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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nächsten Morgen regnete es Forellen.
    Der glückliche Rote Hände galt nun als Retter des Stammes, der im Schilf lebte, und am Nachmittag begann er damit, eine dicke Frau zu modellieren.
    Die Zauberer sprachen darüber, welche moralischen Folgen es haben mochte, dicke Frauen auf ein größeres Gebiet herabregnen zu lassen. Die Debatte nahm einige Zeit in Anspruch, und es kam immer wieder zu nachdenklichen Pausen. Schließlich wurde der Dekan überstimmt, und man einigte sich auf Folgendes: Wenn man einem Mann eine dicke Frau gab, so hatte er eine dicke Frau für einen Tag. Aber wenn man einem Mann dabei half, zu einem sehr wichtigen Mann zu werden, weil er das Geheimnis von Büffeln und Fischen kannte, so konnte er so viele dicke Frauen bekommen wie er wollte.
    Am nächsten Morgen reisten sie tausend Jahre in die Zukunft. Auf dem Kontinent gab es kaum mehr eine schmucklose Höhle und viele dicke Frauen.
    Sie reisten noch weiter in die Zukunft …
    Auf einer Lichtung im Wald fertigte ein Mann eine Götterstatue aus Holz an. Entweder konnte er nicht gut schnitzen, oder seine Spezialität waren Statuen hässlicher Götter.
    Die Zauberer beobachteten ihn.
    Und dann erschien die Elfenkönigin mit zwei männlichen Begleitern. Zumindest hatten sie das Erscheinungsbild von Männern. Die Königin war verärgert.
    »Was stellt ihr an, Zauberer?«, fragte sie scharf.
    Ridcully nickte ihr freundlich zu. »Oh, es ist nur … Wie nennen wir es, Stibbons?«
    »Ein soziologisches Experiment, Erzkanzler«, sagte Ponder.
    »Aber ihr bringt den Menschen Kunst bei! Und Bildhauerei!«
    »Und Musik«, fügte Ridcully fröhlich hinzu. »Wie sich herausgestellt hat, kann der Dozent für neue Runen recht gut mit einer Laute umgehen.«
    »Natürlich bin ich nur ein Amateur«, meinte der Dozent für neue Runen und errötete.
    »Ist ganz einfach, eine Laute zu bauen«, sagte Ridcully. »Man braucht nur den Panzer einer Schildkröte und einige Sehnen. Ich selbst habe meine Bekanntschaft mit der Blechflöte aus meiner Kindheit aufgefrischt. Was den Dekan betrifft … Ich fürchte, sein Geschick im Kammblasen lässt zu wünschen übrig.«
    »Und warum macht ihr dies?«, fragte die Königin.
    »Bist du zornig?«, entgegnete Ridcully. »Wir dachten, du würdest dich freuen. Wir dachten, dies entspräche deinem Wunsch . Du weißt schon: Phantasie und Vorstellungskraft.«
    » Er hat Musik erschaffen?« Die Königin sah zum Dozenten für neue Runen, der ihr verlegen zuwinkte.
    »Oh, nein, natürlich nicht«, erwiderte er. »Die Menschen hatten bereits eine vage Vorstellung von Schlagzeug, mit Muschelschalen und so, aber es war alles ziemlich langweilig. Wir halfen ihnen ein wenig.«
    »Gaben ihnen den einen oder anderen Tipp«, fügte Ridcully munter hinzu.
    Die Königin kniff die Augen zusammen. »Ihr plant etwas!«, sagte sie.
    »Die Leute kommen gut voran, nicht wahr?« Ridcully streckte die Hand aus. »Sieh nur den Burschen dort drüben. Stellt sich einen Gott vor. Einen mit Holzwürmern und Astlöchern, aber trotzdem recht eindrucksvoll. Ist eigentlich ein sehr komplexer geistiger Vorgang. Wir dachten: Wenn ihr Menschen mit viel Phantasie wollt, sollten wir ihnen dabei helfen, sich die ausgefallensten Dinge vorzustellen. Sie werden die Welt für euch mit Drachen, Göttern und Ungeheuern füllen. Ihr könnt euch gar nicht mehr wünschen.«
    Die Königin richtete einen argwöhnischen Blick auf ihn. Es war der Blick einer Person, die absolut keinen Humor hat, aber vermutet, dass sich jemand einen Scherz mit ihr erlaubt.
    »Warum solltet ihr uns helfen?«, fragte sie. »Du hast mich aufgefordert, deine Unterwäsche zu verzehren!«
    »Nun, es lohnt wohl kaum, um diese Welt zu kämpfen«, sagte Ridcully.
    »Einer von euch ist nicht hier«, stellte die Königin fest. »Wo befindet sich der Dumme?«
    »Rincewind?«, fragte der Erzkanzler mit einer Unschuld, die einen Menschen bestimmt nicht getäuscht hätte. »Oh, er ist mit den gleichen Dingen beschäftigt. Hilft den Leuten, sich Dinge vorzustellen. Und das wollt ihr doch, oder?«

VIERUNDZWANZIG
    Die erweiterte Gegenwart
    Kunst? Sie scheint überflüssig zu sein. Wenige von den Geschichten, die wir über die Evolution des Menschen erzählen, über den Teil mit Homo sapiens , sehen Musik oder Kunst als integralen Teil des Prozesses. Gewiss, sie taucht oft als eine Art Randerscheinung auf, als Anzeichen, wie weit wir es gebracht haben: »Sehen Sie nur diese wunderbaren Höhlenmalereien, Statuetten, den

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