Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
unkontrollierbar zu sein, wie ich.
„Das wird sie nicht tun.“ Seine Hände umklammerten das Lenkrad. „Ich glaube nicht einmal, dass sie dazu in der Lage ist.“
Summer Bartholomew war eine Fee. Man stelle sich eine überlebensgroße Version von Glöckchen vor – ohne Flügel, dafür mit Cowboy-Stiefeln, einem weißen Hut und nuttigen Klamotten mit jeder Menge Fransen.
Summer und ich kamen nicht besonders gut miteinander aus, was hauptsächlich daran lag, dass sie sich Hals über Kopf und komme was da wolle in Jimmy verliebt hatte. Es war auch dadurch nicht gerade besser geworden, dass er ausgerechnet zu ihr gegangen war, nachdem er mich zum ersten Mal verlassen hatte.
Sie war es auch, der ich das Hundehalsband an meinem Hals zu verdanken hatte. Nicht, dass ich es nicht brauchte. Aber hätte sie den Zauber nicht besser auf eine hübsche Silberkette oder einen Diamantohrstecker legen können? Selbst ein Lederarmband wäre doch geeigneter gewesen als das, was ich jetzt tragen musste. Aber Summer hatte eine Chance gesehen, mich zur Weißglut zu bringen. Und sie hatte sie genutzt.
Dass ich genau das Gleiche getan hätte, wenn ich hätte zaubern können, verringerte meine Verärgerung über sie kein bisschen. Um die Sache nochmals zu verschlimmern, hatte Summer Jimmys Dämon ausgerechnet mit einem Sexzauber gebannt.
Ich weiß, ich weiß. Ich sollte nicht gerade mit Steinen schmeißen – von wegen sexuelle Empathie und so – , aber diese Fee ging mir auf den Zeiger. Vermutlich auch deswegen, weil ich sie und Jimmy so oft zusammen sah, wenn ich einen von den beiden berührte. Dann wollte ich mein Gehirn am liebsten mit kochendem Wasser und jeder Menge Bleiche auswaschen.
„Was ist so schwer daran?“, fragte ich. „Kann sie’s nicht einfach … andersrum mit dir tun?“
„Offensichtlich nicht“, sagte Jimmy.
„Sie weigert sich, den Zauber aufzuheben, weil sie weiß, dass du es nicht willst.“
„Ich will es auch nicht, aber das heißt doch noch nicht, dass ich es nicht trotzdem tun würde. Vermutlich brauchen wir eine größere Fee.«
Ich hatte einen Schluck lauwarmes Wasser aus einer Flasche genommen, die ich im Wagen liegen gelassen hatte. Diesen Schluck spie ich nun über die Windschutzscheibe. „Was?“
Seine Lippen zuckten. „Eine mächtigere Fee.“
„Es gibt also … verschiedene Feeigkeits-Stufen?“
„Sicher. Sagt Summer.“
„Sag das fünfmal schnell hintereinander“, murmelte ich. „Wo kriegen wir eine 1-a-Superfee her, die mehr Macht als Summer hat?“
„Das wirst du sie selbst fragen müssen.“
„Hast du das nicht getan?“
„Ich will auf keinen Fall wieder so werden, wie ich damals war.“
„Du hast gesagt, du würdest es tun.“
„Aber es war nie die Rede davon, dass ich dabei helfen würde.“
„Okay“, schnappte ich. Zwar fand ich die Vorstellung ganz furchtbar, Summer um etwas zu bitten, aber ich war nun mal die Anführerin dieser fröhlichen Dämonenjägertruppe, und Summer wusste das schließlich. Sie würde mir die Information geben.
Andernfalls würde ich sie dazu zwingen. Ehrlich gesagt hoffte ich sogar, sie würde es mir nicht allzu freiwillig verraten.
„Ich dachte wirklich, die Nephilim hätten den Schlüssel“, sagte ich so vor mich hin. Wer sonst hätte die Grigori befreit haben können?
„Vermutlich ist es besser, dass sie ihn nicht haben.“
Es lag mir auf der Zunge, Nein, verdammt! zu schreien. Aber ich hielt mich zurück.
„Was weißt du über das Buch Samyaza ?“, fragte ich.
Jimmy sah kurz zu mir herüber. In dem gespenstischen Licht der Armaturen war es unmöglich, seinen Blick zu lesen. Wir näherten uns L.A. Die Lichter der Stadt drängten die Nacht zurück und verliehen dem Himmel ein richtig unheimliches Glühen.
„Das ist ein Mythos.“
„Genau wie wir.“
All die mythologischen Geschichten über die Monster vom Anfang der Zeit – sie sind wahr. Sie waren Nephilim oder Kreuzungen, aber sie waren sehr, sehr real.
Goliath zum Beispiel – dieser Riese aus der Antike? Nephilim.
Vampire, Werwölfe, böse, dunkle, unheimliche Wesen – Nephilim. Oder manchmal auch Kreuzungen.
Hexenverfolgung? Vermutlich hatten sie die richtige Idee, aber sie haben es vollkommen falsch angepackt. Man kann Hexen nicht durch Ertränken töten. Die meisten von ihnen würden nicht einmal brennen.
„Samyaza war der Anführer der irdischen Engel.“
„Satan“, stimmte Jimmy zu. „Er wurde in den Höllenschlund geworfen. Ich glaube aber
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