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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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bringe Euch hier raus!«
    »Bist du verrückt, Junge?«, schrie sie zurück. »So sicher wie hier drin ist es nirgends!«
    Rogers stierte sie an. Sie zog eine Grimasse. »Was geht hier überhaupt vor?«, rief sie.
    Ein weiterer Pfeil flog in das Innere des Wagens, blieb in der Stoffbahn auf der anderen Seite stecken, rutschte heraus und fiel Rogers auf den Kopf.
    »Der Treck wird angegriffen!«
    »Das sehe ich selber, Junge! Wer ist es? Unsere Leute?«
    Unsere Leute? Beinahe hätte Rogers geschnaubt. Unsere Leute verwesten entweder in den Gräbern bei Al-Mansurah und Barg as-Sirah oder vergammelten in der Gefangenschaft.
    »Räuber!«, rief er. »Wenn es Soldaten wären, hätten sie Brandpfeile geschossen und den Wagen schon längst abgefackelt. Die hier sind auf Beute aus – und auf Sklaven.«
    »Kann man sich in diesem Höllenland auch nur eine Meile weit frei bewegen!?«
    »Wenn man hierhergehört, schon.«
    Sie blinzelte. Ein dritter Pfeil fiel auf die Truhe neben ihr und rollte daran herunter. Sie packte ihn, rammte ihn in das Holz der Truhe und brach ihn ab. Ihre Augen funkelten. Dann wandte sie sich wieder an ihn.
    »Worauf wartest du noch, Junge? Sieh zu, dass du rausgehst und kämpfst! Ich brauch dich hier drin nicht!«
    »Sehr wohl, Madame!«
    Rogers ließ sich aus dem Wagen fallen und fragte sich, ob der Graf von Forez überhaupt Wert darauf legte, dass seine Frau ihn aus der Gefangenschaft befreite. Undeutlich im wallenden Staub war zu erkennen, dass die Mitglieder des Trecks mittlerweile alle zum Wagen aufgeschlossen hatten und eine Art Verteidigungsring um ihn bildeten. Der Pfeilhagel hörte plötzlich auf – das beste Zeichen dafür, dass in den nächsten Augenblicken der Angriff von Kriegern stattfinden würde. Er hastete um den Wagen herum, sah einen Schatten auf einem Pferd vor sich aufragen und spürte einen heftigen Schlag gegen den Schädel. Er stolperte, fiel zu Boden und verlor das Krummschwert. Als sich sein Blick wieder klärte, wurde er bereits in die Höhe gezerrt und zu einem der Wagenräder geschleppt. Aus tränenden Augen starrte er nach oben und sah die bizarre Gestalt Guilhelms vor sich aufragen.
    »Bindet ihn zu den anderen an das Wagenrad!«, schrie Guilhelm. Er hielt ein Schwert in der Linken und schwankte in seinem Korsett wie eine Holzpuppe. In einer der Streben des Käfigs steckte ein Pfeil und sah auf der Rückseite eine Handbreit weit heraus. Guilhelm hatte keinen Kratzer abbekommen. Der Teufel musste ihn für ein ganz besonderes Schicksal aufsparen.
    »Da bist du ja wieder«, sagte Godefroy und grinste, während ein keuchender Leibwächter Rogers an das Wagenrad band.
    »Wer ist die fette Kröte?«, fragte Walter.
    »Ein Freund meiner Familie.«
    »Heiliger Georg, bin ich froh, kein Franzose zu sein.«
    »Da sind sich alle Franzosen mit dir einig«, sagte Godefroy.
    »Ist die Frau in Ordnung?«, erkundigte sich Walter mit einem Kopfnicken zum Wagenaufbau hin.
    »Du kannst ja mal reinklettern und sie fragen, ob sie was braucht!«
    »Haltet die Klappe!«, schnauzte Godefroy. »Ich glaube, sie kommen.«
    Ein schrilles Geheul erhob sich rund um die improvisierte Stellung herum. Sie waren umzingelt. Guilhelms Pferd wieherte. Die Männer, die er befehligte, sahen sich an und schluckten. Walter zerrte an seinen Fesseln und fluchte. Rogers’ Blicke flogen an den Verteidigern entlang. Es waren bestürzend wenige. Al-Mala’ika musste entweder auf der anderen Seite des Wagens oder gefallen oder geflohen sein.
    »Bind uns los und lass uns kämpfen!«, schrie er zu Guilhelm. »Ihr könnt jeden Mann brauchen.«
    »Aber keinen, der uns in den Rücken fällt«, gab Guilhelm zurück.
    Dann waren die Angreifer über ihnen.
    Sie waren Schatten, die aus dem Staub auftauchten. Klingen blitzten auf. Da und dort ertönte das Geräusch von Schwertern, die aufeinanderprallten – noch öfter aber das Keuchen eines Mannes, der gar keine Zeit gehabt hat, sich zu verteidigen. Rogers sah wehende Mäntel, mit Stoffbahnen umwickelte Helme, schnelle Bewegungen wie bei einem Tanz. Die Schatten waren so schnell wieder weg, wie sie gekommen waren. Vier Männer lagen still auf dieser Seite des Wagens, die anderen stachen mit ihren Schwertern wild in der Luft herum. Guilhelm fluchte. Die Staubwolke war noch dichter geworden. Jemand hustete würgend.
    »Sie haben sich Lederlappen an die Stiefel gebunden, damit der Staub noch mehr aufwirbelt«, krächzte Godefroy. »Teufel!«
    »Sie haben vier von den Kerlen

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