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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Alexandros auf der Spur und wollte mir den Sklaven persönlich ausliefern - das ist die Lösung für alles! Wer sonst hätte ihn vergiften sollen, wenn nicht Alexandros oder ein anderer Sklave, der Alexandros schützen wollte? Dionysius muß Alexandros Versteck gefunden haben und wollte ihn mir morgen zusammen mit allen Beweisen, die er entdeckt hatte, bei der Hinrichtung öffentlich übergeben.« Crassus schüttelte reuevoll den Kopf. »Ich muß zugeben, daß das für den alten Kauz ein ganz schöner Coup gewesen wäre, eine Gelegenheit, vor allen versammelten Gästen Eindruck zu schinden. Danach wäre es schwierig geworden, ihm einen Platz in meinem Gefolge zu verweigern. Also hat sich der alte Kauz als Fuchs erwiesen!«
    »Ein ziemlich toter Fuchs«, sagte ich matt.
    »Ja, und für immer stumm. Eine Schande, daß er mir nicht mehr sagen kann, wo sich Alexandros versteckt. Ich hätte den Schurken morgen zu gerne in meinen Händen gehabt. Ich hätte ihn ans Kreuz binden und zur Unterhaltung der Menge bei lebendigem Leibe verbrennen lassen.« Seine Augen blitzten bösartig auf, und er wurde auf einmal wütend. »Erkennst du jetzt, Gordianus, wie du meine und deine Zeit verschwendet hast, indem du der Illusion von der Unschuld der Sklaven nachgejagt hast? Du hättest deine Schlauheit darauf verwenden sollen, Alexandros zu fangen und mir zu übergeben, auf daß Gerechtigkeit geschehe, doch statt dessen hast du zugelassen, daß dieser Teufel vor deinen Augen einen weiteren Mord begangen hat!«
    Er begann wütend auf und ab zu laufen. »Du bist ein sentimentaler Narr, Gordianus! Ich kenne Typen wie dich, die sich ständig für Sklaven und ihre gerechten Verdienste einsetzen und zimperlich auf die Häßlichkeiten reagieren, die manchmal notwendig sind, um römisches Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten. Nun, in diesem Fall hast du dein Bestes getan, der Gerechtigkeit im Weg zu stehen und, bei Jupiter, du bist gescheitert. Du nennst dich ernsthaft einen Sucher?«
    Er fing an zu brüllen. »Deine Unfähigkeit ist direkt für Dionysius Tod verantwortlich sowie für die Tatsache, daß der Mörder Alexandros noch frei herumläuft. Raus mit dir! Für derartige Inkompetenz habe ich keinerlei Verwendung! Wenn ich nach Rom zurückkehre, werde ich dafür sorgen, daß du zum Gespött der ganzen Stadt wirst. Dann kannst du ja sehen, ob noch irgendjemand die Dienste des sogenannten Suchers in Anspruch nehmen will!«
    »Marcus Crassus -«
    »Raus!« In seiner Wut packte er die auf dem Tisch verstreuten Dokumente, ballte sie zusammen und warf damit nach mir. Sie verfehlten mich, doch eines traf Eco im Gesicht. »Und wage es nicht, mir wieder unter die Augen zu treten, es sei denn, du kannst mir den Sklaven Alexandros in Ketten bringen, damit er für seine Verbrechen gekreuzigt wird!«
    »Der Mann ist sich seiner selbst weniger sicher denn je«, flüsterte ich Eco zu, als wir den Raum verließen. »Die Bestattungsfeierlichkeiten, das drohende Blutvergießen - er ist völlig überreizt...«
    Plötzlich merkte ich, daß mein Gesicht heiß war und mein Herz raste. Mein Mund war so trocken, daß ich kaum schlucken konnte. War es Marcus Crassus, von dem ich sprach, oder meinte ich mich selbst?
    Nach ein paar Schritten blieb ich stehen. Eco blickte verwirrt zu mir auf und zupfte an meinem Ärmel, um zu fragen, was wir als nächstes tun sollten. Ich biß auf meine Lippe, auf einmal ratlos und desorientiert. Eco zog besorgt die Brauen zusammen. Ich schaffte es nicht, ihm in die Augen zu sehen.
    Was blieb uns zu tun übrig? Seit Tagen war ich pausenlos in Bewegung gewesen, stets in der Lage, den nächsten Schritt zu erkennen, doch jetzt kam ich mir auf einmal verloren vor. Vielleicht hatte Crassus recht, und meine Verteidigung der Sklaven war von Anfang an eine sentimentale Torheit gewesen. Selbst wenn er unrecht hatte, war meine Zeit fast abgelaufen, und ich hatte nichts in den Händen, was ich ihm präsentieren konnte - mit Ausnahme der Tatsache, daß ich wußte oder zu wissen glaubte, wer Dionysius vergiftet hatte, genau wie ich zu wissen glaubte, wo sich der Sklave Alexandros versteckt hielt. Wenn ich schon sonst nichts tun konnte, so konnte ich wenigstens die Wahrheit herausfinden, und sei es nur zu meiner eigenen Befriedigung.
    In unserem Zimmer holte ich die beiden Dolche hervor, die ich aus Rom mitgebracht hatte, und gab Eco einen davon. Er sah mich mit aufgerissenen Augen an. »Die Ereignisse könnten sich sehr plötzlich krisenhaft

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