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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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sagt Sawyer.
    Der Phönix hebt die Arme, sie werden zu Flügeln, die sie in den Himmel tragen. Ein Lichtblitz zuckt auf, Sawyer ist wieder ein Tiger und trabt hinter dem Vogel her. Nun falle ich – fiel ich – zurück in meinen Körper, der noch immer unter Sawyers Leib gefangen war, in diesem Bett in Cairo.
    „Sie war eine Seherin“, flüsterte ich, „genauso wie ich.“

 
    29
    J a“, bestätigte Sawyer.
    Er hatte die Augen jetzt geschlossen, die Stirn noch immer gegen meine gepresst. Ich konnte keinerlei Gefühl hinter diesem Wort wahrnehmen, konnte auf diesem versteinerten Gesicht keine Reaktion ablesen.
    „Und du warst ihr Dämonenjäger.“
    Er blieb still und regungslos, unsere Körper waren noch immer aneinandergeschmiegt, die Hände wie zum Gebet gefaltet.
    Diese Erinnerung erklärte einiges. Die Verbindung zwischen einem Seher und seinem Dämonenjäger kann sehr eng sein – ein Bund voller Verschwiegenheit und Vertrauen. War Sawyer aus diesem Grund zu ihr zurückgekehrt, nachdem sie erweckt worden war? Hatte er sich einfach nicht dagegen wehren können?
    „Was ist geschehen?“, fragte ich. „Wann sind die Dinge aus den Fugen geraten? Warum? Und wie?“
    Unsere Finger waren ineinander verschränkt, und jetzt verstärkte er seinen Griff weiter, sodass unsere Handflächen noch näher zusammenkamen. Der Raum zog sich zurück, und ich kehrte in die Vergangenheit zurück.
    Die Szenen zogen blitzschnell vor meinen Augen vorbei, Bilder, die wie Fotos aus einem Album purzelten und sich über den Boden ergossen.
    Ihre Augen flackern von Gelb zu Orange, die Form ihrer Pupillen verändert sich und zeigt, was sie sieht: Kreaturen aus Legenden. Sie alle sterben durch seine Hand. Zeit vergeht; sie kämpfen immer gemeinsam. Er ist so begabt im Töten wie sie darin, zu sehen, was getötet werden muss. Nichts kann sie aufhalten.
    Bis es passiert.
    „Wo bist du gewesen?“, fragt Sawyer.
    Vor dem düsteren rosa Himmel fällt der violette Schatten von Mount Taylor auf ihn. Sawyers Anwesen sieht fast genauso aus wie bei meinem letzten Besuch. Vielleicht ist der Hogan weniger verwittert, die Fassade des Hauses nicht ganz so verblasst.
    Im Westen der USA lässt sich die Zeit schwer einschätzen. Wenn das Haus nicht gewesen wäre, hätte das Ganze nach meiner Einschätzung auch in einem Jahr vor Christi Geburt stattfinden können. Die Navajo waren auf diesen Kontinent gekommen, als Moses noch im Binsenkörbchen übers Wasser trieb, auch wenn sie erst viel später in den Süden gezogen sind. Ich hatte keine Ahnung, wann der Phönix auf die Idee gekommen war, aus Ägypten herüberzukommen – oder warum. Vielleicht war er ja mit Kleopatra aneinandergeraten. Ich vermute, das spielte eigentlich keine Rolle.
    „Ich hatte zu tun“, sagt die Frau.
    „Menschen sterben, Maria. Wir müssen das aufhalten.“
    Sie hebt das Kinn. „Wir können nicht jeden Einzelnen retten.“
    „Wir müssen es aber versuchen.“
    „Du bist hier der Dämonenjäger.“ Sie macht eine vage Handbewegung. „Dann jage und töte sie.“
    Der Unterschied zwischen der Frau, die sie einmal war, und dieser hier ist ganz deutlich. Vorher waren sie ein Team, und jetzt … sind sie keines mehr.
    „Ich brauche dich. Du musst mir sagen, wo und was sie sind“, sagt Sawyer. „Ich kann sie nicht so sehen … wie du.“
    „Dann wirst du wohl warten müssen, bis ich etwas sehe.“
    Sie wendet sich ab, doch er ergreift sie am Arm. „Ich habe dich beobachtet, Maria. Du sprichst mit jemandem, der nicht da ist.“
    „Du irrst dich.“ Sie zieht den Arm aus seinem Griff, verwandelt sich und fliegt davon.
    Er lässt sie gehen, sieht ihr nach, wie sie kleiner und kleiner wird und mit der heraufdämmernden Nacht verschmilzt.
    Neue Szene: Sawyer steht noch immer auf dem Platz vor seinem Haus, aber jetzt rumpelt ein hellbrauner Kombi die Auffahrt hinauf. Ich erkenne das Auto wieder, auch wenn es wesentlich weniger klapprig scheint als zu der Zeit, als ich ihn gefahren bin.
    Die Frau darin ist Lucinda. Sie ist eine Navajo und eine Seherin. Auch sie ist inzwischen tot, was mir das merkwürdige, leicht schwindelige Gefühl vermittelt, in zwei Welten gleichzeitig zu sein – was ich ja auch bin.
    Ihr Gesicht ist ebenso sonnengebräunt, wie ich es in Erinnerung hatte, aber weniger faltig. Ihr langes schwarzes Haar ist noch nicht von Silberfäden durchzogen. Die Hände, die mich immer an die eines Affen erinnert hatten – schrumpelig, knochig und dunkel – sind einfach

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