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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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zuspitzen«, sagte ich. »Ich halte es für das beste, wenn wir uns bewaffnen. Die Zeit ist gekommen, gewisse Personen hiermit zu konfrontieren.« Ich zog das blutbefleckte Gewand aus dem Versteck zwischen unseren Sachen hervor und klemmte es unter den Arm. »Wir sollten auch für uns Umhänge mitnehmen. Die Nacht wird wahrscheinlich kühl. Und jetzt auf zu den Ställen.« Wir eilten den Flur hinunter, die Treppe hinab und durch das Atrium. Hinter den Hügeln ging gerade die Sonne unter.
    Im Stall trafen wir Meto, der in dieser Nacht bei den Pferden wachte. Ich wies ihn an, zwei Rösser für Eco und mich fertigzumachen.
    »Aber es wird schon dunkel«, wandte er ein.
    »Es wird sogar noch dunkler werden, bevor wir zurückkommen.«
    Wir bestiegen die Pferde und waren zum Aufbruch bereit, stoppten jedoch vor den Stallungen, als Faustus Fabius und ein Kordon bewaffneter Männer den Hof überquerte. Zwischen den Reihen der Soldaten marschierten hintereinander die verbliebenen Haussklaven Richtung Anbau.
    Sie gingen schweigend und kraftlos. Einige hatten die Köpfe gesenkt. Andere sahen sich mit großen ängstlichen Augen um. Unter ihnen sah ich auch Apollonius, der den Blick stur geradeaus hielt, die Zähne fest aufeinandergebissen.
    Mir kam es vor, als würde die Villa ihres Lebenssaftes beraubt. Alle, die diesem großen Haus Leben einhauchten, die es von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in Bewegung hielten, wurden aus seinen Fluren vertrieben - die Barbiere und Köche, die Feuerschürer und Türöffner, die Servierer und Diener.
    »He, du da, Junge!« brüllte Fabius.
    Meto wich zurück und umklammerte mein Bein. Seine Hände zitterten.
    Mein Mund wurde trocken. »Der Junge ist mit mir unterwegs, Faustus Fabius. Ich habe für Crassus etwas zu erledigen, und ich brauche ihn.«
    Faustus Fabius machte dem Trupp ein Zeichen, zum Anbau weiterzumarschieren, und kam auf uns zu. »Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich, Gordianus.« Er lächelte sein unnahbares patrizisches Lächeln. »Ich habe vielmehr gehört, daß du und Marcus euch endgültig entzweit habt und daß er deinen Kopf genauso gerne auf einem Silberteller serviert sähe wie auf deinem Hals. Ich wage zu bezweifeln, daß du überhaupt befugt bist, Pferde aus seinem Stall zu nehmen. Wo willst du denn hin - nur für den Fall, daß Crassus fragen sollte.«
    »Nach Cumae.«
    »Ist es schon so weit gekommen, daß du die Sibylle um Rat fragen mußt, Gordianus, und das bei Anbruch der Dunkelheit? Oder möchte dein Sohn einen letzten Blick auf die schöne Olympias werfen?« Als ich keine Antwort gab, zuckte er die Schultern. Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über sein Gesicht, und ich sah, daß ein Zipfel des zusammengefalteten, unter meinem Gewand versteckten, blutigen Umhangs hervorlugte. Ich versuchte, ihn mit meinem Ellenbogen zu verdecken.
    »Der Junge kommt jedenfalls mit mir«, sagte Fabius.
    Er packte Metos Schulter, doch das Kind klammerte sich an meinem Bein fest. Fabius zerrte heftiger, und Meto begann zu kreischen. Sklaven und Soldaten wandten die Köpfe in unsere Richtung. Eco wurde nervös; sein Pferd begann zu wiehern und zu stampfen.
    »Hab Erbarmen mit dem Jungen, Faustus Fabius!« flüsterte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Laß ihn mit mir gehen - ich lasse ihn bei Iaia in Cumae. Crassus wird es nie erfahren!«
    Fabius lockerte seinen Griff. Meto ließ zitternd mein Bein los, um sich die Tränen aus den Augen zu wischen. Fabius lächelte dünnlippig.
    »Die Götter werden es dir danken, Faustus Fabius«, flüsterte ich. Ich beugte mich herab, um den Jungen aufs Pferd zu heben, doch Fabius zog ihn rasch zur Seite, machte einen Schritt zurück und packte ihn fest.
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Der Sklave gehört Crassus«, sagte er. Er drehte sich um und stieß den stolpernden und sich verzweifelt über die Schulter umblickenden Meto in Richtung der anderen Sklaven.
    Ich sah benommen zu, bis der letzte Wachmann um die Ecke der Ställe verschwunden war. Zwielicht hatte sich über die Erde gesenkt, und die ersten Sterne funkelten am Himmel. Schließlich gab ich meinem Pferd die Sporen, und wir brachen auf. Ich sprach ein stummes Gebet zu jenem Gott, der zufällig gerade zuhören mochte, daß der nächste Morgen nie anbrechen möge.
    EINUNDZWANZIG
    Es wäre klüger gewesen, tadelte ich mich im nachhinein, die Straße nach Cumae zu nehmen anstatt die Abkürzung über die Hügel, die Olympias uns gezeigt hatte. Es war eine jener

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