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Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman

Titel: Die Pforten des Todes - Historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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erwarten eure Gastfreundschaft, die die Abtei von Liath Mór zu gewähren hat, wie es Gesetz und Brauch verlangen.«
    Der junge Verwalter zögerte immer noch. Dann reckte er sich auf und schob herausfordernd das Kinn vor.
    »Ich muss mich dir gegenüber nicht verantworten, wer immer du auch bist. Wofür hältst du dich eigentlich, dass du dir das Recht herausnimmst, einer frommen Gemeinschaft des Glaubens Weisungen zu erteilen?«
    »Ich bin Fidelma von Cashel, Schwester des Königs, Anwältin und Richterin im Range eines anruth . Ich wünsche jetzt deinen Abt zu sehen, er möge mir Rede und Antwort stehen, weshalb du mir und meinen Gefährten Gastfreundschaft verwehrst und dich damit gegen Brauch und Gesetz und gegen die Rechte deines Königs stellst.«
    Der junge Mann starrte sie unter seiner Kapuze hervor an, und dann geschah etwas Unerwartetes. Einer der anderen Mönche hastete zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Einen Augenblick lang blieb er mit gesenktem Kopf stehen, nickte dann aber. Daraufhin drehte sich der andere um und eilte durch die Tore in den Innenhof. Der Verwalter räusperte sich.
    »Also gut, kommt herein und steigt im Hof ab, während ich derweil die Angelegenheit kläre.« Er bedeutete den abwartendenBrüdern, Platz zu machen und Fidelma und ihre Gefährten durchzulassen.
    Die Tore öffneten sich in einen ziemlich großen Innenhof, in dem einige Mönche wegen der einbrechenden Dunkelheit bereits Fackeln anzündeten. Fidelma verschaffte sich rasch einen Überblick: zahlreiche Nebengelasse, Vorratshäuser, eine Schmiede und der prunkvolle Eingang zur Halle eines Herrschers, wohl weniger zu einer Kapelle. Diese Abtei war völlig anders als alle anderen, die sie bisher gesehen hatte. Sie musste Gormán recht geben, das hier war eher eine Festung denn eine Stätte für Gläubige.
    Bruder Anfudán, der junge Verwalter, blieb kurz angebunden. »Sitzt ab und wartet hier.« Er ließ sie stehen und eilte zum Hauptgebäude.
    »Das klang mehr nach einem Befehl als nach einer höflichen Aufforderung«, murrte Gormán verhalten.
    Hinter ihnen gingen die schweren Eichentore zu, und zur Sicherheit wurde ein Riegel vorgeschoben. Eadulf überkam ein leichtes Frösteln. Derart eingeschlossen, fühlte er sich wie ein Gefangener.
    Die Mönche im Hof hatten sich nicht zerstreut, sondern blieben in der Nähe, gewissermaßen als Wachposten. Oben auf der Mauer bewegten sich Gestalten, auch sie machten den Eindruck von Wachen, die auf den Zinnen patrouillierten. Fidelma warf einen Blick auf ihre Gefährten. Die Situation war ihr nicht geheuer. Hätte sie lieber nicht auf ihren Rechten bestehen und ihre Identität preisgeben sollen? Zu spät. Ihr Ärger war mit ihr durchgegangen. Sie hätten weiterreiten und versuchen sollen, in Erfahrung zu bringen, wie Liath Mór sich dermaßen hatte verändern können.
    »Wie verhalten wir uns jetzt, Lady?«, flüsterte Gormán, dem durchaus klar war, was Fidelma durch den Kopf ging. »Eine Abtei ist das hier nicht. In den meisten Abteien ist es doch Sitte, dass man eintreffenden Reisenden Wasser für die Fußwaschung bringt.«
    »Die Abtei hat bereits deutlich gemacht, dass sie sich auch nicht an die Sitte der Gastfreundschaft hält«, entgegnete sie.
    »Wie also verhalten wir uns?«
    »Wir geben uns weiterhin wie normale Reisende in ihrem Land. Warten wir erst mal ab. Nicht wir haben die Gesetze der Gastfreundschaft verletzt, sondern der arrogante junge Verwalter. Wir werden ja sehen, ob er sie uns auf Weisung des Abts verweigert hat, und wenn ja, wie der Abt das rechtfertigt. In jedem Fall müssen wir auf der Hut sein. Ruhe und Frieden strahlt die Abtei jedenfalls nicht aus.«
    Es verging eine über die Gebühr lange Zeit, ehe einer der Brüder aus der Halle kam, und zwar er allein, ohne Bruder Anfudán. Fidelma glaubte in ihm den Mann zu erkennen, der am Tor dem Verwalter etwas zugeflüstert hatte.
    »Würdest du mir mit deinen Gefährten bitte folgen, Lady?« Er sprach in strengem, aber doch respektvollem Ton. »Meine Männer … meine Brüder werden sich um eure Pferde kümmern.« Er wandte sich an die in der Nähe Stehenden, hob seine Stimme und erteilte Befehle. Etliche Mönche traten hervor, nahmen die Pferde und brachten sie zu den Ställen.
    Der Mönch geleitete Fidelma und ihre Gefährten zum Hauptgebäude. Sie stiegen ein paar Steinstufen hoch und befanden sich in einer riesigen Halle, die einem Kleinköniggut zu Gesicht gestanden hätte. In der Mitte erblickten sie

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