Die Philosophen der Rundwelt
in diesen Geschichten ist immer verbal: »So sagte der Fuchs … und sie taten es!« oder »Ich werden husten und prusten und dein Haus zusammenpusten!« Die früheste mitgeteilte Kausalität, der ein Kind begegnet, sind verbale Anweisungen, die materielle Ereignisse zur Folge haben. Also Zaubersprüche.
In ähnlicher Weise wandeln Eltern und Betreuer die ausgesprochenen Wünsche des Kindes in Taten und Dinge um, vom Essen, das auf dem Tisch erscheint, wenn das Kind hungrig ist, bis zum Spielzeug und anderen Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken. Wir umgeben diese einfachen verbalen Wünsche mit »magischem« Ritual. Wir verlangen, dass der Zauberspruch mit »bitte« anfängt und dass seine Ausführung mit »danke« quittiert wird.* [* Erzieher ermutigen oder ermahnen das Kind sogar: »Wie heißt das Zauberwort? Du hast das Zauberwort vergessen!«] Es ist wirklich kein Wunder, dass unsere Kinder zu glauben beginnen, um ein Stück wirkliche Welt zu erreichen oder zu erhalten, brauche man nur zu bitten – einfach zu bitten oder zu befehlen ist ja der klassische Zauberspruch. Erinnern Sie sich an »Sesam, öffne dich«?
Für ein Kind funktioniert die Welt wie mit Zauberei. Später im Leben wünschen wir, wir könnten so weitermachen, und alle unsere Wünsche würden wahr.* [* Vor Jahren hat Jack in seinem Buch The Privileged Ape (»Der privilegierte Affe«) über genau diese Tendenz geschrieben. Eigentlich wollte er es anders nennen und hätte es auch so genannt, wenn nicht der Verleger kalte Füße bekommen hätte: »Der Affe, der kriegte, was er wollte«. (Wenn er es kriegt, will er es natürlich nicht mehr.)] Also gestalten wir unsere Läden, unsere Webseiten, unsere Autos so, dass sie dieser wirklich »kindlichen« Weltsicht entsprechen.
Im Wagen nach Hause zu kommen und die Garage aufzuklicken, auf die Infrarot-Fernsteuerung zu drücken, um den Wagen zu öffnen oder abzuschließen, Fernsehkanäle zu wechseln – sogar das Licht mit dem Wandschalter anzuschalten – ist genau diese Art Magie. Anders als unsere viktorianischen Altvorderen verstecken wir gern die Maschinerie und tun so, als wäre sie nicht da. Clarkes Diktum ist also durchaus nicht überraschend. Es bedeutet, dass dieser Affe mit unglaublichem Erfindungsreichtum immer wieder versucht, ins Kinderzimmer zurückzukehren, wo alles für ihn getan wurde. Vielleicht haben andere intelligente/ extelligente Spezies auch eine ähnlich hilflose frühe Lebensphase, die sie mithilfe ihrer Technik zu kompensieren oder wieder zu durchleben trachten? Wenn dem so ist, werden auch sie »an Magie glauben«, und wir werden das anhand dessen feststellen können, dass sie über Rituale für »bitte« und »danke« verfügen.
In manchen menschlichen Kulturen sehen wir, wie diese Philosophie sich bis ins Erwachsenenalter hält. In »Erwachsenengeschichten« wie Tausendundeiner Nacht gewährt eine Auswahl von Dschinns und anderen Wundern dem Helden seine Wünsche mit magischen Mitteln, ganz wie die wahr werdenden Kindheitswünsche. Viele »romantische« Erwachsenengeschichten haben dieselbe Grundkonstellation, ebenso viele phantastische Geschichten. Der Gerechtigkeit halber müssen wir hinzufügen, dass dies bei modernen Fantasy-Geschichten kaum mehr der Fall ist; man bekommt nicht viel Spannung in eine Handlung, wo auf einen Wink des Zauberstabs alles möglich ist, und daher sind die dort gültigen »magischen« Praktiken meistens schwierig, gefährlich und wenn irgend möglich zu vermeiden. Die Scheibenwelt ist eine magische Welt – wir können beispielsweise die Gedanken eines Unwetters hören oder das Gespräch von Hunden –, aber Magie der Spitzhut-Art wird sehr selten verwendet. Zauberer und Hexen behandeln sie eher wie Kernwaffen: Es schadet nicht, wenn die Leute wissen, dass man welche hat, aber die Anwendung bringt alle in Schwierigkeiten. Das ist Magie für Erwachsene; sie muss schwierig sein, denn wir wissen, dass man nichts geschenkt bekommt.
Leider sind die Erwachsenen-Vorstellungen von Kausalität für gewöhnlich von der weniger raffinierten Wunscherfüllungs-Philosophie angesteckt, die wir von der Blechmagie unserer Kindheit her in uns tragen. Beispielsweise wenden Wissenschaftler gegen alternative Theorien ein, »wenn es wahr wäre, könnten wir es nicht berechnen«. Warum glauben sie, dass es die Natur kümmert, ob Menschen etwas berechnen können? Weil ihr eigener Wunsch, etwas zu berechnen, der sie Beiträge für gelehrte Zeitschriften
Weitere Kostenlose Bücher