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Die Pforten Des Hades

Die Pforten Des Hades

Titel: Die Pforten Des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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dem Rumpf. Es schien kaum faßbar, daß man ein derartiges Ungetüm losgeschickt hatte, nur um einen einzigen Mann abzuholen. Mummius zündete eine Fackel an und schwenkte sie über dem Kopf. An Bord wurde ebenfalls eine Fackel entzündet, die unser Zeichen erwiderte. Als wir näher kamen, schwärmten auf einmal Männer an Deck und begannen die Masten zu besteigen, lautlos wie Geister im Sternenlicht. Die aus dem Wasser gezogenen Ruder rührten sich wie die zitternden Beinchen eines Tausendfüßlers und tauchten nach unten. Segel entrollten und blähten sich in der leichten Brise. Mummius befeuchtete reinen Finger und hielt ihn in die Luft. »Nicht viel Wind, aber et bläst gleichmäßig in südlicher Richtung. Gut!«
    Unsere Barkasse landete Bug an Bug mit der Triere, eine Strickleiter wurde herabgelassen. Eco kletterte als erster an Bord, ich folgte ihm. Zuletzt kam Mummius und holte die Leitet hinter sich ein. Das kleinere Boot legte ab und nahm wieder Kurs auf Ostia. Rasch schritt Mummius die gesamte Länge des Schiffes ab und gab Befehle. Die Furie lichtete den Anker und drehte bei. Vom Unterdeck hörte man das rhythmische Stöhnen der Ruderer, und auf beiden Seiten gab es ein lautes Platschen, als die Ruderblätter zu ihrem ersten Schlag ins Wasser tauchten. Ich warf einen Blick zurück auf Ostia, den schmalen Strand und die schrägen Dächer, die sich über den Mauern erhoben. Die Stadt entfernte sich mit verblüffender Geschwindigkeit, Mauern verschwammen, und die Kluft schwarzen Wassers wurde breiter und breiter. Auf einmal schien Rom sehr weit weg.
    Marcus Mummius war mit der Mannschaft beschäftigt und beachtete uns nicht. Eco und ich fanden ein ruhiges Plätzchen und versuchten, gegen die Kühle des offenen Meeres in unsere Decken gewickelt und aneinandergelehnt, zu schlafen. Wenig später rüttelte mich Mummius wach. »Was tust du hier auf Deck? Ein verweichlichter Städter wie du wird sich in der feuchten Luft ein Fieber holen und sterben. Kommt, alle beide, im Achterschiff ist ein Platz für euch.« Wir folgten ihm, über Taurollen und verborgene Bodenluken stolpernd. Über den dunklen Hügeln im Osten zog der erste Schimmer der Morgenröte auf. Mummius führte uns eine kurze Treppe hinab in eine winzige Kammer mit zwei Pritschen. Ich ließ mich sogleich in die nächstgelegene fallen und stellte angenehm überrascht und mit einem wohligen Schauer fest, daß ich in einer Matratze aus feinsten Gänsedaunen versank. Eco nahm die andere Pritsche und begann zu gähnen und sich zu strecken wie eine Katze. Ich zog mir die Decke über die Ohren und fragte mich, schon im Halbschlaf, ob Mummius uns wohl die Benutzung seines eigenen Lagers angeboten hatte.
    Ich öffnete die Augen und sah ihn mit verschränkten Armen an einer Wand im Flur lehnen. Seine Gesichtszüge verschwammen im blassen Licht des Morgengrauens, doch am sanften Flackern seiner Lider und dem herabhängenden Kiefer erkannte ich, daß Marcus Mummius, kein Angeber, sondern ein ehrlicher Soldat, fest schlief und träumte - im Stehen.
    DREI
    Als ich aus dem Schlaf hochschreckte, wußte ich einen Moment lang nicht, wo ich war. Es mußte Morgen sein, denn selbst nach heftigsten Ausschweifungen schlafe ich selten bis zum Mittag, doch die hellen Sonnenstrahlen, die durch ein Fenster über meinem Kopf in die Kammer fielen, waren weich wie das frühherbstliche Nachmittagslicht. Die Erde schien zu erzittern, wenngleich nicht mit den plötzlichen Stößen eines Erdbebens. Das Haus um mich herum quietschte und stöhnte, und als ich mich erheben wollte, versanken meine Ellenbogen in einem riesigen, bodenlosen Daunenkissen.
    Durch das Bullauge über meinem Kopf drang eine vage vertraute Stimme an mein Ohr, die im grimmigen Soldatenton Befehle brüllte, und ich erinnerte mich wieder.
    Neben mir stöhnte Eco und schlug blinzelnd die Augen auf. Es gelang mir, mich aufzurichten und mich auf die Bettkante zu setzen, während mein Lager mit seinen luxuriösen Daunenbergen mich, so kam es mir vor, in den weichen Dunst des Vergessens zurücklocken wollte. Ich schüttelte den Kopf, um endlich zu mir zu kommen. Neben mir hing in einer Halterung an der Wand ein Wasserkrug, den ich mit beiden Händen griff und in einem gierigen Zug daraus trank, bevor ich mir ein wenig Wasser ins Gesicht spritzte.
    »Verschwende es nicht«, fuhr mich eine Stimme an. »Das ist frisches Tiberwasser zum Trinken, nicht zum Waschen.« Ich blickte auf und sah Marcus Mümmius mit verschränkten

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