Die Philosophen der Rundwelt
polierten Schmuck und die Ornamente! Das zeigt, dass unser Gehirn größer/besser/liebevoller/dem des Dozenten für neue Runen ähnlicher wurde …« Doch Kunst ist nicht als notwendiger Bestandteil der Evolution dargestellt worden, die uns zu dem gemacht hat, was wir sind; ebenso wenig Musik.
Warum also dilettieren Verbrannter Stock und Rote Hände in der Kunst, und warum möchte Rincewind sie ermutigen?
Uns ist die Geschichte von den Nackten Affen erzählt worden, die Sex machen; wir hatten Klatschende Affen und Privilegierte Affen, verschiedene Arten von Affen, die ihre Intelligenz am Meeresstrand erwarben oder indem sie in der Savanne Gazellen nachliefen. Wir hatten eine Menge Geschichten über die Entwicklung von Intelligenz, die in Einstein kulminierten; wir haben die Geschichte von Privileg/Ritual/Auslese gehört, deren Kulminationspunkte Eichmann und Obrigkeitsgehorsam sind; was uns aber nicht vorgetragen wurde, ist eine Version unserer Evolution, deren Höhepunkte Fats Waller, Wolfgang Amadeus Mozart oder sogar Richard Feynman an den Bongos sind.
Das kommt jetzt.
Musik ist ein wichtiger Teil im Leben der meisten Menschen, und Film und Fernsehen verstärken das fortwährend. Hintergrundmusik informiert uns ständig über unmittelbar bevorstehende Ereignisse auf der Leinwand, über Spannung und Entspannung, über die Gedanken von handelnden Personen und insbesondere über ihren Gefühlszustand. Jemand, der in der Dudelmusik-Umgebung des 20. Jahrhunderts aufgewachsen ist, kann sich nur schwer vorstellen, wie der »primitive« Zustand des menschlichen Musikempfindens gewesen sein mag.
Wenn wir die Musik ferner Völker oder »primitiver« Stämme hören, müssen wir uns vergegenwärtigen, dass ihre Musik eine ebenso lange Entwicklung wie die von Beethoven hinter sich hat und eine viel längere als der Jazz. Wie die Amöbe und der Schimpanse ist ihre Musik zeitgenössisch mit uns, nicht unser Vorläufer, obwohl sie primitiv klingt, wie auch die Ausübenden primitiv aussehen . Und wir fragen uns, ob wir auf richtige Weise auf die richtigen Dinge hören. Es ist verlockend zu glauben, populäre Musik, die darauf abzielt, uns unmittelbar anzusprechen, könnte erhellen, welche innere Struktur unseres Gehirns gerade zu einem musikalischen Thema »passt« und von ihm befriedigt wird. Wenn wir orthodoxe Genetiker wären, hätten wir von »Musikgenen« sprechen können. Wir haben es aber nicht getan.
Neuerdings haben Neurologen Techniken entwickelt, die es uns erlauben, zu betrachten, was Gehirne tun, wenn sie verschiedene Tätigkeiten ausführen. Insbesondere zeigen sie, welche Teile des Gehirns aktiv sind, wenn wir Musik genießen. Bei der schrecklich geringen räumlichen und zeitlichen Auflösung, die wir momentan bei den Aufnahmen von Magnetresonanz- und Positronemissions-Tomographen erhalten, sehen wir nur, dass Musik die rechte Hirnhälfte erregt. Wenn wir mit der Musik vertraut sind, dann treten die Gedächtnisbereiche des Hirns in Aktion, und wenn wir versuchen, sie zu analysieren oder den Text zu hören, dann gehen die Teile für verbale Analyse an. Und Oper spricht beide an, was der Grund sein könnte, dass Jack Opern mag: Ihm gefällt es, wenn sein Hirn durch den Mixer gerührt wird.
Unsere Zuneigung für Musik beginnt früh. Es gibt nämlich zahlreiche Belege dafür, dass, wenn wir im Mutterleib Musik hören, sie unsere späteren musikalischen Vorlieben beeinflussen kann. Psychologen spielen ungeborenen Babys Musik vor, sobald sie zu strampeln beginnen, und sie haben entdeckt, dass die Babys die Musik wie wir Erwachsenen in Kategorien einordnen können, und zwar in dieselben. Wenn wir ihnen Mozart vorspielen, hören sie eine Weile zu strampeln auf, etwa fünfzehn Minuten; dann beginnen sie wieder zu strampeln, vielleicht mit einem gewissen Bezug zum Rhythmus. Letzteres soll bewiesen sein, die Indizien sind aber nicht sehr überzeugend. Wenn wir dann mit einem anderen Stück von Mozart fortfahren, oder mit Haydn oder Beethoven, hört das Strampeln abermals auf, aber nur für etwa eine Minute. Die Beatles, Strawinsky, Choräle oder New-Orleans-Jazz lassen sie viel länger innehalten, so an die zehn Minuten.
Wenn man dieselben Stücke Monate später spielt, zeigt sich, dass das Baby eine Erinnerung an den Stil wie auch an die Instrumente hat. Anscheinend löst ein Quartett von Mozart das Wiedererkennen des »Mozart«-Stils ebenso aus wie eine Symphonie von ihm. Unser Gehirn besitzt raffinierte Baugruppen
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