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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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wiedergutzumachen.
    Dann schoss mir eine neue Frage durch den Kopf. „Es heißt, deine Mutter habe deinen Vater umgebracht.“
    „Ja.“
    „Aber warum nur? Es lief doch alles gut.“ Jedenfalls für die mordlustige Psychohexe.
    „Phoenix, weißt du eigentlich, wie Hexen zu ihrer Kraft kommen?“
    „Werden sie nicht damit geboren?“
    „Manche ja, andere nehmen sie sich.“
    „Indem sie jemanden töten, den sie lieben.“
    Ich sah ihm in die Augen, doch wie immer war sein Blick undurchdringlich. „Deine Mutter war doch keine Hexe, sie war doch eine…“ Ich brach ab und runzelte die Stirn. Was war sie überhaupt?
    Auf meine stumme Frage hin, zog Sawyer die Augenbrauen in die Höhe, aber ich konnte nichts damit anfangen.
    „Zunächst nicht“, sagte er zustimmend, „aber nachdem…“ Er gestikulierte mit den Händen. „… wurde sie mächtiger als jemals eine Entsetzliche oder Hexe vor ihr.“
    „Und du?“
    Wieder zog er die Brauen hoch. „Ich?“
    „Wie bist du so mächtig geworden?“
    „Hat Sanducci nicht gesagt, das Blut der Mutter sei stärker?“
    „Sanducci sagt viel, wenn der Tag lang ist. Ich versuche, nicht hinzuhören.“
    Seine Lippen zuckten. Er wandte den Blick ab, und mir war klar, dass er mir nicht sagen würde, wie er zu seinen magischen Kräften gekommen war.
    „Weißt du eigentlich, wo ich die ganze Nacht gewesen bin?“, fragte er flüsternd.
    „Was? Nein.“
    Sawyer erhob sich gemächlich, und mit der Hand, die zuvor sein Herz berührt hatte, strich er über seinen Bauch, entlang der müden, aber sehr langen Klapperschlange, bis er sie schließlich auf seinem Oberschenkel ruhen ließ.
    Ich kniff die Augen zusammen, war ratlos, warum er mir diese Frage gestellt hatte, bis ich das Zeichen sah.
    Knapp unter der Spitze seines Zeigefingers, als wolle er darauf deuten, verunzierte ein blutroter Kreis seine Haut. Bilder überfluteten mich, wie ich seinen Schwanz im Mund hatte, mein Verlangen ihn zu schmecken, ihn in mich hineinzuziehen, ihn zu zeichnen.
    „Du weißt, wo ich gewesen bin, Phoenix.“
    Meine Hände waren so fest zu Fäusten geballt, dass sie schmerzten.
    Ich wusste ganz genau, wo er gewesen war.
    In mir.

 
    24
    W ie der Stein in meine Hand gekommen war, wusste ich nicht. Irgendwann musste ich mich gebückt und ihn aufgehoben haben. Aber ich konnte mich an nichts mehr erinnern, bis ich damit auf Sawyers Kopf zielte.
    Ich hatte erwartet, dass er ihm ausweichen oder sich ducken, vielleicht sogar mit seiner übernatürlichen Schnelligkeit eine Hand heben und ihn fangen würde.
    Stattdessen stand er nur da und ließ sich treffen.
    Auf seiner rechten Wange klaffte eine tiefe offene Wunde. Blut tropfte heraus. Doch er machte seltsamerweise keinerlei Anstalten, die Wunde zu versorgen, sondern starrte einfach reglos auf die kalte, erloschene Feuerstelle.
    Irgendetwas hatte er mit mir angestellt, dass ich gestern Nacht alles für einen Traum gehalten hatte. Wohl um meine Hemmschwelle zu senken, mir meine Unsicherheit und Angst zu nehmen. Ein Zauberspruch, ein Zaubertrank, ihm war alles zuzutrauen. Doch bloß weil er mich körperlich anzog, wollte ich nicht zu einer solch intimen Handlung genötigt werden.
    Als ich noch im Dienst war, grassierten Drogen, die Mädchen gefügig machten. Und bei jedem neuen Opfer, das sich weder daran erinnern konnte, wo es gewesen war, noch mit wem sie es getan hatte, wurde ich wütender.
    Ich schritt auf Sawyer zu. „Was hast du mit mir gemacht?“
    Gleichmütig sah er mich an.
    „Ach halt bloß die Klappe.“ Nicht dass er auch nur einen Ton gesagt hätte.
    Das Blut, das auf den Boden tropfte, verfärbte sich schwarz.
    „Hier.“ Ich hatte ein Stückchen von meinem Flanellhemd abgerissen und drückte es ihm in die Hand. Er nahm es und presste es an die Wunde.
    Mein Blick blieb an dem Feuer hängen, oder vielmehr an dem, was noch davon übrig war: Asche, verkohltes Holz und Stiele von etwas mir Unbekanntem.
    „Was ist das?“ Ich zeigte mit dem Finger drauf.
    „Was glaubst du denn, was es ist?“
    „Meskalin? LSD? Irgendetwas Schräges.“ Ich hockte mich hin und tat einen tiefen Atemzug. Frisches, von der Sonne erwärmtes Gras. Ein sehr angenehmer Duft; dann tanzten auf einmal Farben vor meinen Augen, und mir wurde schwindelig. „Du hast mich unter Drogen gesetzt. Mistkerl.“
    Von weit her schien meine Stimme zu kommen, und sie klang träge und teilnahmslos, nichts war von der Wut zu spüren, die mir die Brust zu zerreißen drohte.
    Ich

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