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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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eine unangenehme Wendung nahm. „Kein Traumwandern“, murmelte sie.
    „Bist du sicher?“
    Diese vertrauten Augen in dem unvertrauten Gesicht sahen mich offen an. „Sarg, Erde, Friedhof. Tote träumen nicht, Lizbeth.“
    „Wenn du es sagst.“
    „Das tue ich. Das war eine Nachricht.“
    „Von wem?“
    „Der übliche Bote“, sagte Ruthie, offenbar noch immer in Gedanken. „Diese Frau war tot, und dann war sie plötzlich nicht mehr tot.“
    „Und wie genau geht das vor sich?“
    „Jemand oder etwas hat sie auferstehen lassen.“
    „Ein Zombie?“ Ich war zwar noch keinem begegnet, aber das bedeutete ja noch nicht, dass sie nicht doch unter uns sein konnten.
    Luthers Locken flogen wild durch die Luft, als sein Kopf nach links, rechts und dann wieder nach links geschüttelt wurde. „Zombies laufen nicht, sie schlurfen. Sie sind auch nicht hübsch. Die Verwesung verschwindet nicht, nur weil sie sich über der Erde anstatt darunter befinden. Aber was Zombies nun wirklich überhaupt nicht tun, das ist, sich in Vögel zu verwandeln und davonzufliegen.“
    „Und was macht so etwas?“
    Ruthie hob einen langen, dunklen Finger in die Höhe. „Erzähl mir erst von dem Beutel, den sie trug. Größe, Form, Gewicht.“
    Ich zeigte mit meinen Händen einen Abstand von zehn Zentimetern. „Etwa so.“ Dann machte ich die gleiche Geste längs und fügte ein paar Zentimeter hinzu. „Und so. Wog etwa ein halbes Kilo.“
    Ruthies Blick ruhte weiter auf meinem. „Wenn du raten müsstest, was würdest du sagen, was darin war?“
    Ich schloss die Augen, rief mir ins Gedächtnis, wie es sich angefühlt hatte, diese Frau im Grab zu sein. Ich zitterte bei der Erinnerung – die Erde in Nase und Mund, die Dunkelheit um mich herum, der Druck des Erdbodens, der Gestank und der Wahnsinn, der dicht unter der Oberfläche lauerte.
    „Konzentrier dich, Lizbeth. Was war in dem Beutel?“
    Ich stand in den köstlichen Strahlen der aufgehenden Sonne, fühlte den kühlen, feuchten Morgentau auf meinen Füßen und meinem Gesicht. Dann hob ich die Hand – zerkratzt und blutig, aber schon heilend, an den Beutel, der um meinen Hals hing.
    Sobald ich ihn berührte, erstrahlte ein Blitz, so hell, dass ich taumelte und die Augen öffnete. „Wow! Was zum Teufel war das denn?“
    Bisher war ich nicht dazu in der Lage gewesen, Dinge in meiner Erinnerung zu berühren und dadurch etwas zu sehen. Ich hatte auch nicht in das Bewusstsein einer Person eindringen können, ohne sie körperlich berührt zu haben. Bisher war ich noch niemals so zu jemand anderem geworden , wie ich zu der Frau im Grab geworden war.
    „Was hast du gesehen?“ Ruthies Blick wirkte angespannt, Luther hielt den Atem an.
    „Ein Buch. Sehr alt. Es hatte ein Wappen auf der Vorderseite.“ Ich kniff die Augen zusammen, starrte in die Ferne und dachte so angestrengt nach, dass ich eine Hirnembolie riskierte. „Einen Stern.“
    „Fünf oder sechs Zacken?“
    Ich schloss die Augen und zählte mit Mühe, während ich unter Aufbietung all meiner Kräfte das Bild vor meinen Augen aufrechterhielt. Eine Schweißperle tropfte von meiner Braue, fiel mir erst auf die Wange und dann auf den Hals. „Sechs.“
    „Ein Hexagramm.“ Erleichterung schwang in Ruthies Stimme mit.
    Ich öffnete die Augen. „Ist das gut?“
    „Ja und nein. Ein Pentagramm – mit fünf Zacken – kann für schwarze oder weiße Magie stehen, je nachdem.“
    „Und ein Hexagramm?“
    „Ein magisches Symbol der Juden. Legenden zufolge wird es verwendet, seit es auf einem Siegelring gefunden wurde, der den geheimen, vierstelligen Namen Gottes trug.“
    „Der da wäre?“
    Luther verdrehte die Augen. „Er ist geheim , Lizbeth.“
    Ich hob die Hände und stellte überrascht fest, dass sie zitterten. Ich verschränkte sie hinter dem Rücken, und zwar möglichst fest, um das Zittern zu unterdrücken. „Vergiss die Frage.“
    „Was noch?“, drängte Ruthie.
    Ich stürzte mich erneut in die Tiefen des fremden Bewusstseins. „Löwen?“
    Luthers Kopf nickte. „Das Siegel wurde der Legende nach verwendet, um magische Symbole zu kennzeichnen, und der heilige Name ist durch Löwen ersetzt worden, die ein Zeichen für Salomo waren.“
    Ich zuckte zusammen, aber Ruthie fuhr fort. „Das Hexagramm mit den Löwen ist als das Siegel Salomos bekannt.“
    Salomo. Na klasse!
    „Der Schlüssel ist dort, wo der Phönix ist“, murmelte ich.
    Das erklärte auch, wie die tote Frau wieder zum Leben erwachen, sich in einen Vogel

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