Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
Vom Netzwerk:
nur die vergangene Nacht wieder eingefallen...« Ich dachte an Eco und machte mir brennende Sorgen. »Weiter. Was geschah dann?«
    »Schließlich fand ich den Weg nach Cumae. Ich betrat das Haus, ohne die Sklaven zu wecken, suchte Olympias und berichtete ihr, was geschehen war. Es war Iaias Idee, mich in der Höhle zu verbergen. Cumae ist ein winziges Dorf, in ihrem Haus hätte sie mich nie verstecken können. Und selbst in der Höhle hast du uns schließlich entdeckt.«
    »Dionysius hat euch zuerst entdeckt. Ihr solltet den Göttern danken, daß er Crassus nichts davon erzählt hat. Oder vielleicht kann man auch noch jemand anderem danken.« Ich warf einen Seitenblick zu Olympias.
    »Wieder diese Andeutungen!« Iaia packte die Lehnen ihres Stuhls.
    »Du solltest mir zumindest zugute halten, daß ich Augen und Ohren habe, Iaia. Dieses Haus ist voller seltsamer Wurzeln und Kräuter, ich weiß zufällig, daß darunter auch Eisenhut ist. An dem Tag, an dem wir die Sibylle konsultiert haben, habe ich es in dem Raum, in dem du deine Farben anrührst, in einem Gefäß gesehen. Vermutlich hast du außerdem auch noch Strychnos, Bilsenkraut, Limeum -«
    »Einiges davon habe ich tatsächlich im Haus, ja, aber nicht für Mordzwecke! Dieselben Substanzen, die töten, können auch heilen, wenn sie mit dem richtigen Wissen angewandt werden. Bestehst du auf einem Eid, Gordianus? Also gut! Ich schwöre, bei der Heiligkeit des Sibyllinischen Altars und dem Gott, der durch den Mund der Sibylle spricht, daß niemand in diesem Haus den Mord an Dionysius begangen hat!«
    Sie hatte den Eid mit so viel Nachdruck gesprochen, daß sie halb aufgestanden war. Als sie sich jetzt langsam wieder auf ihren Stuhl setzte, senkte sich eine übernatürliche Stille über die Terrasse. Selbst die Brandung klang gedämpft. Die Sonne war endlich über das Dach des Hauses gestiegen und hatte die Mauer um die Terrasse mit einer Krone aus gelbem Licht versehen. Jetzt kreuzte eine einsame Wolke den Pfad der aufgehenden Sonne und tauchte alles wieder in Schatten; dann war die Wolke vorübergezogen, und ich fühlte die Wärme, die von den blendend weißen Steinen abstrahlte, auf meiner Haut. Wie nebenbei fiel mir auf, daß meine Kopfschmerzen verschwunden waren und ich stattdessen eine angenehme Leichtigkeit empfand.
    »Also gut«, sagte ich leise, »das wäre geklärt. Du hast Dionysius nicht getötet. Aber ich frage mich, wer sonst?«
    »Was glaubst du wohl?« meinte Iaia. »Derselbe Mann, der auch Lucius Licinius getötet hat. Crassus!«
    »Aber aus welchem Grund?«
    »Das weiß ich nicht, aber ich finde, jetzt bist erst einmal du an der Reihe zu erzählen, was du weißt, Gordianus. Gestern hast du zum Beispiel den Sklaven Apollonius das Wasser um den Pier unterhalb von Gelinas Haus absuchen lassen. Dem Vernehmen nach hast du einige sehr überraschende Entdeckungen gemacht.«
    »Wer hat dir das erzählt? Meto?«
    »Schon möglich.«
    »Keine Geheimnisse, Iaia!«
    »Also gut, ja, es war Meto. Ich frage mich, ob wir zu demselben Schluß gekommen sind, Gordianus.«
    »Daß Lucius den aufständischen Sklaven im Tausch gegen erbeutetes Silber und Schmuck Waffen geliefert hat?«
    »Genau. Ich glaube, daß auch Dionysius einen derartigen Skandal vermutet hat; deswegen hat er gezögert, Alexandros Versteck zu verraten, weil er wußte, daß es ein noch größeres Geheimnis zu enthüllen gab. Meto hat mir auch erzählt, daß du in Dionysius Zimmer gewisse Dokumente gefunden hast-belastende Dokumente bezüglich Lucius verbrecherischer Machenschaften.«
    »Vielleicht. Nicht einmal Crassus selbst konnte sie völlig entziffern.«
    »Ach, tatsächlich?«
    Ein leiser Anflug von Schmerz zuckte durch meinen Schädel. »Iaia, willst du etwa ernsthaft andeuten...«
    Sie zuckte die Schultern. »Warum sprichst du das Unsagbare nicht aus? Ja, Crassus persönlich muß in die Geschäfte verwickelt gewesen sein!«
    »Crassus soll Waffen an Spartacus geschmuggelt haben? Unmöglich!«
    »Nein, bei einem so eitlen und gierigen Mann wie Marcus Crassus ist eine solche Widerwärtigkeit keineswegs unmöglich. Er ist so gierig, daß er der Versuchung, im Handel mit Spartacus einen Riesenprofit zu machen, nicht widerstehen konnte - natürlich wieder einmal den armen, verängstigten Lucius als Unterhändler benutzend. Und so eitel, daß er glaubte, daß es für seine Sache am Ende keinen Unterschied machen würde, wenn er erst einmal den Oberbefehl gegen die Sklaven bekommt. Er hält sich für

Weitere Kostenlose Bücher