Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
Verbündete, Lady.«
Fidelma suchte im Gesicht der Frau nach Anzeichen von Täuschung oder Arglist, las darin aber nur aufrichtige Sorge.
»Also gut«, meinte sie schließlich. »Ich brauche eine Antwort. Wenn du die Sache mit Tormeid, oder wie immer er heißt, besprochen hast, kommt er hoffentlich her und erhellt mich mit seinen Antworten auf meine Fragen.«
Gelgéis hielt ihrem Blick stand. Ihr war klar, Fidelma wusste genau, weshalb sie um Aufschub gebeten hatte. Sie wandte ihre Augen ab und deutete mit einem Kopfnicken ihr Einverständnis an. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, als alle aus der Ferne Rufe vernahmen. Gelgéis erhob sich und trat zum Fenster, um nachzuschauen. Fidelma und die anderen taten es ihr gleich, und gemeinsam sahen sie hinunter auf das Haupttor der Festung. Im Hof standen etliche Reiter, einer von ihnen war abgestiegen und verhandelte beredt mit Spealáin, dem Hofmeister. Gormán erschien und begrüßte den Ankömmling.
»Was hat das zu bedeuten?«, murmelte Gelgéis.
Spealáin geleitete den Reiter und Gormán zum Hauptgebäude. In Erwartung, wer oder was da kommen würde, drehten sich die im Raum Verbliebenen zur Tür um. Gleich darauf klopfte es, und Spealáin, gefolgt von den anderen,trat ein. Das Erste, das Fidelma ins Auge fiel, war der Goldreif der Nasc Niadh, der Elitekrieger von Cashel, den der Ankömmling um den Hals trug.
»Ein Botschafter von …«, begann Spealáin erklärend.
»Ich kenne ihn«, fiel ihm Fidelma ins Wort. »Ich erinnere mich sehr gut an Aidan. Er hat uns einst geholfen, Eadulf vor den teuflischen Plänen der Äbtissin Fainder von Ferna zu retten.«
Der junge Krieger erwiderte ihre Begrüßung mit einem verhaltenen Lächeln, war aber sichtlich erregt. Als Krieger aus der Leibgarde ihres Bruders war er gewiss ein Mann ohne Furcht und Tadel, also musste er schwerwiegende Nachrichten zu übermitteln haben.
»Meine Waffenbrüder und ich kommen aus Laigin. Was wir zu melden haben ist von ernster Natur und bedeutet Bedrohung für König Colgú, Lady. Die südlichen Wege nach Cashel sind abgeschnitten, wir mussten nordwärts durch das Gebiet der Osraige reiten, um hierher zu gelangen.«
Die Nachricht versetzte Fidelma in Erstaunen. »Abgeschnitten? In welcher Weise?«
»Durch bewaffnete Gruppen von Kriegern aus Laigin. Wir haben uns über die weniger bekannten Wege von Laigin durch Wälder, Moore und entlegene Ortschaften der Osraige hierher durchgeschlagen.«
»Was aber veranlasst dich, dermaßen beunruhigt zu sein?«
Der Krieger brauchte ein wenig Zeit, um sich zu fassen. »Die Lage ist äußerst ernst. Laigin wird Muman schon sehr bald angreifen.«
Die Worte hingen im Raum und wollten in ihrer Bedeutung erst einmal erfasst werden. Dann fragte Fidelma in ruhigem Ton: »Woher weißt du das, Aidan?«
»Fianamail, Sohn von Máele Tuile und König von Laigin, hat zu den Waffen gerufen. Wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie das crois tara , das flammende Kreuz, von Siedlung zu Siedlung getragen wurde. Seine Hauptstreitkraft ist von Ferna aufgebrochen, um sich in Dinn Rig am Westufer des An Bhearú mit anderen zu sammeln.«
»Das liegt an der Grenze zu Osraige«, erwähnte Spealáin mehr nebenbei, da er Eadulfs ratloses Gesicht sah. Und Bischof Daig murmelte mit einem vielsagenden Blick zu Gelgéis: »Unmittelbar nördlich von Gabrán.«
»Die Armee von Laigin hat den Fluss An Bhearú überquert, sagst du?«
»Laigins Hauptstreitkraft steht bereits am Westufer«, bestätigte der Krieger. »Noch sind sie nicht in Osraige einmarschiert.«
»Ist das eine Tatsache, oder weißt du es nur vom Hörensagen?«, erkundigte sich Gelgéis.
»Meine Gefährten und ich haben gesehen, wie sich Fianamails Truppen dort versammelt haben, und sie standen bestimmt nicht dort, weil sie Lust hatten, sich den Sonnenuntergang hinter den Bergen anzuschauen«, gab er keck zur Antwort.
»Wann war das?«, fragte Fidelma.
»Vor zwei Tagen, Lady. Wie gesagt, wir schafften es glücklich ins Gebiet der Osraige und kamen dort auf neugebauten Straßen gut durch das Sumpfgelände. Wenn Fianamail zum Sturm auf Cashel aufruft, hat seine Armee auf diesen neuen Straßen leichtes Spiel, durchquert ohne Schwierigkeiten Osraige und gelangt so ungehindert nach Éile und Muman.«
»Ich kann es nicht glauben«, erklärte Gormán aufgebracht. »Muman lebt doch mit Laigin in Frieden und Eintracht.Es ist Jahrhunderte her, dass Laigin den Zorn des Hochkönigs erweckt hat, als es ohne jeden
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