Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
Mexico, in die Glänzende Welt nach Dinetah, wo er als Mensch und Tier wandeln kann. Dort, im Schatten des Berges, wo auch seine erste Verwandlung stattgefunden hat, fühlt er sich stärker.
Er wartet reglos und schweigend, das Licht des Feuers tanzt auf seiner nackten Haut, und er starrt diese rote Feder an, die ganze Nacht, den darauffolgenden Tag und die nächste Nacht hindurch.
Ich verstand seine Verwirrung und seinen Schmerz. Es gibt Richtig und Falsch, und der Versuch, die Verbindung zu Gott abzutöten …
Ist so was von falsch .
Sawyers Seherin, jene, der er auf dieser Welt am meisten vertraute und auf deren Führung er sich blind verließ, ist offensichtlich zur dunklen Seite gewechselt. Damit wird man nicht so leicht fertig.
Nicht, dass er sie nicht umbringen wird, wenn sie auftaucht. Das muss er tun. Die einzige Frage ist das Wie. Soweit er weiß, gibt es nur einen Phönix, deshalb erzählt man sich auch so wenige Legenden darüber, wie er zu töten wäre.
Er holt sein uraltes Buch hervor, blättert es wieder und wieder durch. Da sind Wesen aus Feuer und Rauch. Verdammt, seine Mutter ist eines davon. Er hat versucht, sie auf jede erdenkliche Weise umzubringen, von der er gehört hatte. Aber nie hatte er Glück gehabt.
Er schlägt das Buch zu. Ihr den Sauerstoff entziehen, sie mit Wasser übergießen, mit Erde bedecken. Die böse Schlampe hatte all das überlebt. Sie besaß mehr Magie als er, und das wäre wahrscheinlich immer so.
Der Phönix ist ein Gestaltwandler. Er kann es mit Silber versuchen, er kann als eins seiner Tiere gegen sie kämpfen, und wenn das nicht gelänge, würde er sie erwürgen, ertränken und lebendig begraben, eins nach dem anderen, bis irgendetwas glückte.
Endlich wird die Luft vom Geräusch großer Schwingen erfüllt, und der Phönix erscheint, kreist tiefer und tiefer, bis er mit seinen Füßen auf dem Boden landet.
Sawyer verschwendet keine Zeit. Warum auch? Alle Worte wären Lügen, eine Berührung aber wäre eine noch viel größere Lüge.
Er überwindet den geringen Abstand zwischen ihnen, als hätte er Maria so sehr vermisst, dass er es nicht erträgt, auch nur eine Sekunde länger von ihr getrennt zu sein. Hätte er die Wahrheit nicht gekannt, so hätte er nie bemerkt, wie sich ihr Körper kurz verspannt, wie sie sich zwingt, locker zu sein, zu lächeln und zuzulassen, dass er sie zu sich heranzieht, sich vorbeugt und seinen Mund über ihrem schweben lässt.
Sie schnurrt, als er ihr eine Hand auf den Hals legt. Dann legt er die andere Hand dazu, sie runzelt die Stirn. Als sie die Augen öffnet, drückt er schnell zu, bevor sie sich in einen Vogel verwandeln kann.
Sie ist zwar stark, aber er ist stärker. Sie zerrt an seinen Händen, doch das kann ihn jetzt nicht abhalten. Auch als ihre Hände zu leuchten anfangen und auf seiner Haut brennen, hält er den Druck aufrecht. Er würde schnell genug wieder heilen.
Aber Erwürgen gelingt beim Phönix nicht besser als bei der Frau aus Rauch. Auch wenn Maria keine Luft mehr bekommt, stirbt sie nicht. Schließlich lässt er sie los und schiebt sie von sich.
Sie fällt zu Boden, presst die Hände auf ihren Hals und schnappt gierig nach Luft. Ihr Blick ist auf ihn gerichtet und voller Angst: so als ob er den Verstand verloren hätte und nicht sie.
Sawyer berührt den Adler auf seiner Haut, verwandelt sich und stürzt, den Schnabel voran, mit ausgestreckten Krallen auf sie zu. Bevor das Licht seiner Verwandlung verloschen ist, hat auch sie sich in einen Vogel verwandelt.
Der Kampf wütet. Keiner von ihnen kann gewinnen. Blut spritzt, Federn fliegen, bis der Boden unter ihnen wie ein Bauernhof nach einem Hahnenkampf aussieht.
Das führt zu nichts, also fliegt Sawyer den Berg hinauf, lockt sie fort vom Boden, näher zum Gipfel und an einen Ort, den außer ihm niemand kennt.
Unter ihnen glitzert die Sonne auf dem kristallklaren Bergsee. Er rammt sie mit aller Kraft und zieht sie mit sich hinab, immer auf das Wasser zu.
Sie kommen so hart auf der Oberfläche auf, dass es beiden die Luft aus den Lungen presst. Sie kämpft zwar und tritt, aber er drückt sie nach unten. Das Wasser gerät in Bewegung, fängt zu dampfen und zu blubbern an. Das kühle Wasser verwandelt sich binnen Minuten in einen siedenden Kessel. Der Geruch von gekochtem Fleisch zieht durch die Luft.
In der einen Sekunde drückt er den Phönix unter Wasser und die Reflexionen des Sonnenlichts lassen die Federn noch heller leuchten. In der nächsten Sekunde
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