Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
aussah.
„Bist du schon mal auf einen Hexenmeister gestoßen?“, fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf.
„Komm schon. Das kann doch nicht sein.“
„Sie sind äußerst selten und sehr mächtig.“
„Irgendwelche Vorschläge, wie man sie tötet?“
Wieder schüttelte sie den Kopf. „Es ist keine Methode bekannt, einen Hexenmeister auszulöschen.“
„Unnsinn.“
Sie schaute mich verständnislos an. „Wenn ich eine wüsste, würde ich es dir sagen.“
„Wirklich?“
„Natürlich. Du bist die Anführerin der Föderation. Ich habe schon vor sehr langer Zeit meinen Treueid auf sie geleistet.“
„Du musst mir gehorchen?“
„Ich bin zwar nicht direkt dazu gezwungen, aber eigentlich ja, denn du bist der Boss.“
„Prima.“ Vor Freude rieb ich mir die Hände. „Sag mir noch, bevor ich gehe, hast du eine Ahnung, wie man einen Dhampir umbringt?“ Sawyers Methode war meine Sache nicht, denn sie ergab gar keinen Sinn.
Auf einmal wurden ihre Augen ganz groß. „Das kannst du…“
„Doch, glaub mir, ich kann. Wenn Jimmy auch nur in irgendeiner Weise für Ruthies Tod verantwortlich ist, dann ziehe ich ihn zur Rechenschaft.“ Ich schnippte mit den Fingern. „Tod eines Dhampirs. Spuck es aus.“
„Ich hab es nie… denn ich würde nie…“
„Sag mal was Gescheites, Summer.“
„Ich hab es nie in Erfahrung gebracht, denn ich könnte ihm nicht wehtun.“
„Selbst wenn er dir die Kehle rausreißen und dein Blut trinken würde? Moment mal, hast du überhaupt Blut?“
„So ist Jimmy nicht. Er bringt keine Menschen um, nur Nephilim.“
„Das behauptet er zumindest.“
„Du vertraust ihm nicht?“
Schallend lachte ich ihr ins Gesicht.
Sie biss sich auf die Lippen. „Ich sollte dich lieber begleiten.“
Einen Moment lang stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, Jimmys Aufenthaltsort mit Summer im Schlepptau auszukundschaften. Vielleicht lohnte es sich sogar dafür, ihre Nähe zu ertragen, aber ich hatte da so meine Bedenken.
„Ich brauch deine Hilfe nicht.“
„Das brauchst du schon, bloß dass ich nicht fliegen kann.“
„Ich dachte, das könntest du auch ohne Flügel.“
„Im Flugzeug kann ich nicht fliegen. Irgendwie bringe ich das Steuersystem durcheinander.“
Dann wollte ich sie auf gar keinen Fall in meinem Flugzeug dabeihaben.
Ich ging und ließ Summer auf der anderen Seite der Metalldetektoren stehen. Auch ohne Bordkarte hätte sie passieren können, aber wozu? Es war ja alles gesagt. Mit ein bisschen Glück brauchte ich sie nie wieder zu sehen.
Gut, Glück gehörte zu dieser Zeit nicht gerade zu meinen ständigen Begleitern.
Das wurde mir noch einmal deutlich vor Augen geführt, als ich an Bord ging. Da ich mein Ticket erst zwei Stunden vor Abflug gekauft hatte, saß ich zwischen einer Frau, der noch nie ein Kuchen nicht geschmeckt hatte, und einem Teenager im Grunge Look, der sich wohl vorgenommen hatte, erst nach der Befreiung Tibets wieder zu duschen.
Hätte ich doch bloß ein bisschen von Summers Feenstaub dabeigehabt, dann hätte ich in ihnen den brennenden Wunsch wecken können, überall sonst, aber nicht neben mir zu sitzen. Vielleicht in der Abflughalle.
Der Flug nach New York war die reinste Quälerei, aber wie alle Dinge in meinem Leben endete auch er. Als wir schließlich eine Schleife über La Guardia flogen, besprenkelten die Lichter der Stadt die Nacht wie mit dem von mir herbeigewünschten Feenstaub. Zu beiden Seiten der Landebahn spritzte Wasser hoch, als wir mit einem heftigen Knirschen landeten, dann bremste der Pilot so abrupt, dass ich froh war, angeschnallt zu sein, sonst hätte ich den Sitz vor mir geküsst.
In dem Augenblick, als die Worte „Jetzt dürfen Sie Ihre Handys wieder einschalten“ den Mund der Stewardess verließen, rief ich auch schon bei Jimmy an. Doch wieder nur der Anrufbeantworter.
„Scheiße.“
Die Kuchentante blickte mich finster an, doch der miefige Teenager zwinkerte mir zu. Ich packte das Handy ein und verließ so schnell wie möglich das Flugzeug. Mit meiner außergewöhnlichen Eile passte ich gut zu allen anderen Leuten im Terminal.
Ich holte mein Gepäck ab und ging zu einem Bankautomaten. Beim Anblick meines Kontostandes zuckte ich schmerzlich zusammen. Diese Nummer als Seherin war kostspielig, und es schien nicht viel dabei rumzukommen. Wenn mir diese Mission glückte, dann hätte ich zumindest noch meinen Job als Kellnerin. Wenn nicht…
Ich zuckte mit den Achseln und warf den Auszug in den nächsten
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