Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
können.
    »Nimm sie auf den Arm, Liz, bevor mir der Kopf platzt.«
    »Warum nimmst du sie denn nicht auf den Arm?« Ich versuchte, ihm die Gewehre abzunehmen, aber Luther hielt sie über seinen Kopf. Obwohl ich mit knapp eins achtzig ziemlich groß war, kam ich da nicht ran. Wenn Luther seine Wachstumsphase abgeschlossen hatte, könnte er von der Größe her mit LeBron James konkurrieren.
    »Keine Chance«, sagte er.
    »Mist«, murmelte ich.
    Scheiße, dachte ich.
    Ich beugte mich über den Korb und schob die Hände unter das Baby. Es war warm und wand sich, ein bisschen wie ein Welpe, nur eben ohne Fell. Die Kleine wog vielleicht fünf Kilo und war etwa siebzig Zentimeter groß. Ich hatte keine Ahnung, wie alt sie sein mochte, aber sie sah sehr jung aus  – klein, hilflos und zerbrechlich. Sie jagte mir eine Scheißangst ein.
    Als ich sie hochnahm, schrie sie weiter. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Ich war selbst auf einer Türschwelle ausgesetzt worden. Wenn ich damals gewusst hätte, was mich in den folgenden Jahrzehnten erwartete, hätte ich geschrien, bis mir der Kopf weggeflogen wäre. Scheiße, vielleicht hatte ich das ja sogar wirklich getan.
    »Irgendeine Nachricht?«
    Luther starrte in die Tiefen des Korbs. »Nö.«
    »Na fabelhaft.« Ich hatte ziemlich mit dem Kind zu kämpfen, das sich so in meinen Armen wand, als wolle es, dass ich es fallen lasse.
    »Mensch«, sagte Luther. »Pass auf ihren Kopf auf.«
    Er hielt beide Gewehre in einer seiner riesigen Pranken und nahm mit der anderen meine Hand, um mir zu zeigen, wie ich ihren Kopf mit den Fingern umfassen sollte, während ich gleichzeitig mit der Handfläche ihren Nacken stützte.
    »Leg sie dir an die Schulter.« Er machte die Bewegung vor, dann streckte er die Hand aus und klopfte ihr auf den Rücken. »Manchmal mögen sie das.«
    Das Baby machte ein Bäuerchen, dann noch eins, und holte tief Luft. Ich verspannte mich, weil ich erwartete, dass mir der nächste Schrei das Trommelfell zerreißen würde. Stattdessen wackelte sie mit dem Po, kuschelte sich an mich und nuckelte an meinem T-Shirt.
    »Woher weißt du so viel über Babys?«, fragte ich.
    »Ich hatte schon mal eins auf dem Arm. Was ist deine Entschuldigung?«
    »Ist mein erstes Mal.«
    »Du hast noch nie ein Baby auf dem Arm gehabt?« Luthers Stimme klang genauso ungläubig, wie sein Gesicht aussah. »Wie hast du das denn hingekriegt?«
    »War nicht einfach«, murmelte ich.
    Ich war zwar im Pflegeheim zusammen mit anderen Kindern aufgewachsen, aber Ruthie hatte nun mal nicht besonders viele Babys aufgenommen. Die brauchten einfach zu viel Fürsorge, und Ruthies Spezialgebiet waren Kinder zwischen zehn und zwölf, die in Schwierigkeiten steckten. Die meisten glaubten, dass Ruthie die Heranwachsenden bevorzugte, weil sie gut mit ihnen umgehen konnte. Das konnte sie auch wirklich. Aber in Wahrheit ging es um die übernatürlichen Kräfte von Kreuzungen, die sich erst in der Pubertät entwickelten oder verstärkten.
    Ruthie leitete dieses Pflegeheim weniger zum Wohle derjenigen, die sie dort aufnahm, als vielmehr zum Wohle der Föderation. Auf diese Weise rekrutierte sie den Nachwuchs. Dass ihretwegen zahllosen Kindern ein Leben auf der Straße oder in einer furchtbaren Pflegefamilie erspart blieb, war nichts weiter als ein glücklicher Zufall.
    »Hat denn keiner deiner Freunde Kinder?«, hakte Luther nach.
    Ich hatte eine Freundin, Megan. Sie hatte drei Kinder. Aber als sie noch Babys gewesen waren, hatte ich mich in ihrer Nähe so unwohl gefühlt, dass Megan mir nicht erlaubt hatte, sie anzufassen. Sicher hatte sie befürchtet, dass ich die Kleinen auf den Kopf fallen ließe.
    »Wir sollten reingehen«, sagte ich und ignorierte Luthers Frage. »Schnapp dir den Korb.«
    Luther legte die Waffen auf dem Boden ab und nahm die Babytrage auf. Dabei kam auf der Treppe eine rosafarbene Decke zum Vorschein. Luther hob den Stoff auf, der sich dabei entfaltete und weich herabfiel. Winzige Kätzchen sprangen auf dem Flanell herum.
    »Vielleicht ist es das, was sie wollte.« Sanft legte Luther dem Baby die Decke um.
    Licht blitzte auf, und zwar so hell, dass es den ganzen Himmel auszufüllen schien. Das Kind in meinen Armen drehte und wand sich. Ich hielt es fester, weil ich fürchtete, es könnte mir entgleiten.
    »Pssst«, flüsterte ich und hoffte, die Kleine finge nicht wieder zu schreien an.
    Miau, sagte sie.
    Ich sah nach unten. Jetzt hielt ich ein flaumiges schwarzes Katzenbaby auf dem

Weitere Kostenlose Bücher