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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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hatte allerdings keine Ahnung, was es sonst sein sollte.
    Dann schaffte ich es, auf die Füße zu kommen, ohne auf den Hintern zu fallen. Bei dem leicht schleimigen Gefühl von blutigem Wasser unter meinen Zehen hätte sich wohl jedem der Magen umgedreht – außer mir. Solange nicht ich – oder jemand, der mir wichtig war – in diesem blutigen Wasser tot rumlag, würde ich die Zähne zusammenbeißen und weitermachen.
    Noch ein Mantra. Davon hatte ich Hunderte.
    Schnell wusch ich mir Hände und Füße, dann scheuchte ich Luther vor mir her in den Flur. „Warte hier“, ordnete ich an und schlüpfte ins Schlafzimmer, wo ich meinen Seesack zurückgelassen hatte.
    Schnell schlüpfte ich in mein übliches Outfit aus Jeans und Tanktop, Socken und Turnschuhen. Früher war ich ein Fan von Sandalen gewesen – aber da musste ich auch nicht jede verdammte Minute um mein Leben kämpfen. Flipflops eignen sich einfach nicht fürs Schlachtfeld.
    Meine Finger stießen gegen die Plastikbrotdose, in der ich die beiden Schmuckstücke aufbewahrte, ohne die ich früher niemals aus dem Haus gegangen wäre. Jetzt würde mir das eine fiese Verbrennung einbringen, und das andere …
    Ich seufzte und zog die Brotdose heraus. Durch den durchsichtigen Behälter schimmerte Ruthies Kreuz. Es zu tragen – das fehlte mir fast so sehr, wie mir Ruthie selbst fehlte.
    Das andere Stück war ein Türkis vom Mount Taylor. Sawyer hatte ein Loch hineingebohrt, den Stein auf eine Kette gezogen und ihn mir gegeben. Damals war ich fünfzehn gewesen. Zu jener Zeit hatte ich es nicht gewusst, aber der Türkis diente nicht nur dem Schutz vor seiner Mutter, sondern war gleichzeitig auch eine Art Ortungsgerät. Wenn ich ihn trug, wusste Sawyer, wo ich war.
    Warum ich ihn dennoch weitergetragen hatte, bis das edelsteinbesetzte Halsband allen anderen Schmuckstücken die Show gestohlen hatte, wusste ich nicht genau. Abgesehen davon war die Kette an den Steinen hängen geblieben, und ich hatte befürchtet, sie könnte eines Tages kaputt gehen und für immer verschwinden. Sawyer hatte mir damals eine Scheißangst eingejagt. Aber er hatte mich auch fasziniert, und ich fand es charmant, dass er mir etwas schenkte. Das war, bevor ich wusste, was wahrer Charme ist.
    Also vor Jimmy.
    Ich wand mich. Ich hatte versucht, nicht über Sanducci nachzudenken. Nicht darüber, wo ich ihn zurückgelassen hatte und was mit ihm geschehen würde.
    Als sich meine Finger um den Türkis schlossen, donnerte es auf dem Berg. Rief nun der Berg nach dem winzigen Teil von sich, der ihm genommen worden war? Trauerte er um dieses Stückchen Stein ebenso wie eine Mutter um ihr kleines Kind?
    Ich schnaubte und ließ die Plastikdose in den Seesack zurückfallen. Der Berg war magisch, aber das ging nun wirklich zu weit.
    Ich zog den Reißverschluss des Seesacks zu und nahm ihn mit aus dem Zimmer. Ich konnte zwar nicht hierbleiben, aber ich wusste auch nicht, wohin ich gehen sollte.
    Luther war nicht im Flur, und für einen Augenblick befiel mich Panik, bis ich jemanden in der Küche hörte. Ich ging zur Tür und beobachtete den Jungen dabei, wie er die Schränke nach etwas Essbarem durchforstete.
    „Ich hatte dir doch gesagt, du solltest warten.“
    Er drehte sich um. In seinen langen, dunklen Fingern hielt er eine Tüte Chips. „Ich bin kein Hund.“
    Nein, er war ein Teenager, der über größere Kräfte verfügte, als es gut für ihn war. Ich hatte ihn bei Sawyer und Summer untergebracht, weil das damals die beste Möglichkeit gewesen war. Aber jetzt …
    „Du wirst mit mir kommen müssen.“
    „Nein.“
    Ich blinzelte. „Ich kann dich doch hier nicht allein lassen.“
    „Ich war fast mein ganzes Leben lang allein. Glaub mir, das hier …“ Er breitete die Arme aus, wobei die Chipstüte fröhlich hin und her schaukelte. „… das ist der reinste Kindergeburtstag. Hier gibt es weit und breit nichts, das mir schaden könnte.“
    „Hör zu …“
    „Nein“, schnappte er. „Ich warte hier auf Summer. Sie wird nach mir sehen, wenn sie …“
    Ich kniff die Augen zusammen. „Wenn sie was? Weißt du, wo sie ist?“
    Luther schüttelte den Kopf so sehr, dass seine eigenartigen goldbraunen Locken wippten. Komisch, plötzlich vertraute ich dem Jungen überhaupt nicht mehr.
    Also streckte ich die Hand aus und berührte ihn, aber ich sah nicht, was ich erwartet hatte. Das ist bei dieser Fähigkeit ziemlich oft der Fall.
    Ich konnte keine Gedanken lesen, sehr zu meinem Leidwesen. Klar, ich

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