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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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eine große Herdstelle, in der ein Torffeuer glimmte. In den Gebieten der fünf Königreiche, in denen es geringen Waldbestand gab, und besonders in den ausgedehnten Mooren wie diesem hier stachen die Menschen Torf, der sich aus Moosen, Pflanzen und Wurzelgeflecht bildete. Getrocknete Torfsoden brannten langsam und hielten lange die Glut. Die wohlige Wärme umfing Fidelma und ihre drei Gefährten schon beim Betreten der Halle. Vor dem Feuer waren mehrere Stühle um einen Tisch gruppiert.
    In einem Armsessel saß ein Mann, neben ihm oder besser etwas links hinter ihm stand der junge Verwalter, der immer noch die Kapuze aufhatte.
    Ihr Führer eilte nach vorn, verbeugte sich vor dem Mann im Sessel und trat dann zur Seite.
    Trotz seiner sitzenden Haltung konnte man sich gut die beachtliche Größe des Mannes vorstellen. Er war ohne Kopfbedeckung und hatte eine Glatze, und seine Kleidung saß so eng, dass man auf einen muskulösen Körper schließen konnte. Er hatte ein volles und leicht gebräuntes Gesicht, auf der einen Wange eine verblasste Narbe. Mit fahlen, fast farblosen Augen, die im Licht einer Lampe wie Glas glänzten, blickte er sie herausfordernd an. Es waren eng zusammenstehende Augen mit buschigen Augenbrauen, wodurch die lange dünne Nase besonders zur Geltung kam und ihm ein eigentümlich feindseliges Aussehen gab. Die schmalen roten Lippen waren eine einzige zusammengepresste Linie. Insgesamt erweckte er den Eindruck eines Mannes, der mehr auf dem Land zu Hause war als in den düsteren Mauern einer Abtei.
    Er machte keinerlei Anstalten, sich zur Begrüßung zu erheben, und sprach sie in scharfem und abgehacktem Ton an.
    »Wie man mir sagt, bist du Fidelma von Cashel, Schwester von Colgú. Was führt dich her?«
    Eadulf hörte, wie Fidelma tief Luft holte. Das war kein gutes Zeichen.
    »Ich bin Fidelma von Cashel. Es schmerzt mich, dich unpässlich zu sehen, Abt Cronán.«
    Selbst Eadulf legte die Stirn in Falten und wusste nicht, worauf sie hinauswollte. Dem Abt ging es augenscheinlich nicht anders, seine zusammengezogenen Brauen zeigten seine Verblüffung.
    »Ich und unpässlich?«
    Fidelma lächelte kühl. »Wenn es dir gutginge, wärest du sicher aufgestanden, um mich zu begrüßen, wie es die Sitte verlangt. Denn selbst wenn ich nicht die Schwester des Königs von Muman wäre, zu dem auch das Gebiet hier gehört, so bin ich doch auch eine dálaigh im Range eines anruth und darf, ohne um Erlaubnis zu ersuchen, in Gegenwart der Stammesfürsten Platz nehmen.«
    Der Abt starrte sie an und schien zu erbleichen. In seinem Gesicht malte sich ein Widerstreit der Gefühle ab. Dann gab er sich, wenn auch zögernd, einen Ruck, zwängte sich aus seinem Stuhl in die Höhe und neigte den Kopf vor ihr.
    »Ich bitte um Verzeihung, Lady«, brachte er murmelnd hervor. »Zu viel lastet gegenwärtig auf mir. Nimm bitte Platz. Ich werde für dich und deine Gefährten Erfrischungen kommen lassen.«
    Fidelma drehte sich zu Eadulf um und stellte ihn vor, setzte sich dann und bedeutete Eadulf, sich neben sie zusetzen. Gormán und Enda bezogen misstrauisch und wachsam unmittelbar hinter ihnen Posten und umklammerten den Knauf ihrer Schwerter.
    Der Abt ließ sich in seinen Armsessel sinken und befahl dem Mann, der sie hereingebracht hatte, für Erfrischungen zu sorgen. Bruder Anfudán blieb an seiner Seite, die mürrisch vorgeschobenen Lippen verrieten seinen Gemütszustand.
    »Nun gut, Fidelma von Cashel, wie können wir dir zu Diensten sein?« Der Abt befleißigte sich eines höflichen Tons, klang aber dennoch verärgert.
    »Hat dein Verwalter dir nicht von unserem Anliegen berichtet?«, fragte sie freundlich.
    Der junge Mann trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    »Du hast gewiss selbst gesehen, dass unsere Abtei gerade erst neu erbaut ist und noch mancherlei Annehmlichkeiten entbehrt«, erwiderte der Abt und breitete, Verständnis heischend, die Hände aus. »Vielleicht hat mein Verwalter nicht erklärt …«
    »Es hätte keiner Erklärung bedurft«, fiel ihm Fidelma ins Wort. »Gesetz und Brauch sind in diesem Punkt eindeutig. Selbst wenn das hier die Hütte eines einfachen Schäfers wäre, so behielte das Gesetz unverändert seine Gültigkeit. Wenn ich nicht irre, wurde diese Abtei vor siebzig Jahren von Chaomóc erbaut. Ich sehe durchaus, dass vieles an ihrem Äußeren verändert wurde, das heißt aber nicht, dass die alten Verhaltensregeln nicht mehr gelten oder dass man das Gesetz ignorieren darf.«
    »Das

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