Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
Vom Netzwerk:
ist es«, sagte er und wies auf die Tür zu Dionysius Gemächern.
    Es waren zwei kleine, durch einen Vorhang abgeteilte Räume. In dem vorderen Raum standen ein paar Stühle um einen runden Tisch an einem Fenster mit Blick auf die bewaldeten Hügel im Westen. Auf dem Tisch befand sich eine kleine Urne aus Ton. Als ich den Deckel abnahm, roch ich ein Gemisch aus Gartenraute, Knöterich und Knoblauch. »Dionysius Kräutermischung. Vergiftet oder nicht, man sollte sie verbrennen oder ins Meer gießen, um sicherzugehen, daß nicht noch jemand Schaden nimmt.«
    Der zweite Raum war stoisch karg möbliert, er enthielt nichts weiter als ein Schlafsofa, eine Hängelampe und eine große Truhe.
    »Hier gibt's ja nicht viel zu entdecken«, bemerkte ich zu Eco, »es sei denn, er hat etwas versteckt.« Ich wollte die Truhe öffnen und stellte fest, daß sie mit einem Schloß gesichert war. »Wir könnten sie vermutlich einfach aufbrechen. Crassus hätte wahrscheinlich nichts dagegen, und wir können Dionysius Schatten bitten, uns zu vergeben. Sieht auch ganz so aus, als ob das vor uns schon jemand vergeblich versucht hätte. Siehst du die Kratzer auf dem Holz und dem Metall, Eco? Wir brauchen ein langes, schmales Brecheisen, um sie aufzustemmen.«
    »Warum nimmst du nicht einfach den Schlüssel?« schlug Meto vor.
    »Weil ich ihn nicht habe«, erwiderte ich.
    Meto lächelte spitzbübisch, legte sich flach auf den Boden, kroch unter das Sofa und kam mit einem schlichten Messingschlüssel in seiner winzigen Hand wieder zum Vorschein.
    Ich warf die Hände in die Luft. »Meto, du bist unbezahlbar! Jedes Haus braucht einen Sklaven wie dich.« Er grinste und stand hinter mir, als ich mich bückte, um den Schlüssel ins Schloß zu stecken. »Wirklich, Meto, ich glaube, wenn du groß bist, wirst du wie einer dieser Sklaven aus einem Schauspiel von Plautus, die immer wissen, was wirklich vor sich geht, auch wenn ihr Herr zu dumm oder zu verliebt ist, um die Wahrheit zu erkennen.« Wer immer versucht hatte, die Truhe aufzustemmen, hatte auch das Schloß beschädigt, so daß ich eine Weile mit dem Schlüssel herumhantieren mußte. »Plautus schlaue Sklaven werden am Ende immer von ihren eifersüchtigen Herren getadelt, aber ohne sie käme die Welt ganz bestimmt nicht aus. Ah - da haben wir's, geschafft! Ich frage mich, welche Schätze dem Philosophen so wertvoll waren, daß er sie weggeschlossen hatte?«
    Ich öffnete den Deckel. Eco stockte der Atem. Meto wich zurück.
    »Blut!« flüsterte er.
    »Ja«, stimmte ich ihm zu, »ganz unzweifelhaft Blut.« Auf mehreren am Boden der Truhe ausgerollten Schriftstücken lag ein eng und kritzelig beschriebenes Stück Pergament, auf dem ein großer Blutfleck prangte.
    »Sind das die fehlenden Dokumente?« fragte ich.
    Wieder in der Bibliothek studierte Crassus die ausgebreiteten Unterlagen eine nach der anderen. »Ja, das sind die Aufstellungen, nach denen ich gesucht habe, zusammen mit einigen anderen, von deren Existenz ich keine Ahnung hatte, voller Unregelmäßigkeiten und kryptischer Hinweise - Ausgaben und Einnahmen, die offenbar in einer Art Geheimcode notiert sind. Ich werde sie nach den Bestattungsspielen mit nach Rom nehmen müssen. Es ist unmöglich, sie ohne beträchtlichen Zeit- und Arbeitsaufwand zu deuten; vielleicht kann mein Oberbuchhalter sie entziffern.«
    »Ich habe gesehen, daß mehrfach die Eintragung >Ein Freund< auftaucht, stets im Zusammenhang mit einer größeren Geldsumme. Könnte es nicht sein, daß dies ein Dokument über Investitionen von und Auszahlungen an Lucius stillen Teilhaber ist?«
    Crassus warf mir einen verärgerten Blick zu. »Ich möchte vor allem wissen, was diese Dokumente in Dionysius Zimmer zu suchen hatten.«
    »Ich habe eine Theorie«, sagte ich.
    »Da bin ich mir sicher.«
    »Wir wissen, daß Dionysius den Mord an Lucius aufklären wollte, und sei es nur, um mit seiner Klugheit zu renommieren. Angenommen, er hatte die Blutflecken auf der Statue, mit der Lucius umgebracht wurde, schon vor uns entdeckt und lange vor meiner Ankunft die Schlußfolgerung gezogen, daß Lucius in diesem Raum ermordet wurde. Weiter angenommen, er hatte eine Ahnung bezüglich Lucius dunkler Geschäfte; schließlich lebte er in diesem Haus und hätte den Fluß des Silbers und der Waffen durchaus beobachten können, egal wie heimlich Lucius vorgegangen sein mag.«
    Crassus nickte. »Und weiter?«
    »Im Wissen um diese Dinge muß er die Unterlagen entwendet haben, bevor du sie

Weitere Kostenlose Bücher