Die Pforten der Ewigkeit
erledigt, die uns gefangen halten«, bedeutete Walter ihm.
»Stimmt. Brave Jungs!«
»Guilhelm, bind uns los!«, rief Rogers. Guilhelm de Soler ignorierte ihn. Er schien zu lauschen.
»Alles wechselt die Position!«, brüllte er plötzlich. Der Verteidigungsring geriet kurzfristig durcheinander, und es schien die dümmste Anordnung der Welt zu sein, bis Rogers erkannte, dass die Angreifer diesmal zum Großteil ins Leere liefen. Nur diejenigen, die dumm stehen geblieben waren und Guilhelms Befehl ignoriert hatten, fielen unter den Schwertern. Die anderen hatten Zeit, zurückzuschlagen. Ein toter Angreifer rollte Rogers, Walter und Godefroy vor die Füße. Rogers streckte ein Bein aus und versuchte, sein Schwert mit der Ferse zu sich heranzuziehen, aber einer der Verteidiger sah es, riss die Waffe an sich und gab Rogers einen Tritt.
»Die kommen nochm…«, begann Rogers. Aus dem Nebel drang ein ominöses Knarren. Godefroy reagierte genauso schnell wie er. Er riss Walter um und rollte sich mit ihm so weit unter den Wagen und in Deckung des Wagenrades, wie es ihre Fesseln zuließen. Das Knarren war das von Bogen gewesen, die gespannt werden. Rogers kam auf ihnen zu liegen. Ein Pfeilhagel schlug in die Wagenwand und verschonte sie nur dort, wo einige Schritt weiter vorn die Verteidiger gestanden und die Pfeile unfreiwillig mit ihren Körpern aufgefangen hatten. Schmerzgebrüll ertönte und das unmissverständliche Geräusch, wenn ein Mann mit Lederrüstung und Kettenhemd tot auf den Boden schlägt. Guilhelms Pferd brach zusammen. Rogers sah mit weit aufgerissenen Augen aus seiner Deckung, wie Guilhelm in seinem Käfig auf die Straße prallte. Der Käfig zersplitterte. Guilhelm glitt aus den Trümmern wie ein Fisch aus einer zerbrochenen Kiste. Er brüllte vor Schmerz und tastete mit der Linken nach seinem Schwert. Seine Beine waren unter ihm verdreht. Er fing Rogers’ Blick auf und gab ihn mit purem Hass zurück, dann versuchte er, sich mit der Linken vorwärtszuziehen. Seine Waffe lag ein paar Schritt weit entfernt.
»Ich hab was abgekriegt«, sagte Walter.
Rogers’ Kopf flog herum. Walter starrte mit merkwürdigem Blick einen Pfeilschaft an, der oben aus seiner Brust herausragte. Um ihn herum begann sich der Stoff von Walters Tunika zu röten.
Die Angreifer erhoben erneut ihr gellendes Geheul. Während vorne immer noch Männer auf die Knie sanken, kamen die Schatten zum zweiten Mal aus der Staubwolke hervor, elegante Tänzer, sparsame Bewegungen, abgezirkelte Schwünge … wer von den Verteidigern noch nicht tot gewesen war, war es im nächsten Augenblick. Von der anderen Seite des Wagens war zu hören, dass sich dort genau die gleiche Szene abspielte. Godefroy riss Walters verdreckte Tunika auf. Der Pfeil fiel heraus. Er hatte eine lange Schramme vom Schlüsselbein bis zur Brustwarze in Walters Haut geritzt und ihn ansonsten verfehlt. Blut sickerte aus der Schramme, aber sie war nicht schlimmer als eine Verletzung, die sich zwei Freunde aus Versehen bei einem Übungskampf beibringen mochten. Godefroy grinste.
»Ihr Engländer könnt euch nicht mal richtig abschießen lassen«, sagte er erleichtert.
Walter schnaubte, packte ihn an den Haaren, zog ihn zu sich heran und gab ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange. Godefroy wischte sich fluchend übers Gesicht. Rogers sah zu, wie sich ein Stiefel in Guilhelms Nacken stellte und das Gesicht des Mannes in den Staub drückte. Guilhelm fuchtelte mit der Linken herum und begann zu würgen. Die Klinge eines Krummschwerts geriet in Rogers’ Blickfeld – es war das Schwert von Alice de Chacenays Herrn. Dass ausgerechnet er sich verteidigen würde … doch da fiel das Schwert auch schon zu Boden. Einer der vermummten Angreifer ließ seinen Bogen sinken und entspannte die Sehne, ohne den Pfeil abgeschossen zu haben. Guilhelm versuchte sich herumzurollen. Der Mann, der den Fuß in seinen Nacken gestellt hatte, hob das Schwert, dann aber senkte er den Arm. Guilhelm ächzte.
Stiefel schritten um den Wagen herum. Diejenigen der Angreifer, die Rogers sehen konnte, machten respektvolle Handbewegungen. Die Stiefel blieben neben dem Wagenrad stehen; dann ging ihr Besitzer in die Hocke und spähte zu ihnen herein. Von seinem Gesicht war nichts zu sehen außer der Augenpartie. Er hob eine Braue und zog sich das schützende Tuch vom Gesicht. Er begann zu grinsen.
»Doch nicht gekreuzigt worden, wie ich sehe«, sagte er.
»Was sagt er?«, fragten Godefroy und Walter
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