Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
wie es sich anfühlte, der nächste Nephilim auf seiner Abschussliste zu sein.
„Stimmt doch?“, flüsterte ich, und Jimmy schüttelte den Kopf.
„Oh nein“, murmelte ich.
„Hätte gar nicht gedacht, dass du das Wort kennst“, sagte Jimmy.
Ich zog die Brauen zusammen und spielte mit dem Gedanken, ihm eine zu kleben.
„Wir beide hören diese Stimme“, fuhr der Phönix fort.
„Woher willst du wissen, was ich höre?“
„Samyaza hat es mir gesagt.“
Na klar.
„Warum nennen wir ihn eigentlich nicht einfach Satan, und alles ist gut?“, schnappte ich.
„Satan, Samyaza, Abaddon, wie auch immer“, stimmte der Phönix zu.
„Ich dachte, Satan würde nach seiner Befreiung von dem Besitz ergreifen, der ihn befreit hat“, sagte ich.
„Das hätte er auch getan. Aber dann hast du der Frau aus Rauch den Kopf abgerissen und ihre Überreste in alle vier Winde verteilt.“
„Oh, die guten, alten Zeiten.“
Der Phönix lächelte. „Und glaube bloß nicht, ich wüsste das nicht zu schätzen.“
„Eine Frage: Wie hat die Frau aus Rauch das Tor geöffnet?“
„Soweit ich gelesen habe, ist die Öffnung des Tartarus ein Prozess – es gibt eine ganze Reihe kleiner Ereignisse, durch die Risse in die Tür gelangen. Zum Beispiel, dass das Jüngste Gericht eingeleitet wurde, ein Ungleichgewicht zwischen den Kräften der Dunkelheit und des Lichts.“
Ich spürte mehr, als dass ich es sah, wie Jimmy zusammenzuckte. Auch wenn es nicht wirklich sein Fehler gewesen war, gab er sich doch noch immer die Schuld am Tod so vieler Seher und Dämonenjäger.
„Was noch?“
„Verfall der Sitten. Hass. Rassismus. Absterbendes Mitgefühl.“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Blablabla. Ist erst einmal ein Riss im Tor, dann steigt die Benandanti herab. Wenn sie gewinnt, wird die Tür wieder geschlossen. Wenn sie verliert …“
Ich sah Sawyer an. Wir hatten die Benandanti doch getroffen – eine alte Frau, die über Nacht wieder jung geworden war, nachdem sie dazu beigetragen hatte, Sawyers Fluch etwas komfortabler zu machen. Für einen Preis allerdings. Es tat mir leid, hören zu müssen, dass sie bei der Verteidigung der Tür gestorben war, und es tat mir umso mehr leid zu wissen, dass die Tür durch ihren Tod endgültig geöffnet worden war.
„Wenn aber der Tod der Benandanti den Tartarus geöffnet hat, an welchem Punkt kommt dann die Frau aus Rauch ins Spiel?“
„Oh, der Tod der Benandanti hat ihn nicht geöffnet“, sagte der Phönix.
Ich wollte mir – oder ihr – vor den Kopf schlagen. „Was war es dann?“
„Ein Opfer.“
„Um was ging es?“
„Ich bin nicht sicher. Es gab Blut und Tod. Ein freiwillig gegebenes Leben.“
„Verdammt!“, murmelte ich. Wen hatte die Frau aus Rauch getötet, um die Herrscherin der Welt und aller Dämonen darin zu werden?
„Das Tor zur Hölle bekam also einen Sprung, als Ruthie starb. Durch den allgemeinen Zustand der Welt wurde die Öffnung vergrößert, dann verlor die Benandanti den Kampf, die Frau aus Rauch opferte …“ – ich hob die Hände – „irgendjemanden, die Dämonen kamen frei, ich brachte sie um, bevor Satan da war. Und jetzt sucht er nach einem neuen Wirt. Trifft es das in etwa?“
„Ja“, stimmte der Phönix zu.
„Was wäre geschehen, wenn du es damals geschafft hättest, Ruthie zu töten?“
„Das Gleiche. Außer dass du mir jetzt nicht in die Quere kommen könntest, weil es dich nicht gäbe.“
„Warum hast du die Seiten gewechselt?“, fragte ich.
Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Warum hast du es getan?“
„Ich möchte auf der Seite der Gewinner stehen.“
„Wie die Tochter, so die Mutter. Er hat mir die Welt versprochen. Wie sollte ich da ablehnen?“
„Aber du hast es vermasselt. Ruthie hat überlebt, und der Mann, den du liebtest, hat dich umgebracht.“
„Ich brauchte es nur zu versuchen. Ich wusste, dass ich wiederauferstehen würde, wenn ich versagte.“
„Bist du nicht ein bisschen sauer auf die Frau aus Rauch? Was wäre, wenn sie dir deinen Dämonenkönig tatsächlich weggenommen hätte? Dann lägst du jetzt immer noch zwei Meter tief unter der Erde.“
„Nein.“ Meine Mutter schüttelte den Kopf, als wäre ich geradezu unfassbar dumm. „Samyaza hat versprochen, mich zu erwecken, wenn er freikommt. Ich sollte entweder der Prinz oder seine rechte Hand werden. Er hätte mich auf keinen Fall zurückgelassen.“
Ich wollte sie darauf hinweisen, dass dieser Prinz, von dem sie da sprach, der
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