Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman
Ségdae erfahren, ob ihm die beiden Mönche Ailgesach und Biasta in irgendeiner Weise bekannt sind und er uns etwas über sie sagen kann.«
Enda wiederholte ihre Anweisungen. »Wo aber finde ich euch, wenn ich alles erledigt habe?«
»Wir reiten Richtung Norden nach Durlus Éile in der Hoffnung, Biastas Spur aufzunehmen. Sollten wir von dort weiterziehen, hinterlassen wir auf der Festung Éile eine Nachricht, so dass du uns folgen kannst. Alles klar?«
»Alles klar.«
»Dann warte, bis Fedach Glas mit dem Pferd zurückkommt, und sieh zu, dass du so rasch wie möglich Cashel erreichst.« Mit ihrem nächsten Auftrag richtete sie sich an Saer. »Ich muss dich leider mit zwei unangenehmen Aufgaben betrauen, aber mir bleibt nichts anderes übrig.«
Der Zimmermann schob sein Bier zur Seite und sah sie fragend an. »Aufgaben?«
»Um die Kapelle kreisen bereits Nebelkrähen. Versuche jemand zu finden, der dir hilft, die Toten zu bestatten – denin der Kapelle und Ailgesach. Wir selbst können nicht mit Hand anlegen, wir dürfen keine Zeit verlieren.«
»Mein Mann wird sich mit drum kümmern«, versicherte Grella. »Aber was soll mit dem Segensspruch werden?« Bedeutungsvoll blickte sie zu Eadulf.
»Ich bin mir darüber durchaus im Klaren«, erwiderte Fidelma. »Doch wir können wirklich nicht länger bleiben. Enda, vielleicht kannst du dafür Sorge tragen, dass man einen Mönch herschickt, um die Aufgabe zu übernehmen?«
»Ich habe dabei kein gutes Gefühl«, bekannte Grella. »Es sollte alles seine Richtigkeit haben, sonst finden die Seelen der Toten keine Ruhe.«
»Normalerweise sollte das so sein, ja, aber es gibt Situationen, da verbietet es sich. Besser, ein Ritual im Nachhinein befolgen, als einen Mörder entkommen lassen und ihn nicht vor Gericht bringen.« Fidelma sagte es mit aller Deutlichkeit.
Erschrocken sahen sich Grella und Saer an. Sie begriffen offensichtlich erst jetzt den wahren Grund für Biastas Flucht.
»Wir werden alles wunschgemäß erledigen, Lady«, erklärte Saer ergeben.
Fidelma dankte ihm und sagte zu ihren Gefährten: »Also dann los.«
Sie verabschiedeten sich von Enda, saßen auf, und schon wenige Augenblicke später sah man sie die Straße, die zur Burg von Éile führte, entlangtraben. Nicht, dass Fidelma wirklich glaubte, sie würden Biasta einholen. Zudem stand die Sonne über dem Bergsaum im Westen schon ziemlich tief. Sie war sich jetzt nicht mehr sicher, ob es richtig gewesen war, sich noch so spät auf den Weg zu machen. Nicht lange, und es würde dunkel werden. Vielleicht wäre es klügergewesen, die Nacht im Wirtshaus bei Fedach Glas zu verbringen und erst morgen früh aufzubrechen. Sie warf einen Blick auf die untergehende Sonne. Eadulf, der neben ihr ritt, erriet ihre Gedanken. »Die Nacht dürfte schon bald hereinbrechen.«
»Bis es so weit ist, haben wir ein gutes Stück Weg hinter uns gebracht«, entgegnete sie und ärgerte sich fast ein wenig, dass er genau wie sie dachte.
Gormán ritt ihnen voran und verkündete: »Wenn wir dieses Tempo beibehalten, erreichen wir vor Einbruch der Dunkelheit einen Ort, wo wir bleiben können. Bald haben wir den Fluss neben uns, und dann biegt links ein Weg ab, der zu einer kleinen Kapelle und einem Gasthaus am Ufer des Suir führt.«
Von früheren Reisen her konnte sich Fidelma vage daran erinnern. »Könnte ja sein, Biasta hatte das gleiche Ziel vor den Augen.«
»Das glaube ich nicht unbedingt«, meinte Gormán. »Eher ist er darauf bedacht, das Wirtshaus von Fedach Glas so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Er wird sich ausrechnen können, dass wir ihn verfolgen. Ich könnte mir vorstellen, dass er bei der erstbesten Möglichkeit den Hauptweg verlassen hat.«
»Das wäre durchaus denkbar«, gab ihm Fidelma recht. »Und bei dem Vorsprung, den er hat, wird er es noch bis Durlus Éile schaffen. Endas Pferd ist schnell, und wenn Biasta ein guter Reiter ist … Außerdem ist Durlus ziemlich groß, da kann er besser untertauchen als in einem abseits gelegenen Gasthaus.«
»Bist du wie Enda der Auffassung, dass Biasta kein echter Mönch ist, Lady?«, wollte Gormán wissen. »Enda sagt, er trägt keine Tonsur.«
Die Antwort kam von Eadulf. »Selbst wenn er eine trüge, sagt das noch lange nichts. Das Haar kann man sich doch beliebig schneiden lassen.«
»Das Einzige, was wir sicher wissen, ist, dass er Ailgesach, den er als seinen Vetter ausgab, ermordet hat«, stellte Fidelma. fest. »Noch sind zu viele Fragen offen;
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