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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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die Abtei von Liath Mór. Unfassbar, wie die Gemeinde angewachsen ist, einst ein paar einfache Gebäude aus Holz, und jetzt eine so imposante Anlage? Das letzte Mal, als ich hier vorbeikam, war ich noch ein Jugendlicher, und da stellte sich die Abtei ganz anders dar.«
    »Mein Vetter, Abt Laisrán von Darú, sagte immer, diese Abtei bestünde nur aus zwei Hütten und einer kleinen Kapelle«, bestätigte Fidelma.
    »Jetzt macht sie jedenfalls eher den Eindruck einer Festung als den der Heimstatt einer gottgefälligen Bruderschaft«, äußerte Eadulf.
    Gormán betrachtete die Anlage mit dem kritischen Auge eines Kriegers. »Die Mauern dienen eindeutig der Verteidigung, ein paar Bogenschützen genügen, um ein ganzes Heer abzuwehren. Und auch der Wachturm scheint mir nicht der Ort, von dem aus die Glocke zum Gebet ruft. Bekäme ich die Aufgabe, einen Angriff zu planen, hätte ich arg zu tun, hier einen Schwachpunkt zu finden, der mir Zugang schafft.«
    Fidelma versuchte, ihr Unbehagen zu verdrängen und den anderen gut zuzureden. »Seht euch doch einmal dieUmgebung an. Was will man denn hier verteidigen? Die kleine Erhebung mit dem Wäldchen hier, und ringsherum nichts als Moor. Was soll eine Burganlage in einem so öden Gebiet? Wieso sollte man eine Abtei befestigen wollen? Wie könnten Heerscharen gegen sie anrücken, wo es doch keinen brauchbaren Zugang gibt …« Sie hielt inne, wurde sich bewusst, dass sie selbst auf der neuangelegten Straße geritten waren.
    »Zumindest ist man dabei, einen zu schaffen«, bemerkte Gormán, noch ehe sie sich verbessern konnte. »Ich gehe doch recht in der Annahme, dass wir uns auf dem Gebiet von Tuaim Snámh, Stammesfürst der Osraige, befinden? Und der muss das Einverständnis von Colgú von Cashel einholen, ehe er neue Straßen anlegt oder vorhandene Gebäude umbaut.«
    »Vielleicht denken wir etwas zu kleinlich?«, versuchte Fidelma einzulenken. »Reiten wir lieber weiter. Wir müssen in Erfahrung bringen, ob man dort etwas über die weiß, die wir verfolgen, und außerdem brauchen wir, wie Enda richtig sagt, ein Nachtlager.«
    Sie folgten der Straße, die zu dem wenig einladenden Gebäudekomplex führte. Sowie sie sich ihm näherten, schwangen die Tore aus dunklem Eichenholz auf. Augenscheinlich hatte man sie vom Wachturm aus kommen sehen.
    Im Dunkel des Eingangs war eine Gruppe von Männern zu erkennen, angetan mit den grauen Kutten frommer Brüder, die Arme in den weiten Ärmeln verschränkt. Alle hatten die Kapuzen über den Kopf gezogen. Als Fidelma und ihre Gefährten kurz vor ihnen anhielten, trat einer der Mönche hervor und hob die Hand – mit der Handfläche nach außen – hoch.
    » Pax vobiscum «, begrüßte er sie, wie es der Glaube verlangte. Wie die anderen schob auch er die Kapuze nicht zurück. Fidelma konnte nur die untere Gesichtshälfte erkennen und sehen, dass es sich um einen sauber rasierten jungen Mann handelte.
    » Pax tecum «, erwiderte sie. »Wir suchen Schutz vor der hereinbrechenden Nacht.«
    Zu ihrem Erstaunen schüttelte der junge Mann abweisend den Kopf.
    »Tut mir leid, Lady, aber einer Frau und umherziehenden Kriegern verweigern wir unsere Gastfreundschaft.«
    Fidelma sah, wie Gormán mit der Hand zum Schwert griff, und hielt ihn zurück.
    »Ist das hier nicht die Abtei von Liath Mór?«, fragte sie kühl.
    »Das war einmal.«
    »Wieso ›war‹? Verzeihung, aber ich bin wohl nicht richtig im Bilde. Ich dachte, es wäre die Abtei von Liath Mór im Land der Osraige.«
    »Sie heißt jetzt Dún Muirne«, klärte sie der Mann mit unerschütterlicher Miene auf.
    »Dún Muirne? Die Festung Muirne? Ein seltsamer Name für eine fromme Bruderschaft.«
    »Ich darf darauf verweisen, dass Lady Muirne die Tochter unseres Patrons und Abts war, die beim Durchschwimmen des Suir ertrank. Er wünscht, dass dieser Ort ihrem Andenken dient.«
    »Und wer ist euer Abt?«
    »Unser Abt ist Cronán.«
    »Dann melde uns dem Abt Cronán.«
    »Ich habe bereits erklärt, dass das nicht möglich ist.«
    »Nicht möglich?« Ihre Stimme nahm einen bedrohlichenTon an. »Wer bist du?« Die zweite Frage war scharf und gebieterisch gestellt, so, wie sie es sich bei ihrem Auftreten als Anwältin vor Gericht angewöhnt hatte.
    »Ich bin Anfudán, Bruder Anfudán, Verwalter der Abtei.« Der junge Mann blieb bei seiner ablehnenden Haltung.
    »Dann höre mir gut zu, Bruder Anfudán. Die Nacht bricht herein, und ringsherum ist nur unwirtliches Sumpfland. Meine Gefährten und ich

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