damietta ankern sollen, aber dann trieb uns ein Sturm nordwärts, und schließlich kenterten wir.« Hertwig schüttelte wütend den Kopf. »Mein Pferd, meine Waffen, alles ist im Meer versunken. Ich konnte mich an irgendetwas festhalten, das oben schwamm. Dann hörte ich Hilferufe und versuchte, dorthin zu gelangen.«
    »Er trieb mitten in einem Sturm im Meer, hörte Hilferufe und schwamm mal eben dorthin«, wiederholte Godefroy. »Sie sollten ein Lied über dich dichten.«
    »Gibt es etwas gegen Ritterlichkeit einzuwenden?«, fragte Hertwig feindselig.
    »Oh«, machte Godefroy, »lass dich nicht aufhalten in deinem heiligen Eifer. Es ist erhebend, wenn einem Ritterlichkeit mal persönlich begegnet.«
    »Der Mann macht sich über mich lustig.«
    »Nein«, seufzte Rogers. »Der Mann wird nur seit neun Monaten im Feindesland rumgeschleift und hergezeigt wie ein wildes Tier, ohne dass auch nur der Hauch einer Chance bestünde, dass seine ritterlichen Vorgesetzten ihn freikaufen würden, und zuvor hat er in mehreren Schlachten miterlebt, wie ritterlich es sich mit aufgeschlitztem Leib stirbt, während man seine eigenen Gedärme in den Händen hält und die Pferde von Freund und Feind über einen hinwegtrampeln.«
    Hertwig machte ein finsteres Gesicht, erwiderte aber nichts.
    »Was geschah dann?«, fragte Rogers, der weniger an Hertwigs Schicksal als an Nachrichten von zu Hause interessiert war und ahnte, dass er diese nicht bekommen würde, bevor Hertwig nicht seine eigene Geschichte erzählt hatte.
    »Ich bestieg das Schiff in Brindisi zusammen mit einem weiteren Passagier, einer Adligen aus Frankreich, die mit einem kleinen Gefolge reiste. Sie sagte mir, sie wolle ihren Gatten aus der Gefangenschaft der

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