Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
ziehen, bevor ich wieder zu den Männern nach draußen ging.
Sawyer hob die Augenbrauen, sagte jedoch nichts dazu, dass ich seine Kleidung ruiniert hatte. Ich war sicher, dass er irgendwo noch mehr davon hatte, und wahrscheinlich hatte er diese ohnehin so gut wie nie getragen. Es musste hier in den Bergen schon sehr kalt werden, bevor er sich überhaupt dazu herabließ, ein Stück Stoff an seine Haut zu lassen.
Xander stand immer noch im Kreis. Ich stellte mich neben Sawyer und raunte: „Kann er sich bewegen?“
„Bewegen schon“, antwortete Sawyer mit einer so gesenkten Stimme, dass Xander ihn nicht hören konnte. „Aber nicht weglaufen.“
„Warum?“
„Wir wissen nicht, wo er gewesen ist, was er gesehen hat und was ihm angeboten wurde.“
„Angeboten?“
„Es gibt eine Hölle, Phoenix. Und einige von uns werden dort landen.“
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Er arbeitete für die Guten – soweit ich wusste. Warum sorgte er sich um die Hölle?
Ich öffnete den Mund, um ihn zu fragen, aber Sawyer sprach weiter. „Um das zu vermeiden, sagst du zu allem Ja und Amen.“
„Meinst du wirklich mich , oder ist das ein allgemeines du ?“
Sawyer hob eine Braue und antwortete nicht.
„Was ist das Letzte, an das du dich erinnerst?“ Sawyer trat einen Schritt näher, Xander wich einen Schritt zurück. Seine Ferse berührte den Kreis, und mit einem scharfen Einatmen zog er den Fuß schnell wieder weg. Ich sah Sawyer böse an. Der Kerl hatte doch wirklich schon genug durchgemacht.
Xander legte die Stirn in Falten, was mich aber nur daran erinnerte, wie faltenlos seine Stirn bisher gewesen war. Whitelaw war zweifellos einer der jüngsten Promovierten in der Geschichte gewesen, und wegen mir war er lange vor seiner Zeit umgebracht worden. Schuldgefühle kamen in mir auf, aber langsam gewöhnte ich mich daran.
„Ich habe Miss Phoenix angerufen.“ Xander sah mich aus dunklen, verwirrten Augen an. Ich wollte seine Hand nehmen und sagen, dass es mir leidtäte. Aber wie Sawyer schon gesagt hatte: Ich wusste nicht, wo Xander gewesen war, wozu er Ja gesagt hatte und was aus ihm geworden war.
Stattdessen nickte ich ihm aufmunternd zu. „Genau.“
„Sie wollten mich ja besuchen kommen.“ Er sah sich um, und trotz der undurchdringlichen Dunkelheit war leicht zu erkennen, dass wir uns nicht mehr in Indiana befanden. „Oder hatten Sie gesagt, Sie würden mich abholen kommen?“
„Wir haben Sie abgeholt“, sagte Sawyer, was in gewisser Weise auch der Wahrheit entsprach. Wir hatten nur den Teil ausgelassen, in dem ich zuerst zu ihm gefahren war und ihn tot aufgefunden hatte.
„Faszinierend“, murmelte Xander.
„Sie sagten, Sie hätten Informationen für mich“, erinnerte ich ihn.
„Die habe ich, ja.“ Der Professor hob eine Hand und rieb sich die Stirn, als wollte er die Information dahinter freirubbeln. „Das Buch Samyaza .“
Sawyer und ich wechselten einen Blick. Verflixt aber auch. Ich hatte wirklich gehofft, es wäre nur ein Mythos.
„Haben Sie es denn gefunden?“
„Nein. Es gibt so viele Gerüchte, aber keinen einzigen handfesten Hinweis darauf, wo es sein könnte oder wie es aussieht.“
„Na klasse.“
„Entspann dich, Phoenix“, raunte Sawyer. „Das bedeutet, dass die anderen auch nichts darüber wissen.“
„Oder dass sie ihre Geheimnisse besser hüten können als wir unsere.“
„Wenn sie wüssten, wie es aussieht oder wo es sich finden ließe, dann hätten sie es schon, und wir wären alle nur noch …“ Sawyer drehte die Innenflächen seiner dunklen, feingliedrigen Hände zum sternklaren Himmel.
„Kanonenfutter“, murmelte ich.
„Möchten Sie wissen, was ich über den Schlüssel Salomos herausgefunden habe?“ Xander lächelte.
Ich richtete mich auf. „Wo ist er denn?“
„Der Schlüssel ist da, wo auch der Phönix ist.“
Das hatte ich schon mal gehört. Aber diesmal trug es nicht gerade zu meiner Erheiterung bei.
„Ich habe ihn nicht“, sagte ich.
„Nicht Sie. Ein richtiger Phönix.“
„Was?“
„Ein mythologischer Vogel aus dem alten Ägypten.“
„Ich weiß, was das ist“, murmelte ich. „Ein Mythos.“
Xanders Blick wanderte zu Sawyer. „Mythen sind heutzutage nicht mehr ganz so mythisch.“
Alles, was ich je für Legenden gehalten hatte – Werwölfe, Vampire, Geister und sonst was – schien nun verdammt viel realer, als mir lieb war.
„Wir müssen nach Ägypten?“, fragte ich. „Das wird aber eine Weile dauern.“
Xander,
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