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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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oder in der Luft oder den Sternen – wer weiß? –, aber nicht in meinem Kopf.
    „Magie“, sagte Sawyer. „Ich kann alle möglichen tollen Sachen anstellen.“
    „Wenn du so verdammt toll bist, warum brauchst du dann mich, um den Blitz zu rufen?“
    „Das wirst du schon sehen.“
    Als ich das letzte Mal auf den Berg gestiegen war, um zu dem See zu kommen, hatte ich es auf zwei Beinen getan. Es hatte fast einen ganzen Tag gedauert.
    Dieses Mal hatte ich keinen Tag Zeit. Das Unwetter rumpelte heran. Sawyer brauchte mir nicht extra zu sagen, dass ich meinen Arsch hochkriegen musste. Er brauchte mir auch nicht zu sagen, dass ich meinem Arsch einen Fellüberzug verpassen und wie der Wind losrennen musste. Ich tat es einfach.
    Als Wolf trabte ich den überwucherten Pfad hinauf. Büsche und Zweige zerrten an meinem mahagonifarbenen Fell, Dornenzweige blieben daran hängen. Vor mir huschten kleine wilde Viecher aus dem Weg. Weil ich aber nicht nur Wolf, sondern auch Frau war, konnte ich sie ignorieren.
    Doch das Mondlicht, das sich in die Nacht ergoss, zog mich in seinen Bann. Ich konnte meinen Blick nicht davon losreißen – und meine Kehle schmerzte, als ich das Heulen unterdrückte. Ich sehnte mich danach, den fast vollen Mond anzusingen und meinesgleichen antworten zu hören.
    Den Geruch von Rauch und Wasser nahm ich viel früher wahr, als ich es gekonnt hätte, wenn ich in meinen Schuhen unterwegs gewesen wäre. Unter meinen Pfoten lösten sich Steine aus dem Weg und kollerten abwärts. Dann entließen mich die überhängenden Tannen- und Kiefernzweige auf eine schmale Lichtung, die sich zu dem klaren Bergsee hin öffnete.
    Das Mondlicht flackerte wie ein Scheinwerfer auf dem Wasser, das Leuchten erhellte den Hogan am Fuß eines Felshügels. Ein Feuer, das so hoch brannte, dass es Sawyer überragte, tanzte in allen Farben, die die Welt jemals gesehen hatte.
    Er war nackt. Das war ja mal was ganz Neues. Er hatte zwar Ersatzkleidung im Hogan, aber Sawyer lief lieber nur mit seinen Tattoos bekleidet durch die Gegend. Das war schon immer so gewesen.
    Ich konzentrierte mich auf meine menschliche Gestalt und wurde in einem Sturm aus Licht und Eis wieder zu einer Frau. Dann ging ich auf den Hogan zu, aber Sawyer hob abwehrend die Hand.
    „Nicht“, murmelte er.
    „Was nicht?“
    „Nicht jetzt“, sagte er und hob die Arme zum sternenklaren Himmel empor.
    Ich rechnete damit, dass das Feuer höherschlagen, im Kreis wirbeln oder lossprechen würde. Er hatte oft schon irre Sachen mit Feuer angestellt. Hatte seltsame Navajo-Kräuter hineingeworfen, die mich dazu gebracht hatten, Dinge zu tun … es zu tun. Er hatte eine Frau aus Rauch heraufbeschworen, die sich als übelste Rabenmutter der Welt entpuppt hatte.
    Aber das Feuer blieb unverändert. Gefährlich hoch und zu bunt, um einfach nur Feuer zu sein – und als er die Finger nach oben richtete, tat sich der Himmel auf.
    Ich wartete angespannt darauf, dass ein Blitz aufzuckte. Stattdessen fiel Regen herab, durchnässte uns in Sekunden, während das Feuer unbehelligt weitertanzte.
    „Komm näher“, flüsterte Sawyer, und ich gehorchte, ebenso angezogen von seiner tiefen, befehlenden Stimme wie von der Wärme der Flammen in der plötzlichen Kühle der Nacht.
    Xanders Hut lag vor Sawyers Füßen auf der Erde, um ihn herum war ein Kreis in den Sand gezeichnet.
    „Was …“, begann ich.
    „Berühr mich.“
    „Häh?“
    Sawyers dunkler Blick fing den meinen ein. „Berühr mich.“
    „Nein, ich …“
    „Jetzt. Ich brauche Hilfe.“
    „Du hast noch nie irgendetwas oder irgendjemanden gebraucht.“
    In seinen Augen flackerte etwas. Feuer? Wut? Ich wusste es nicht. „Das stimmt nicht.“
    Die Erde zitterte. Sawyer presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und schien ebenfalls zu zittern.
    Ich sah auf, doch der Himmel erschien so klar wie in einer klirrend kalten Winternacht. Mond und Sterne leuchteten weiter durch den strömenden Regen. Der Wind jedoch begann zu tosen, und der Regen wurde allmählich geradezu stechend. Erstaunlicherweise blieb Xanders Hut aber an seinem Platz.
    „Phoenix“, sagte Sawyer mit zusammengebissenen Zähnen. „Das ist alles, was ich allein tun kann. Ich rufe das Unwetter, wenn keines da ist. Für einen Blitz aber sind mehr Kräfte erforderlich als die, über die ich verfüge.“
    „Nichts erfordert mehr Kräfte als die, die du hast.“
    „Berühr mich“, befahl er, und seine Augen loderten silbern. Ich schlug mit der Hand

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