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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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war, und die erschrockenen Rufe Godefroys und Walters, um Himmels willen keinen Blödsinn zu machen.
    Einer der Schwertträger des reichen Mannes stellte sich dem jungen deutschen Ritter in den Weg. Er brachte seine Klinge nicht einmal halb aus der Scheide. Hertwig schlug mit all dem Zorn zu, der in ihm sein musste. Der Mann drehte sich einmal um die eigene Achse und fiel der Länge nach hin. Rogers sprang über ihn hinweg.
    »Bleib stehen, du Idiot!«, rief er Hertwig nach.
    Der reiche Mann schubste den zweiten Schwertträger nach vorn. Dieser wirbelte die Klinge um sein Handgelenk, weil er wohl dachte, das sähe martialisch aus. Es kostete ihn die Zeit, in der ein weniger kunstvoll vorgehender, erfahrener Krieger einfach zugestochen hätte. Hertwig unterlief die Klinge, rannte in den Mann hinein. Der Schwung des deutschen Ritters holte den Angeber von den Füßen, sie prallten gemeinsam gegen eine Mauer. Der Schwertträger rutschte betäubt daran herunter und ließ die Waffe fallen. Hertwig bückte sich danach.
    Rogers streckte eine Hand nach Hertwig aus und riss ihn zurück, als dieser die Klinge hob. Der reiche Mann zerrte sein eigenes Schwert aus dem Gürtel. Rogers schlang einen Arm von hinten um Hertwigs Hals und drehte ihm mit der anderen Hand das Handgelenk um. Hertwig ließ das Schwert fallen. Rogers zerrte ihn zurück.
    »Ich hab ihn«, keuchte er. »War ein Versehen, Herr, ein Versehen …«
    Der Käufer Alice de Chacenays streckte die Hand mit dem Schwert nach vorn und machte einen unbeholfenen Ausfallschritt. Der Körper, den Rogers umschlungen hielt, erstarrte plötzlich. Der Händler trat zurück. Hertwig sackte zusammen. Rogers konnte ihn nicht halten und sank auf die Knie. Die Farbe wich bestürzend schnell aus Hertwigs Gesicht. Plötzlich war seine Haut grau und teigig. Rogers wurde kalt. Dies war nicht der erste Kamerad, den er beim Sterben in den Armen hielt, aber man gewöhnte sich nie daran. Er starrte die Wunde im Unterleib des jungen Mannes an. Sie war tief und weit, Blut pumpte zwischen durchtrennten weißen Muskelfasern und den Schlingen der Eingeweide heraus.
    Hertwig stierte Rogers an und bewegte den Mund. Rogers schüttelte den Kopf. Eine Wut erfasste ihn, wie er sie seit seiner Gefangennahme nicht mehr verspürt hatte. Die Wut richtete sich vor allem auf den tödlich Verwundeten in seinem Arm.
    »Ich … ich wollte …«, keuchte der junge Ritter.
    »Du wolltest ein Held sein«, sagte Rogers rau.
    »Ich bin … ich bin …«
    Rogers seufzte. Er spürte das Zittern Hertwigs bis in die eigenen Knochen. Das Blut quoll in Stößen aus der Wunde und sammelte sich unter ihnen. Beide saßen sie in einer warmen Lache, die ekelerregend stank. Eine Stimme in Rogers’ Innerem sagte nüchtern: Die ganze Welt ist die Schöpfung des Bösen . Die Dörfler drängten sich näher heran, die Gesichter plötzlich angespannt. Sie hatten etwas sehen wollen, das sie noch nie gesehen hatten. Jetzt sahen sie es und stellten fest, dass es blutiger war, als sie gedacht hatten.
    »Du bist ein blöder Hund«, sagte Rogers. »Und jetzt sag, was du zu sagen hast. Deine Vorfahren proben schon dein Willkommenslied.«
    Der Perser eilte herbei und schrie auf den Mann ein, der Hertwig niedergestochen hatte. Der Mann schrie zurück. Mit einer Hand hielt er noch die blutige Klinge und fuchtelte damit in der Luft herum, wie es alle seine Landsleute taten, selbst wenn sie sich nur nach dem Weg zur nächsten Latrine erkundigten. Die Klinge beschrieb kunstvolle Bogen in der Luft und verspritzte Blutströpfchen. Alice de Chacenay hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen.
    »Du bist wirklich ein blöder Hund«, sagte Rogers. Hertwigs Atem pfiff.
    »Ich will bezahlt werden, und zwar auf der Stelle!«, kreischte der persische Händler.
    »Ich schieb dir meine Klinge in den Arsch, bis sie dir zu den Nasenlöchern wieder rauskommt. Ist das Bezahlung genug?«, brüllte der Mann mit dem Schwert zurück.
    »Ich bin … ich bin …«
    »Ja, schon gut. Du bist ein Sünder, und du möchtest, dass Gott dir deine Sünden vergibt. Blabla. Ego te absol…«
    »… ich bin ein Bote des Lichts und der Wahrheit«, gurgelte Hertwig.
    Rogers fühlte, wie die Welt um ihn herum, das Gebrüll der Streitenden, das Gegröle der Zuschauer zurücktraten und einer Stille Platz machten, die wie die Stille im Inneren einer Glocke war, wenn der letzte Nachhall des Schlags verklungen ist.
    »Du musst … meine Botschaft … du musst an meiner

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