Die Pforten der Ewigkeit
auf den Boden. Nur kein unbewegtes Ziel bieten! Seine Ellbogen und Knie waren bereits aufgeschrammt. Wütend zerrte er an den Handfesseln und biss in das Leder, ohne etwas auszurichten. Seine Augen tränten. Ein Schatten taumelte neben ihm durch den Staub, wurde von zwei Pfeilen gleichzeitig getroffen und flog auf den Körper des gefällten Pferdes. Rogers versuchte hektisch festzustellen, wo der Wagen war. Guilhelm hatte recht – er war eine gute Deckung!
Ein Reiter donnerte aus dem Staubnebel auf ihn zu. Rogers versuchte auszuweichen. Der Reiter brüllte etwas und streckte die Hand nach ihm aus. Es war al-Mala’ika. Rogers ergriff seine Hand und ließ sich hinter ihm aufs Pferd ziehen.
»Wir werden angegriffen!«, brüllte er.
»Woran hast du das gemerkt?«, brüllte al-Mala’ika zurück. »Hier – der Wagen. Sieh zu, dass du am Leben bleibst!« Rogers fühlte sich vom Pferd gestoßen. Erneut prallte er auf die Erde. Al-Mala’ika riss sein Pferd herum und ein Krummschwert aus der Scheide. Er stieß einen schrillen Schrei aus und verschwand im Staub. Rogers rappelte sich auf und erreichte in zwei, drei Sprüngen den Wagen, presste sich gegen die Holzwand. Das Gefährt war von einem Zweiergespann Maultiere gezogen worden; beide lagen tot in ihrem Geschirr. Der Wagen hatte sich quergestellt und blockierte die Straße. Langsam kehrten Rogers’ Sinne zurück. Neben ihm presste sich ein Mann gegen den Wagen, als wolle er in das Holz hineinschlüpfen. Seine Augen waren krampfhaft geschlossen. Seine Lippen zitterten. Rogers sah, dass er auf einem Leichnam stand, dem ein Pfeil den Schädel samt Lederhelm durchschlagen hatte. Er schien es nicht zu bemerken. Die Leiche tropfte. Die Nässe ließ sich zu den Stiefeln des Mannes zurückverfolgen. Er hatte sich vollgepinkelt. Mit Verspätung erkannte Rogers, dass der Hasenfuß der Besitzer von Alice de Chacenay war. Ihm fiel ein, was Hertwig von Staleberc getan hätte. Er verfluchte den jungen Mann von Herzen. Dann packte er den zitternden Kaufmann am Arm.
»Wo ist Alice?«, schrie er.
Der Mann schüttelte wie wild den Kopf und kauerte sich an den Wagen.
»Wo ist deine Sklavin?«
Ein weiterer Mann kam keuchend angerannt und ließ sich auf den Boden fallen. Ein Pfeil schlitterte unter dem Wagen hindurch, ohne Schaden anzurichten. Der Neuankömmling jaulte auf und versuchte, auf das Wagenrad zu klettern. Er gehörte zu Alices Besitzer. Rogers zerrte ihn vom Wagenrad herunter.
»Wo ist die Sklavin?«
Ein weiterer Pfeil kam sich überschlagend unter dem Wagen durch. Rogers wich ihm mit einer Körperdrehung aus. Der Mann in seinem Griff wand sich und schrie: »Im Wagen! Sie ist im Wagen! Lass mich los, du Hund, bei der Liebe Allahs!«
Der Wagen hatte Seitenwände aus Holz, aber sein Dach war nur eine Stoffplane über einem Gestell wie die Pfosten eines Himmelbetts. Rogers fuhr herum und zerrte dem Kaufmann das Schwert aus dem Gürtel. Einen Augenblick lang dachte er daran, dass es jenes Schwert war, das Hertwig von Staleberc in den Leib gefahren war, dann kauerte er sich damit auf den Boden, klemmte es zwischen die Knie und sägte voller Hektik an seinen Fesseln. Zwei, drei Reiter donnerten vorbei. Noch immer flogen die Pfeile. Ein weiterer Verteidiger erreichte die relative Sicherheit des Wagens und brach dort zusammen. In seinem Körper steckten drei Pfeile. Er begann zu ächzen. Noch einer kam heran und fiel in seiner Panik auf den Verwundeten. Dieser begann zu schreien.
Die Fesseln lösten sich mit einem Ruck. Rogers streifte sich die Reste der Lederbänder ab und ergriff das Schwert. Niemand hielt ihn auf. Er rannte um die hintere Ecke des Wagens herum. Ein Pfeil schlug neben ihm in das Holz. Rogers riss die Plane beiseite, schwang sich ins Wageninnere und ließ sich dort sofort zu Boden fallen.
Er hatte befürchtet, Alice de Chacenay von Pfeilen gespickt dort liegen zu sehen, aber die Adlige hatte sich neben zwei Reisetruhen flach auf den Boden des Wagens gepresst und war beinahe in Sicherheit. Ihr grau durchschossenes Haar war wild zerzaust. Sie starrte ihn mit großen Augen an. Ihr Gesicht war verschwollen und zerkratzt, aber sonst schien sie keine Verletzungen zu haben.
Ein Pfeil durchtrennte die Plane, hatte aber nicht mehr die Kraft, bei der gegenüberliegenden Seite hinauszufliegen, und klapperte auf die Truhen. Rogers streckte die Hand nach Alice aus. Sie starrte ihn weiterhin an.
»Madame!«, brüllte er. »Ich bin ein Kamerad Eures Mannes. Ich
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