Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)
Denn ich glaube doch.“
„Sawyer hat ein paar Dämonenjägern Bescheid gegeben. Sie werden in Milwaukee auf dich warten, und dort kannst du dann mit ihnen weiterplanen.“
„Ich gehe nicht mit rauchenden Colts nach Manhattan.“ Ich senkte die Stimme, denn schließlich befanden wir uns auf einem Flughafen. „Ich will einfach nur Jimmy finden und mir ein Bild von allem machen. Denn das ist mein Job, soviel ich weiß.“
„Jimmy kann auf sich selbst aufpassen.“
Unter normalen Umständen hätte ich ihr beigepflichtet. Jetzt hingegen war ich davon überzeugt, dass die Umstände in Manhattan keineswegs normal waren. Aber da ich hier die Fäden in der Hand hielt, brauchte ich mich weder vor Summer noch vor sonst irgendjemandem zu rechtfertigen, also setzte ich munter meinen Weg fort.
Warum Sawyer nicht selbst versucht hatte, mich von Manhattan abzubringen, wusste ich nicht. Wahrscheinlich ahnte er, dass ich nicht auf ihn hören würde. Aber genauso wenig würde ich auf Summer hören.
Irgendwie ließ sie aber trotzdem nicht davon ab, es zu versuchen. Genauso wie ich versuchen wollte, Jimmy zu retten.
„Ich kann dich dazu bringen“, sagte Summer, noch immer hetzte sie neben mir her.
„Nein, das kannst du nicht.“
Wir hatten die Schlange am Schalter erreicht. Ich hoffte inständig, dass der Aufpreis für ein Flugticket nach New York anstatt nach Milwaukee meinen Kreditrahmen nicht sprengen würde. Wenn es sein musste, würde ich Megan um Geld anpumpen, aber das war hoffentlich nicht nötig.
Gerade hatte ich mich Summer zugewandt und wollte ihr sagen, dass sie einen Abflug machen solle, da bekam ich eine ganze Ladung Feenstaub ins Gesicht. Stiebende Funken vernebelten mir die Sicht, die sich auf der Haut wie ein kühler Regen nach einem heißen Sommertag anfühlten.
Ihr Mund verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln. Hätte ich doch bloß meinen Mund gehalten und sie in dem Glauben gelassen, ich würde zurück nach Milwaukee fliegen, dann hätte sie mich bestimmt nicht weiter belästigt. Aber ich hatte noch nie meinen Mund halten können.
Stattdessen beugte ich mich zu ihr hin, bis ich ganz nah an ihrem Gesicht war. „Komm mir ja nicht noch mal mit diesem Koboldquatsch. Im Auftrag des Guten, erinnerst du dich?“
Summer überschüttete mich mit Flüchen. Ihr Repertoire war beeindruckend, und aus ihrem rosa Schmollmund klangen sie ungleich scheußlicher, als wenn sie aus meinem gekommen wären.
„Niedlich.“ Ich richtete mich auf. „Und mit diesen Lippen gibst du deiner Mutter einen Gutenachtkuss?“
„Ich habe keine Mutter.“
„Da sind wir schon zu zweit.“ Ich trat an den Schalter, nannte meinen Namen und tauschte das Ticket um. Zum Glück war der Flug nach New York nur eine halbe Stunde später als der nach Milwaukee.
Ich konnte nicht umhin, meine Tasche noch einmal zu kontrollieren. Die Pistole hatte ich bei Sawyer zurückgelassen, aber das Silbermesser war eine Sache für sich. Auf keinen Fall würde ich es im Handgepäck mit an Bord nehmen können, also musste ich es in meinem großen Gepäck unterbringen.
Als ich mich zum Flugsteig aufmachte, war die Fee immer noch an meiner Seite. „Du hast eine Mutter.“
Misstrauisch warf ich ihr einen kurzen Blick zu.
„Eines Tages wirst du sie kennenlernen.“
Mir lief ein Schauer über den Rücken. „Lebt sie denn noch?“
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Weißt du, wer sie ist?“
„Nein, aber du wirst es erfahren.“ Sie neigte den Kopf, und ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass ich in der Ferne silberne Glöckchen läuten hörte. „Vielleicht wird es dir nicht gefallen.“
Ich hatte die Nase voll von Summers Andeutungen. Ich sah sie fest an. „Wenn du hier schon Kristallkugel spielst, sagst du mir dann vielleicht auch, wie unser Programmpunkt Jüngster Tag ausgeht?“
„Kann ich nicht.“
„Kannst du nicht, weil du es nicht weißt oder weil du es mir nicht sagen darfst?“
„Ich weiß es nicht. Es ist noch nicht sicher, wie es ausgeht. Alles hängt von dir ab.“
„Fantastisch“, murmelte ich. Aber Summer war noch nicht am Ende.
„Es wird Schmerz und Verrat geben, und alle, die dir etwas bedeuten, werden unter Verdacht stehen. Woran du einst geglaubt hast, daran wirst du nicht mehr glauben können.“
„Das Übliche also?“ Einen Moment lang stockte ich. Summer war eine Dämonenjägerin. Immerhin brachte sie Nephilim schon seit Jahrhunderten zur Strecke. Vielleicht war sie doch brauchbarer, als sie
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