Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
auf die Seite, so wie ich es auch als Mensch getan hätte.
Aber jetzt war ich mit zwei extra Beinen ausgestattet, die sich nicht so geschmeidig bogen wie Menschenbeine, vielleicht wusste ich auch nur noch nicht wie. Durch den Kraftzuwachs war ich zwar wesentlich schneller geworden, aber dadurch prallte ich nur umso härter auf die Erde. Die Rolle war eigentlich keine richtige Rolle gewesen, eher ein tölpelhaftes Umfallen mit Nachrutschen.
Der Kojote machte sich zu einem erneuten Angriff bereit und sprang mir auf den Rücken. Seine Zähne gruben sich in meine Schulter. Jaulend versuchte ich ihn abzuschütteln, doch es misslang. Also wälzte ich mich wieder herum und warf ihn dabei krachend auf den Boden, bis er von mir abließ. Noch bevor er sich wieder in Angriffsposition bringen konnte, tat ich das, was er zuvor versucht hatte.
Das Blut, das aus seiner Halsschlagader herausschoss, vernebelte mir die Sicht. Ich war es einfach nicht gewöhnt, mit dem Gesicht zu kämpfen. Niesend rückte ich von ihm ab und rieb mir unentwegt mit den Pfoten über die Schnauze. Gerne wäre ich jetzt in den See gesprungen, aber sobald ich den Blick wieder frei hatte, sah ich Sawyer.
Einen Kojoten hatte er schon erledigt, und gerade bahnte er sich beißend seinen Weg zum nächsten vor. Der dritte aber war riesig und machte nicht den Eindruck, als wollte er wie der Schurke aus einem Film höflich abwarten, bis Sawyer den anderen erledigt hatte, um sich dann seinerseits für einen Kampf bereitzuhalten. Der hünenhafte Kojote stand eher auf Teamarbeit.
Ich aber auch.
Ich stürmte los und pflügte ihn um, gerade als er seine Zähne in Sawyers Rücken grub. Stöhnend ließ der Kojote von ihm ab, doch nicht ohne ein Stück von Sawyer mitzunehmen. Das musste man Sawyer lassen. Trotz des Schmerzes unterbrach er seine Tätigkeit nicht, sondern hielt den anderen Wandler weiter am Boden und bearbeitete fleißig dessen Kehle, bis er sich nicht mehr rührte. Gab es denn keinen schnelleren Weg?
Den würde ich nämlich brauchen, denn der dritte Kojote erholte sich von meinem Angriff mit einer solchen Leichtigkeit, dass ich wusste, er war mir an Kraft überlegen. Sobald ich müde würde, wäre ich erledigt, da meine einzigen Waffen gegen ihn meine Schnelligkeit und Entschlossenheit waren.
Genau so, wie ich ihn zuvor angegriffen hatte, griff er jetzt mich an, doch ich hatte es rechtzeitig bemerkt und konnte ausweichen. Er bremste ab, drehte sich um und stürzte sich auf mich. Diesmal blieb mir keine Zeit, mich zu erholen. Vielleicht konnte mich meine Schnelligkeit doch nicht retten.
Rasch riskierte ich einen Blick auf Sawyer. Er war immer noch dabei, den anderen fix und fertig zu machen. Als der hünenhafte Kojote mich umwarf, kläffte ich jäh und schrill. Mein Kläffen steigerte sich zum Jaulen, als er mir ins Bein biss; ich mühte mich nach Kräften, meinen verletzlichen Bauch zu schützen.
Ich trat und kratze und landete schließlich einen Treffer an seinem Kopf, so nahe an einem Auge, dass er von mir abließ. Aber als ich versuchte aufzustehen, konnte ich mich nicht auf meinen vier Beinen halten. Mein rechter Hinterlauf knickte ein.
Mit heraushängender Zunge und siegessicherem Grinsen beugte sich der Hüne über mich, ließ sich und mir Zeit, darüber nachzudenken, was er mit mir anstellen würde. Seinem Blick nach zu urteilen, würde ich mir den baldigen Tod herbeisehnen.
Er drehte sich nach Sawyer um. Sicher wollte er rasch hinüberspringen, um auch ihm den Garaus zu machen, ich würde sowieso nirgendwo mehr hingehen können. Mit letzter Kraft schnappte ich nach seinem Hinterlauf, wie er es bei mir getan hatte.
Seine Knochen gaben knirschend unter meinen Zähnen nach; mit einem dumpfen Geräusch ging er zu Boden, und ich zwang ihn auf den Rücken. Fieberhaft scharrte er mit den Beinen in der Luft, um seinen empfindlichen Bauch zu schützen, doch zu spät. Sawyer war bereits zur Stelle und erledigte ihn rasanter als alle anderen.
Eine Minute lang lag ich einfach nur keuchend da. Die Lichtung war voll von Blut, Fell und Körpern. Stöhnend versuchte ich, auf die Beine zu kommen. Sawyer stupste mich mit dem Kopf zurück, sodass ich umfiel.
Er schillerte, sein Körper reckte sich, das Fell wurde kürzer, und als er wieder auf zwei Beinen stand, hatte auch sein Gesicht menschliche Züge. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich vermutet, dass dahinter ein seltsames Bergritual der Navajos steckte, einschließlich roter
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