Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
sagte ich. Das Letzte, was ich brauchen konnte, war, dass wir alle drei – oder vier oder sogar fünf, wenn Luther unseren Aufenthaltsort Sawyer und Summer verriet – in Nephilimland auflaufen würden. Das würde wirklich verdächtig aussehen. Ich wusste immer noch nicht so recht, wie ich es anstellen sollte.
    Ich ging auf den nächsten Hügel zu, was hier in New Mexico eher ein Berg war. Doch ich musste nicht ganz hinaufklettern. Wenn man danach ging, wie ich das letzte Mal hineingekommen war, würde eine kleinere Erhebung wohl reichen.
    Auf dem Weg warf ich einen Blick zu Sawyers Haus zurück. Ich dachte, Luther würde mir nachsehen, vielleicht sogar winken. Aber er war verschwunden.
    Trocken und heiß fegte der Wind über die Wüste und fuhr durch meine kurzen, struppigen Haare. Ich ertappte mich bei dem angestrengten Versuch, Ruthies Stimme in diesem Wind zu hören. Ich vermisste diese Stimme so sehr, und ich vermisste die ganze Ruthie. Manchmal fühlte ich mich so verdammt einsam.
    Ich bin hier , flüsterte der Dämon.
    „Nicht mehr lange.“
    Als einzige Antwort erklang noch mehr Gelächter.
    Ich lag auf dem knochentrockenen Gestrüpp und ignorierte den felsigen Untergrund, der mir in die Schultern schnitt. Schnell nahm ich ein wenig Erde in die Hand, hielt sie zu den Wolken hinauf, passte den Winkel dem Wind an und ließ den Arm sinken, bevor ich die Erde losließ. Die Rückstände aus Anderswelt rannen mir wie Lehm über Wangen und Kinn, und wie beim letzten Mal drehte sich der Boden unter mir, während sich der Himmel entfernte und die Erde über mir zusammenbrach.
    Dunkelheit herrschte. Ich wagte nicht mal zu atmen. Für einen langen, furchtbaren Moment lag ich zwischen beiden Welten gefangen. Ich spannte die Muskeln an und bereitete mich darauf vor, mich wieder herauszukämpfen. Dann lockerte sich die Erde unter mir, und ich taumelte heraus.
    Zuerst dachte ich, die Erde und die kleinen Steine in meinen Ohren würden zu dicht an meinem Trommelfell reiben und diesen fürchterlichen Lärm erzeugen. Dann schüttelte ich aber den Kopf, die Erde fiel heraus, und das Geräusch wurde noch lauter.
    Jemand schrie.
    Ich sprang auf. Erde prasselte um mich herum auf den Boden und verschwand in den Wolken, die sich um meine Füße bauschten. Der Himmel hatte noch immer die Farbe von Baumrinde, und alles war von Nebel bedeckt.
    „Hallo?“, rief ich.
    Die Schreie wurden lauter.
    „Scheiße!“ Ich zog mein silbernes Messer – seit ich es vor ein paar Monaten von Jimmy bekommen hatte, trug ich es fast immer bei mir – und ging auf das Geräusch zu. Wer oder was das auch immer sein mochte, ich musste dafür sorgen, dass dieses Geschrei aufhörte.
    Das tat es dann auch. Plötzlich und vollständig. Die folgende Stille erschien mir lauter als all die Schreie zuvor.
    Der Nebel verdichtete sich, strich wie Spinnweben aus Eis über mein Gesicht, legte sich um meinen Hals, glitt mir den Rücken hinab, und zwar so geschickt, dass ich schon glaubte, ihn flüstern zu hören.
    Lizzy.
    Ich hielt inne, strengte meine Augen und Ohren an. War das der Nebel? Oder war es Sanducci?
    Ich war froh, dass die Schreie aufgehört hatten, aber gleichzeitig auch wieder nicht. Das Geräusch machte einen ja irre … klar! Aber ohne es hatte ich überhaupt keinen Anhaltspunkt in dieser unbekannten Welt.
    Wer hatte da geschrien? Und was noch wichtiger war: weshalb?
    „Hallo?“, rief ich wieder. Und etwas in diesem Strudel aus Weiß veränderte sich.
    Meine Finger schlossen sich fester um das Messer. Wer konnte schon wissen, was sich hier so herumtrieb? Und wer sagte mir denn, dass Silber irgendetwas dagegen ausrichten konnte? Aber Silber war immerhin besser als gar nichts.
    Ich wartete, versuchte meinen Atem zu beruhigen und eins mit dem Nebel zu werden. Aber er war zu dicht. Ich sah an meinem scharfen rosa Tanktop hinab und erschrak. Viel zu grell. Und mein Herz schlug zu schnell und zu heftig.
    Ich war ein leichtes Ziel, keine Frage. Zum Glück war ich aber ein Ziel, das man nur sehr schwer töten konnte.

 
    18
    I ch kniff die Augen zusammen und schielte zu der Stelle, an der ich die Bewegung in der Dunkelheit gesehen hatte. Aber da war nichts. War es Einbildung gewesen?
    Etwas rührte sich hinter mir. Ich drehte mich um.
    Nichts.
    War hier was? Oder dort?
    Nur der Nebel zog seine Kreise.
    Ich musste bleiben, wo ich war. In dieser Welt konnte ich mich heillos verirren. Ich konnte in ein schwarzes Loch fallen. Ich konnte auch stolpern und

Weitere Kostenlose Bücher