Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
Anlass über ein benachbartes Königreich herfiel. Haben die nichts aus dem bórama gelernt? Was soll dieser Angriff jetzt?«
Wie so oft, wusste Eadulf mit dieser Anspielung nichts anzufangen, aber Gormán erläuterte ihm rasch die Zusammenhänge. »Vor Jahrhunderten, als Tuathal Techtmair Hochkönig in Tara war, führte die Habgier von Eochaidh, dem damaligen König von Laigin, zu einer großen Schlacht. Sie endete mit unzähligen Toten, unter denen auch die beiden Töchter von Tuathal waren. Nicht nur deshalb zog Tuathal mit einer gewaltigen Heerschar gegen Eochaidh, schlug dessen Truppen und tötete ihn. Dem Volk von Laigin auferlegte der Hochkönig die Zahlung eines Tributs. Er ist unter dem Namen bórama in die Geschichte eingegangen und verlangt die Zahlung von fünftausend Kühen an Tuathal und seine Nachfolger, sollte Laigin jemals wieder den Landfrieden brechen. Das gilt heute noch. Sollte Laigin versuchen, gegen einen Nachbarn Krieg zu führen, es sei denn der Nachbar selbst wäre über Laigin hergefallen, hat der Hochkönig das Recht, mit seiner Armee dort einzumarschieren und den Kuhtribut einzufordern.«
Bischof Daig sah sich bemüßigt, Fidelma aufzuklären. »Soweit uns bekannt ist, hat Fianamail von Laigin seinen Ratgeber Moling, den Bischof von Ferna, vor einigen Wochen nach Tara geschickt. Er hatte den Auftrag, den Hochkönig und dessen Obersten Brehon zu bewegen, die bórama- Regelung außer Kraft zu setzen.«
»Vielleicht war das eine List«, fügte Gelgéis hinzu. »Jedenfalls war mit dem Ganzen zu rechnen.«
»Du hast damit gerechnet?«, fragte Fidelma überrascht.»Du wusstest, dass Fianamail mit einem Aufgebot von ganz Laigin zu einem Überfall rüstet?«
»Wir hatten von einer Verschwörung gehört«, gab sie mit gedämpfter Stimme zu. »Es war mehr ein Verdacht, aber ein Verdacht ist noch kein Beweis. Wir brauchten Beweise. Wir …«
»Heißt ›wir‹ du und Tormeid?«, forschte Fidelma unerbittlich. Es war jetzt wichtiger denn je, dass Gelgéis offenlegte, was sie wusste. Schließlich hatte der Mord an einem jungen Mann, der das Wahrzeichen eines Gesandten von Laigin trug, Fidelma veranlasst, sich auf die Reise zu machen. Und langsam schienen sich die Teile in diesem rätselhaften Mosaik ineinanderzufügen.
»Gibt es noch etwas, das du zu berichten hast?«, fragte sie Aidan.
Der junge Krieger verneinte. »Wenn ich etwas vorschlagen darf, Lady, wir sollten auf dem schnellsten Wege nach Cashel reiten und den König warnen.«
Fidelma überlegte kurz. »Du hast recht. Nur, dass wir nicht wissen, wo sich mein Bruder gegenwärtig aufhält. Wie wir hörten, ist er mit einem ganzen Bataillon gegen Rebellen im Westen gezogen.«
Aidan sah sie erschrocken an. »Das bedeutet, dass unsere Grenze unbewacht ist.«
»Seid ihr auf eurem Weg hierher an Liath Mór vorbeigekommen?«, fragte Eadulf plötzlich.
»Wir haben es liegen sehen, aber da Osraige für meinen Geschmack zu viele Verbindungen mit Laigin unterhält, hielt ich es für besser, nördlich an Liath Mór im Schutz der Wälder vorbeizuziehen.«
»Eine weise Vorsichtsmaßname«, stimmte ihm Eadulf zu. »Ist euch irgendwelche Bewegung in Osraige aufgefallen?«
»Wir haben im Gebiet der Uí Duach einige verlassene Weiler und Gehöfte gesehen.«
Fidelma war zum Fenster gegangen und schaute erneut hinaus. Sie kämpfte mit sich und ihren Gedanken. Gelgéis ging zu ihr hinüber.
»Was sollen wir tun?«, fragte die Prinzessin von Durlus leise.
Fidelma wandte sich zu ihr um und sah ihr lange in die Augen. Ihre Erwiderung war bewusst verhalten, damit die anderen sie nicht hören konnten.
»Als Allererstes sollten du und Tormeid mir sagen, was ihr wisst. Jetzt, da Muman ernstlich bedroht ist, muss ich dir voll vertrauen können.«
»Wir argwöhnten eine Verschwörung von Cronán und den Rebellen im Westen. Da wir nichts Genaues wussten, erhofften wir uns Antworten von Ailgesach. Deshalb haben wir ihn aufgesucht. Ich schwöre, es ist die Wahrheit.«
Offensichtlich hatte die Nachricht, die Aidan gebracht hatte, die Prinzessin sehr betroffen gemacht. Fidelma war zuversichtlich, dass sie ihr behilflich sein und sie nicht behindern würde, aber das reichte nicht. Es galt, wichtige Entscheidungen zu treffen. Entschlossen drehte sie sich zu Aidan um.
»Mein Bruder muss gewarnt werden, sofern wir ihn finden. Du und deine Mannen, ihr habt einen langen Ritt hinter euch, um zu uns zu gelangen. Ihr habt Ruhe nötig. Wenn Gelgéis dir ein frisches
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