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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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von Liebe zu messen und die Richtung von Vergnügen? Was habe ich aus mir gemacht …?‹ Und dann weinte er.«
    Stille folgte seinen Worten. Die Zauberer rührten sich nicht.
    Niklias beruhigte sich ein wenig. »Und dann wies er mich an, zurückzukehren und den Rest des Geldes zu nehmen. Am nächsten Morgen war er fort. Manche Leute sagen, er floh nach Ägypten oder Italien. Ich glaube, dass er tatsächlich aufbrach, um die Tiefe des Meeres auszuloten. Denn ich weiß nicht, was er war und was aus ihm wurde. Und kurze Zeit später kamen die ersten Leute und begannen damit, alles auseinander zu nehmen.«
    Er drehte sich halb um und sah zu den Resten der seltsamen Apparaturen, die sich vor dem Glühen des Sonnenuntergangs abzeichneten. Etwas Wehmütiges stahl sich in sein Gesicht.
    »Inzwischen kommt kaum mehr jemand«, sagte er. »An diesem Ort schlug das Schicksal zu, und die Götter lachten über die Menschen. Aber ich erinnere mich daran, wie er weinte. Und deshalb bleibe ich, um die Geschichte zu erzählen.«

ZWEIUNDZWANZIG
    Das neue Narrativium
    Die Zauberer haben versucht, auf der Rundwelt »Psychigkeit« zu finden, aber die ist noch schwerer zu fassen als die korrekte Schreibweise.
    Sie haben Probleme, weil sie einer schwierigen Frage nachgehen. Es gibt keine einfache Definition der »Wissenschaft«, die wirklich erfasst, worum es sich handelt. Und sie ist nichts, was an einem einzigen Ort zu einer einzigen Zeit entsteht. Die Entstehung der Wissenschaft war ein Prozess, bei dem Nicht-Wissenschaft allmählich zu Wissenschaft wurde . Die beiden Enden des Prozesses sind leicht zu unterscheiden, doch dazwischen gibt es keine bestimmte Stelle, wo die Wissenschaft plötzlich zu existieren begann.
    Diese Schwierigkeiten sind verbreiteter, als Sie glauben mögen. Es ist fast unmöglich, ein Konzept exakt zu definieren – sagen wir, beispielsweise, »Stuhl«. Ist ein großer Bohnensack ein Stuhl? Ja, wenn der Designer sagt, es sei einer, und wenn ihn jemand zum Sitzen benutzt; nein, wenn eine Schar Kinder ihn einander zuwirft. Die Bedeutung von »Stuhl« hängt nicht nur von dem Ding ab, für welches das Wort verwendet wird: Sie hängt auch von dem damit assoziierten Kontext ab. Und was Prozesse angeht, bei denen sich etwas allmählich in etwas anderes umwandelt – nun, damit kommen wir nie besonders gut zurecht. In welchem Stadium seines Lebens wird beispielsweise ein sich entwickelnder Embryo ein Mensch? Wo zieht man die Grenze?
    Man zieht sie einfach nicht. Wenn sich das Ende eines Prozesses qualitativ vom Anfang unterscheidet, dann verändert sich dazwischen etwas. Doch es braucht keine bestimmte Stelle dazwischen zu sein, und wenn die Veränderung allmählich stattfindet, gibt es keine Grenze. Niemand glaubt, dass, wenn ein Künstler etwas malt, es einen bestimmten Pinselstrich gibt, bei dem es zu einem Bild wird. Und niemand fragt: »Wo in diesem speziellen Pinselstrich findet die Veränderung statt?« Zuerst ist da eine leere Leinwand, später ein Bild, doch es gibt keinen genau definierten Augenblick, in dem das eine aufhört und das andere anfängt. Vielmehr gibt es einen langen Zeitabschnitt, wo beides nicht vorhanden ist.
    Wir akzeptieren das, wenn es um ein Bild geht, doch bei gefühlsintensiveren Prozessen wie der Umwandlung von Embryos in Menschen halten es viele von uns noch für notwendig, eine Grenze zu ziehen. Und das Gesetz bestärkt uns in dieser Denkweise, in Schwarz und Weiß ohne Abstufungen von Grau dazwischen. Doch das Universum funktioniert nicht so. Und für die Wissenschaft hat es erst recht nicht so funktioniert.
    Um es noch komplizierter zu machen, haben wichtige Wörter ihre Bedeutung geändert. Ein alter Text aus dem Jahre 1340 stellt fest: »God of sciens is lord«, doch das Wort »sciens«* [* Andere überlieferte Schreibweisen sind »cience, ciens, scians, scyence, sience, syence, syens, syense, scyense«. Ach ja, und »science«. Naturgemäß haben die Zauberer mit »psyence« ein anderes Wort für »Wissenschaft« erfunden.] bedeutet hier nicht »Wissenschaft«, sondern »Wissen«, und der Satz besagt, dass Gott der Herr des Wissens ist. Lange Zeit war die Wissenschaft als Naturphilosophie bekannt, doch um 1725 wird das Wort »science« für »Wissenschaft« im Wesentlichen in seiner modernen Form verwendet. Das Wort »scientist«, »Wissenschaftler«, scheint jedoch 1840 von William Whewell in The Philosophy of the Inductive Sciences (»Die Philosophie der induktiven

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