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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wissenschaften«) erfunden worden zu sein, um jemanden zu beschreiben, der Wissenschaft praktiziert. Es gab aber Wissenschaftler, bevor Whewell ein Wort für sie erfand, sonst hätte er kein Wort gebraucht, und es gab keine Wissenschaft, als Gott der Herr des Wissens war. Wir können uns also nicht einfach an die Wörter halten, die die Leute verwenden, als würden Wörter nie ihre Bedeutung ändern oder als könnten Dinge nicht existieren, ehe wir ein Wort für sie haben.
    Aber die Wissenschaft reicht doch sicherlich weit, weit zurück? Archimedes war Wissenschaftler, oder? Nun ja, je nachdem. Gewiss sieht es für uns heute so aus, als habe Archimedes Wissenschaft betrieben; tatsächlich haben wir in die Geschichte zurückgegriffen, einen Teil seiner Arbeiten herausgenommen (insbesondere sein Auftriebsprinzip) und Wissenschaft genannt. Doch seinerzeit betrieb er keine Wissenschaft, weil der Kontext nicht passte und seine Geisteshaltung nicht »wissenschaftlich« war. Wir sehen ihn mit unserem späteren Wissen und machen aus ihm etwas, was wir wiedererkennen, doch er würde das nicht tun.
    Archimedes hat eine brillante Entdeckung gemacht, doch er hat seine Ideen nicht überprüft, wie es heute ein Wissenschaftler tun würde, und er hat das Problem nicht auf echt wissenschaftliche Weise erforscht. Sein Werk war ein wichtiger Schritt auf dem Wege zur Wissenschaft, doch ein Schritt ist nicht der Weg. Und ein Gedanke ist keine Denkweise.
    Was ist mit der archimedischen Schraube? War das Wissenschaft? Diese wunderbare Vorrichtung ist eine Schraube, die dicht in einen Zylinder eingepasst ist. Man stellt den Zylinder schräg, sodass das untere Ende sich im Wasser befindet, dreht die Schraube, und nach einer Weile kommt oben Wasser heraus. Man glaubt allgemein, die berühmten Hängenden Gärten zu Babylon seien mit großen archimedischen Schrauben bewässert worden. Die Funktionsweise ist raffinierter, als sich Ridcully vorstellt: Insbesondere funktioniert die Schraube nicht mehr, wenn sie zu steil gehalten wird. Rincewind hat Recht: Eine archimedische Schraube ist wie eine Reihe wandernder Eimer, einzelne Abschnitte mit Wasser darin. Da sie voneinander getrennt sind, gibt es keinen zusammenhängenden Kanal, in dem das Wasser fließen könnte. Wenn sich die Schraube dreht, bewegen sich die Abschnitte den Zylinder hinan, und das Wasser muss mit. Wenn man den Zylinder zu steil hält, fließen alle »Eimer« zusammen, und das Wasser steigt nicht mehr.
    Die archimedische Schraube zählt zweifellos zu den Beispielen für die Technik der antiken Griechen und zeigt, über welche Errungenschaften sie verfügten. Wir neigen dazu, uns die Griechen als »reine Denker« vorzustellen, doch das ist eine Folge selektiver Berichterstattung. Ja, die Griechen waren bekannt für ihre (reine) Mathematik, für Kunst, Malerei, Bildhauerei, Poesie, Drama und Philosophie. Doch darauf allein waren ihre Fähigkeiten nicht beschränkt. Sie hatten auch ziemlich viel Technik. Ein schönes Beispiel ist der Mechanismus von Antikythera, ein Klumpen korrodierten Metalls, den Fischer 1900 am Grunde des Mittelmeeres unweit der Insel Antikythera* [* Sie heißt so, weil sie nahe bei der größeren Insel Kythera liegt. Das ist das »anti« = »nahe«, nicht das »anti« = »gegen«. Metaphorisch kommen sich beide Bedeutungen aber nahe. Man denke an die Bedeutung von »gegenüber«.] fanden. Niemand beachtete den Fund sonderlich, bis 1972 Derek de Solla Price den Klumpen röntgte. Er erwies sich als Astrolabium: eine Rechenvorrichtung für die Planetenbewegungen, bestehend aus 32 bemerkenswert präzisen Zahnrädern. Es war sogar ein Differenzialgetriebe vorhanden. Bevor dieses Gerät entdeckt wurde, ahnten wir nicht, dass die Griechen technische Fähigkeiten dieser Art besessen hatten.
    Wir wissen noch nicht, in welchem Kontext die Griechen dieses Gerät entwickelten; wir haben keine Ahnung, wo diese Technik herkam. Sie wurde wahrscheinlich mündlich von einem Handwerker zum nächsten weitergegeben – ein übliches Vehikel für technische Extelligenz, wo Ideen geheim gehalten und den Nachfolgern übermittelt werden müssen. Auf diese Weise sind geheime Handwerkergesellschaften entstanden, von denen die bekannteste die Freimaurer sind.
    Der Mechanismus von Antikythera war griechische Ingenieurskunst, kein Zweifel. Doch aus zwei Gründen war es keine Wissenschaft. Einer ist trivial: Technik ist keine Wissenschaft. Die beiden hängen eng zusammen: Technik hilft,

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