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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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sah, was es war, zog ich meine Hand sofort zurück.
    Eine Baseballkappe der Yankees.
    Ich versuchte, die aufsteigende Panik im Zaum zu halten. Schließlich befand sich Jimmys Kappe immer noch in Milwaukee, in Plastik gehüllt und als Beweisstück registriert. Diese hier konnte jedem gehören. Überall sah man diese Mützen mit dem Spruch „I ❤ NY“. Sollten sie doch meinetwegen gleich überall „I ❤ the Yankees“ draufdrucken.
    Während ich auf die Baseballkappe starrte, redete ich mir ein, dass sie jemand anderem als Sanducci gehörte. Wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass er sich eine neue gekauft und sie ausgerechnet dort fallen gelassen haben würde, wo ich sie finden konnte?
    Für eine Hänsel-und-Gretel-Nummer nicht schlecht.
    Wie in Zeitlupe beobachtete ich, wie ich meine Hand danach ausstreckte, weiter und immer weiter, bis ich mich so weit nach unten gebückt hatte, dass ich das verhasste blaue Ding mit der blöden Aufschrift aufheben konnte. Als ich es berührte, sah ich ihn vor mir.
    In einem Raum, ähnlich den anderen, die ich bereits inspiziert hatte, saß er gefesselt und geknebelt mit nacktem, blutüberströmtem Oberkörper.

 
    31
    I ch ließ die Mütze fallen, stürmte ins Treppenhaus und rannte die Stufen hoch. Unter mir hatte ich auf beiden Stockwerken alle Zimmer geprüft. Sie waren alle leer gewesen.
    Auf dem Absatz zum fünfzehnten Stock machte ich eine Verschnaufpause und zwang mich, mir einen Plan zurechtzulegen. Einfach anzugreifen, besonders wenn man gar nichts dabeihatte, mit dem man angreifen konnte, würde uns bloß beide das Leben kosten.
    Die einzige Waffe war Jimmys Silbermesser, also zog ich es aus der Gürteltasche heraus und warf einen verstohlenen Blick den Gang hinunter.
    Wie alle anderen war er bedrückend und düster und genau so menschenleer wie die davon abzweigenden Zimmer. Ich stieg noch höher.
    Jetzt, da ich Jimmy gesehen und mich davon überzeugt hatte, dass er in Schwierigkeiten steckte und nicht die Ursache dafür war, gab es für mich kein Zurück mehr. In einer vollkommenen Welt würde ich jetzt Unterstützung anfordern und Panzertruppen kommen lassen. In meiner Welt jedoch, die weit davon entfernt war, vollkommen zu sein und in der das Wort deshalb auch kaum eine Bedeutung hatte, saß die Unterstützung in New Mexico, somit war ich meine eigene Panzertruppe.
    Jimmy hatte schlecht ausgesehen: blass und schweißnass, der Körper mit Blutergüssen übersät, über die bloße Brust strömte Blut, er war bewusstlos. Auf keinen Fall wollte ich riskieren, ihn zu verlieren. Nicht wenn ich schon so nah war.
    Unbeirrbar kontrollierte ich die Räume und fand nichts und niemanden, bis ich im neunzehnten Stock zum letzten Zimmer auf der linken Seite kam.
    Sobald ich die Tür aufgemacht hatte, konnte ich das Blut riechen, und als ich das Licht anschaltete, sah ich es auch. Nach kurzem Zögern betrat ich den Raum und schloss die Tür. „Sanducci.“
    Keine Reaktion.
    Jimmy war an einen Stuhl gefesselt. Leider nicht mit Seilen, sondern mit Ketten. Irgendjemand meinte es hier ernst, das hatte ich schon von den Schnitten auf seiner Brust geschlossen. Sie heilten, man konnte dabei sogar zusehen, aber langsamer als gewöhnlich, und somit wusste ich, dass sie von einem Gegenstand herrührten, der Dhampiren mehr zusetzte als Silber. Was immer es auch war.
    Innerlich kochte ich vor Wut. Selbst wenn Jimmy im strengen Sinn des Wortes kein Mensch war, ging es hier doch um Menschlichkeit. Und so wie der Raum aussah, war die Menschlichkeit hier tausend Tode gestorben.
    Einerseits glich er den anderen Räumen, anderseits auch nicht. Größe und Schnitt waren gleich, doch dieser hier war besser ausgestattet, vielleicht auch schlechter – je nachdem.
    Natürlich sind Folterkammern in den Augen der meisten normalen Menschen keine schöne Sache.
    An den Wänden hingen spitze Gerätschaften, manche waren uralt und andere funkelnagelneu: ein Krummsäbel, eine Keule, Messer in allen metallenen Schattierungen, eine Kettensäge und sogar eine Fackel.
    Keine Schusswaffen, zu dumm. Wahrscheinlich war eine Kugel zu anonym. Wem auch immer dieses Haus gehörte – und ich hatte ein ziemlich sicheres Gefühl, wer das war –, der hatte gerne einen engen und intimen Kontakt zu seinen Opfern.
    Leider war er nicht sehr vertrauensselig, denn jede einzelne seiner Waffen war so fest an der Wand befestigt wie Jimmy auf seinem Stuhl.
    Ich machte mich an die Arbeit, das Kettenschloss mit dem

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