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Die Philosophen der Rundwelt

Die Philosophen der Rundwelt

Titel: Die Philosophen der Rundwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Aristokratie das klassische Wissen – die Kultur der Griechen – plus eine Menge Religion für »Bildung« – und nicht viel mehr. Vom König wurde erwartet, dass er sich in Poesie, Drama und Philosophie auskannte, aber er brauchte nichts von Klempnerei oder Maurerarbeit zu verstehen. Manche Könige interessierten sich tatsächlich ziemlich stark für Astronomie und Wissenschaft, sei es aus intellektuellem Interesse, sei es aus der Erkenntnis heraus, dass Technik Macht bedeutet, aber das gehörte nicht zum gewöhnlichen königlichen Lehrplan.
    Diese Sichtweise auf die Bildung schloss ein, dass die Klassiker das gesamte bewährte Wissen repräsentierten, welches ein »gebildeter« Mensch benötigte, eine Ansicht, die sich nicht sehr von derjenigen vieler englischer Privatschulen bis vor ziemlich kurzer Zeit unterschied – und der Politiker, die daraus hervorgegangen sind. Diese Ansicht entsprach den Bedürfnissen der Herrscher im Gegensatz zu dem, was die Bauernkinder brauchten (handwerkliche Fähigkeiten und später Lesen, Schreiben, Rechnen).
    Weder die Klassik noch Lesen, Schreiben, Rechnen bildeten indes die Grundlage für den echten Renaissancemenschen, der eine Verschmelzung dieser beiden Welten anstrebte. Den Handwerker als Quelle weltlicher Erfahrung hervorzuheben, als Quelle von Wissen über die materielle Welt und ihre Werkzeuge, wie sie ein Alchimist benutzen könnte, führte zu einer neuen Annäherung von Klassik und Empirie, von Intellekt und Erfahrung. Die Taten solcher Männer wie Dee – sogar des Okkultisten Paracelsus mit seinen medizinischen Rezepten – betonten diesen Unterschied und begannen mit der Verschmelzung von Vernunft und Empirie, die uns heute so beeindruckt.
    Wie gesagt, bezeichnet das Wort »Renaissance« nicht einfach eine Wiedergeburt, sondern speziell die Wiedergeburt der antiken griechischen Kultur. Das ist jedoch eine moderne Sichtweise, die auf einer irrigen Ansicht von den Griechen und der Renaissance selbst beruht. In der »klassischen« Bildung wird Ingenieurskunst nicht beachtet. Natürlich nicht. Die griechische Kultur funktionierte ausschließlich mit Intellekt, Poesie und Philosophie. Ingenieure hatten sie nicht.
    O doch, hatten sie. Archimedes konstruierte gewaltige Kräne, die feindliche Schiffe aus dem Wasser heben konnten, und wir wissen noch nicht genau, wie er das machte. Heron von Alexandria (ungefähr ein Zeitgenosse von Jesus) schrieb viele Texte über allerlei Apparate und Maschinen der vorangegangenen drei Jahrhunderte, und viele davon lassen erkennen, dass die Prototypen hergestellt worden sein müssen. Seine Münzautomaten unterschieden sich nicht allzu sehr von denen, die man in den Dreißigerjahren auf jeder Straße von London oder New York fand, und wären vermutlich verlässlicher gewesen, wenn es ums Ausspucken der Schokolade ging, wenn die Griechen Schokolade gekannt hätten. Die Griechen hatten auch Fahrstühle.
    Das Problem ist hier, dass uns die Information über die technischen Aspekte der griechischen Gesellschaft von einem Haufen Theologen übermittelt worden ist. Denen gefiel Herons Dampfmaschine, und tatsächlich hatten viele von ihnen ein kleines Glas auf ihrem Schreibtisch, eine Art Theologenspielzeug, das sie mit einer Kerzenflamme zum Drehen bringen konnten. Aber für die mechanischen Ideen, die hinter solchen Spielzeugen steckten, hatten sie keinen Gedanken übrig. Und wie uns die griechische Ingenieurskunst von den Theologen nicht übermittelt worden ist, so ist die Geisteshaltung der Renaissance über unsere »rationalen« Schullehrer nicht zu uns gedrungen. Vieles von der angestrebten Spiritualität innerhalb der alchimistischen Position war im Grunde eine religiöse Haltung, die die Werke des HERRN bewunderte, wie sie sich in den Wundern der Veränderung von Zustand und Form zeigten, wenn Materialien der Wärme ausgesetzt wurden, der »Perkussion«, der Lösung und Kristallisation.
    Diese Haltung ist von den New-Age-Leuten übernommen worden, die sich heute keines rigorosen Denkens schuldig machen und geistige Inspiration in Kristallen und anodisierten Metallen, sphärischen Funkenmaschinen und Newtonschen Pendeln finden, aber nicht die tiefer gehenden Fragen stellen, die hinter diesen Spielzeugen stecken. Wir finden die sehr reale Ehrfurcht vor der Suche der Wissenschaft nach Verständnis erheblich spiritueller als die New-Age-Attitüden.
    Heute gibt es mystische Massageheiler, Aromatherapeuten, Iridologen, Leute, die glauben, man

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