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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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nur ein Tier, weil er eben bestimmte menschliche Eigenschaften annimmt. Diese Eigenschaften werden jeden Monat im Mondschein erneuert.“
    „Bei Vollmond?“
    „Bei Neumond, in der Dunkelheit kann man sich leichter verstecken.“ Nachdenklich starrte er auf den Hasen. „Kojotenwandler sind so schnell wie Kojoten, aber wesentlich größer und um vieles klüger. Weil sie auch zu Menschen werden, wissen sie, wie Menschen denken.“
    „Einmal im Monat.“
    Sawyer senkte den Kopf. „Bei den Navajos gilt der Kojote als böses Omen. Er ist das Symbol für schwarze Magie.“
    Wieder ließ ich meinen Blick über seinen Körper wandern. „Warum trägst du denn keinen? Ich dachte, du bist hier der King der schwarzen Magie?“
    „Das sagen alle. Ich konnte mich nie dazu überwinden, ein Kojote zu werden.“ Er neigte den Kopf und sah mich durch den Vorhang seiner langen schwarzen Haare an. „Als kleiner Junge habe ich einst all unsere Legenden gehört. Ich glaubte alles, was man mich lehrte. Darin heißt es, dass Satan auf einem Kojoten reitet, um das Böse über die Erde zu verteilen.“
    „Ich dachte immer, Satan sei eine Erfindung der Christen, der schwarze Mann.“
    „Das habe ich auch geglaubt, bis ich begriffen habe, dass die Sache mit den gefallenen Engeln wahr ist.“ Er verbarg sein Gesicht hinter seinem Haar, als er seinen starren Blick wieder ins Feuer richtete. „Jetzt glaube ich, dass er hinter jedem her ist.“
    „Satan läuft hier frei herum?“
    „Schwer zu sagen. Bestimmt aber seine Untergebenen. Meine Mutter war eine von ihnen.“
    Trotz allem machte ich einen Schritt auf ihn zu. Sawyer wurde steif wie ein Brett. Er wollte mein Mitgefühl nicht, und eigentlich wollte ich es ihm auch nicht geben, denn ich war immer noch sauer über die Wenn-du-breit-bist-popp-ich-dich-Sache. Aber darauf würden wir noch zu sprechen kommen.
    „Hast du gewusst, dass wir Kojotenwandlern begegnen würden?“
    „Wie sollte ich?“
    Die bessere Frage wäre wohl: Wie sollte er nicht? Da er doch sonst immer alles wusste.
    „Eine Knarre wäre jedenfalls eine gute Idee gewesen. Die Pfadfinderregel lautet: Allzeit bereit. Eine gute Regel, wie ich finde.“
    Er lehnte sich vor und stützte sich dabei mit dem Knie ab, bevor er mich ansah. „Bei der Suche nach der visionären Kraft geht man nur mit Wasser und Kleidern in die Berge. Ohne Waffen. Ohne Lebensmittel.“
    „Und dann?“ Ich streckte die Arme aus. „Bittet man den großen und mächtigen Zauberer von Oz um Hilfe?“
    Er seufzte. „Ich bin hier der Lehrer.“
    Meine Augen wurden ganz schmal. „Nennt man das jetzt so?“
    Er hielt mir seine Hand hin, und als ich den Ausdruck in seinem Gesicht sah, schluckte ich all die bösen Worte hinunter. Wenn er so blickte, dann erstarb selbst der Wind.
    „Es gibt Momente, in denen hast du nur dich und deine ureigene Kraft. Man kann sich bei den Nephilim nicht auf moderne Waffen verlassen. Die meisten lassen sich auf die eine oder andere Art beseitigen, aber meist nicht durch neue Technologien, denn schließlich stammen sie aus einer Zeit vor Jesus Christus.“
    Damals, als die einzigen Waffen Messer, Schwerter und das allzeit beliebte Kreuz waren.
    „Kojotenwandler“, fuhr Sawyer fort, „können nur durch andere Wandler beseitigt werden, das macht sie so gefährlich. Sie erscheinen so lange, bis das Opfer beseitigt ist.“
    Ich schwieg, denn in diesem Fall war ich das Ziel gewesen. Mir war klar, dass ich verdammtes Glück hatte, noch am Leben zu sein.
    „Woher wussten sie, wo wir waren?“, fragte ich leise.
    „Das verstehe ich auch nicht. Ich habe unseren Aufenthaltsort verhüllt.“
    „Was Macht angeht, bist du wahrlich keine Niete“, stimmte ich ihm zu.
    „Nein, das bin ich nicht“, sagte er ohne falsche Bescheidenheit.
    „Das bedeutet, wer immer diese Kreaturen schickt – den Chindi, die Kojotenwandler, die Nephilim, die anderen Mörder –, hat eine außergewöhnliche Gabe.“
    „Vielleicht reitet Satan tatsächlich den Kojoten.“
    „Vielleicht.“

 
    26
    Über die Lichtung senkte sich Stille. Doch sie hielt nicht lange an.
    „Du hast mir Drogen eingeflößt, damit ich mit dir schlafe.“
    Mit seinen schaurig hellen Augen blickte er in meine. „Täusche dich nicht, früher oder später hättest du sowieso mit mir geschlafen. Ich habe das Unvermeidliche nur etwas beschleunigt.“
    „Wozu die Eile? Sitzt du schon seit ein paar Jahrhunderten auf dem Trockenen?“
    Er verzog den Mund zu einem Lächeln.

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