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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Ruadhan in Lothra gewesen. Lothra! Eine Abtei, zwischen Tír Dhá Glas und Biorra gelegen. Sollte es bloßer Zufall sein, dass ausgerechnet diese Orte in dem zu untersuchenden Fall eine Rolle spielten?
    »Was ist das?«, fragte Gormán, der beobachtete, wie sie schweigend in den Seiten blätterte.
    »Auf Latein ist das ein Missale , ein Buch mit liturgischen Anweisungen, wie das Jahr über die Messe zu halten ist. Für einen armen Mönch an so einem abgelegenen Flecken wie hier ist es außergewöhnlich, im Besitz eines so kostbaren Buches zu sein. Ein wohlhabender Mann, ein Abt oder Bischof, mag über so ein Buch verfügen, aber ein einfacher frommer Bruder …«
    »Bruder Tressach soll eine Art Gelehrter und ein äußerst anerkannter Mann gewesen sein«, wusste Gormán zu berichten.
    »Selbst wenn er mehrere Jahrzehnte hier seinen Dienst versehen hat, wie Grella sagte, heißt das noch lange nicht, dass er ein einflussreicher oder mächtiger Mann war«, meinte Eadulf.
    »Nicht allen talentierten Menschen liegt etwas an Macht und Einfluss«, rügte Fidelma seine Bemerkung. »Jedenfalls müssen das Buch und die Handschriften in die Abtei von Imleach.«
    »Ist das Buch tatsächlich so wertvoll?«
    »O ja. Ich werde dafür sorgen, dass es Abt Ségdae übergeben wird. Er wird entscheiden, was mit Bruder Tressachs Sachen geschehen soll.«
    Eadulf beschäftigte sich mit einem Stapel alter Kleider auf einem Stuhl und ließ sie gedankenverloren durch die Hände gleiten. Dabei fiel etwas herunter. Er bückte sich und hob es auf. Es war ein Fetzen Pergament, auf dem eine Notiz gekritzelt stand. Er blickte genauer hin. Die Notiz war in Latein geschrieben. Laut las er vor: »Bruder Ailgesach. Ich schicke dir das mit einem vertrauenswürdigen Boten, der bei dir an der Kapelle vorbeikommt. Ich selbst mache mich bald auf den Weg und werde bei dir sein, ehe wir das letzte Viertel des abnehmenden Mondes haben. Ich habe Beweise für die Verschwörung. Ein Philosoph hat einmal gesagt, wenn du etwas verstecken möchtest, lege es an eine gut sichtbare Stelle. Ich werde seinen Rat befolgen. Ich fürchte, man verdächtigt mich. Wenn ich nicht zur angegebenen Zeit bei dir und unseren Freunden bin, weißt du, dass man mich entdeckt hat und dass ihr allein handeln müsst.«
    Fidelma nahm ihm das Pergament aus der Hand und las das Geschriebene noch einmal still für sich. Dann sagte sie: »Es hat keine Unterschrift, ist nur mit dem Buchstaben B unterzeichnet.«
    »Das letzte Viertel des abnehmenden Monds hatten wir vor drei oder vier Nächten«, stellte Eadulf fest.
    »Es ist nicht gesagt, dass damit der jüngste abnehmende Mond gemeint ist«, entgegnete ihm Fidelma. »Wir wissen ja nicht, wann das hier geschrieben wurde.«
    »Sieht reichlich neu aus«, verteidigte sich Eadulf. »Das Pergament hat Ailgesach vor neugierigen Augen verstecken wollen, sonst hätte er es nicht zwischen die alten Sachen gestopft. Von dem Rat des Schreibers, eine Sache so zu verbergen, dass sie für jedermann augenfällig ist, hat er offensichtlich nichts gehalten.«
    Fidelma war bemüht, nicht zu positiv auf den Fund zu reagieren. Er warf zu viele Fragen auf. »Wir nehmen das Schriftstück mit.«
    »Das Wort ›Verschwörung‹ stimmt bedenklich. Verschwörung gegen was oder wen?«
    Fidelma steckte das Blatt in ihr marsupium , den Beutel, den sie über der Schulter trug. Sie äußerte sich nicht weiter, ignorierte Eadulfs enttäuschten Blick und suchte jeden Winkel der Hütte ab, bis sie sicher war, dass sie keine weiteren Überraschungen bot.
    »Das Missale und die Pergamentblätter mit den Texten packe ich in meine Satteltasche«, teilte sie den anderen mit und ging zur Tür. »Sowie sich eine Möglichkeit bietet, schicken wir alles an Abt Ségdae.« Sie warf noch einen letzten Blick zurück auf die Hütte. »Mehr ist hier nicht zu tun. Vielleicht ergibt sich noch etwas Aufschlussreiches in den Nebengelassen oder in der Kapelle.«
    Zunächst nahmen sie sich den Anbau vor. Es handelte sich offenbar um einen Stall. Erst vor kurzem waren Tiere hier gewesen. Gormán schnupperte kurz und zeigte auf das Stroh, das den Boden bedeckte.
    »Die Pferdeäpfel da sind noch frisch, stammen höchstens von letzter Nacht. Sieht man genauer hin, waren es zwei Pferde, die hier gestanden haben.«
    »Damit hätten wir einen weiteren Beweis, dass Sétna die Geschichte, die er Grella erzählt hat, nicht erfunden hat.«
    Sie gingen hinüber zur Kapelle. Im Westen bewölkte es sich, und es

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