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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Männer aus einem Pick-up kletterten. Es waren Weiße, keine Navajo.
    Es wurde ja immer merkwürdiger. Wir waren tief im Navajo-Gebiet, und  – wie schon gesagt  – es war spät.
    »N’ Abend.« Der Mann, der uns am nächsten stand, schob die Krempe seines Hutes zurück. Er war um die dreißig und hatte nichts Besonderes an sich, es sei denn, man betrachtete seine völlige Unscheinbarkeit als so etwas. Er war dunkelhaarig, der andere war blond und genauso unscheinbar.
    Der Blonde sah zwischen mir und Summer hin und her, um dann mich anzusprechen. »Sie sind Liz Phoenix?«
    »Wer will das wissen?«
    »Wir sind nur Boten.«
    »Und dafür mussten Sie zu zweit kommen?«
    »Wir haben schon gehört, Sie wären womöglich  … « Dem Blonden versagte die Stimme.
    »Nicht sonderlich erfreut«, beendete der Dunkelhaarige den Satz.
    »Wer hat Sie geschickt?«
    »Keine Ahnung. Die Anweisungen und das Paket kamen mit der Post.«
    »Und Sie tun einfach nur, was Ihnen gesagt wird?«
    Der Blonde wirkte verwirrt. »Das ist unser Job.«
    Es hatte keinen Zweck, das hier fortzusetzen. Sie hatten gesagt, sie seien Boten. Außerdem spürten weder Luther noch ich das Dämonen-Summen, und auch Ruthie äußerte sich nicht dazu. Also glaubte ich ihnen.
    »Geben Sie her«, sagte ich.
    Der Blonde kam mit einer Kiste auf mich zu, die in braunes Papier gewickelt war. Als er den Fuß der Treppe erreichte, stellte sich Luther vor mich. Nach einem Blick in das Gesicht des Jungen warf der Kerl das Paket über die restliche Distanz. Ich hoffte nur, dass der Inhalt nicht zerbrechlich war.
    Als ich mich bückte, um das Paket aufzuheben, stiegen die beiden Männer wieder in ihren Wagen.
    »Es waren Menschen.« Luther beobachtete, wie sie wegfuhren. »Hundert Prozent.«
    »Auf diese Weise spüren wir sie nicht kommen.«
    »Aber sie haben nur etwas abgeliefert«  – er machte eine vage Handbewegung in meine Richtung  – »was auch immer das sein mag.«
    »Wenn es Nephilim gewesen wären, hätten wir sie umgebracht.«
    Luther nickte. »Glaubst du  … « Sein Blick wanderte wieder zu den Rücklichtern des Pick-ups. »Glaubst du, sie haben auch diesmal Menschen geschickt, um Faith zu holen?«
    »Vielleicht«, sagte ich.
    Wahrscheinlich, dachte ich. Die Nephilim lernten dazu. Sie wussten, dass es uns schwerfiel, kaltblütig Menschen umzubringen. Im Gegensatz zu ihnen.
    Zu dritt gingen wir ins Wohnzimmer, wo ich die Kiste auf den Kaffeetisch stellte. Ich wollte sie nicht öffnen. Wenigstens war der Behälter zu klein für einen Kopf, wenn es kein wirklich kleiner Kopf war.
    Ein seltsames Geräusch entfuhr mir  – halb ein Weinen, halb ein Kampfschrei  –, und ich riss den Deckel ab. In der Kiste lag Faiths Schmusedecke.
    Ich nahm sie heraus und schmiegte den rosa Flanellstoff an meine Wange  – Babypuder, Babyschweiß, Babytränen und  …
    »Faith«, flüsterte ich.
    »Da ist eine Nachricht.« Luthers Stimme klang ebenso wie meine  – erstickt vor Wut und Angst.
    Summer nahm den Zettel, warf einen Blick darauf und reichte ihn an mich weiter.
    »Du im Tausch gegen sie«, las ich.
    Genau wie in meinem Traum. Bis auf eines.
    »Und bring auch ihren Papi mit.«

Epilog
    Fassen wir also zusammen  …
    Faith wurde entführt.
    Jimmy ist verschwunden.
    Ich habe einen neuen Dämon in mir.
    Luther ist Ruthie. Schon wieder.
    Summer schuldet dem Teufel immer noch ihre Seele.
    Und ich brauche Sawyer, um Faith zu retten. Aber der scheint seine eigene Dunkelheit in sich aufgenommen zu haben.
    War es das in etwa?
    Braucht noch jemand Chaos?
    Wenigstens weiß ich, was ich zu tun habe. Das, was ich immer tue. Alles, was nötig ist.
    Ich werde Faith zurückholen, und Jimmy auch. Und unterdessen knöpfe ich mir Sawyer vor.
    Ich habe eine Wahl getroffen, eine dumme Entscheidung aufgrund von Liebe und einem Traum. Ich bin nicht die erste Frau, die so etwas tut, und ich werde definitiv auch nicht die letzte sein. Nur gibt es in meinem Fall einen wichtigen Unterschied.
    Da, wo ich hingehe, werden mich Dämonen an den Toren empfangen.

 
    Die Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel
    Phoenix-Chronicles. Chaos bites bei St. Martin’s Press, New York.
     
    Deutschsprachige Erstausgabe Juni 2011 bei LYX
    verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH,
    Gertrudenstr. 30–36, 50667 Köln
    Copyright © 2010 by Lori Handeland
    Dieses Werk wurde im Auftrag von St. Martin’s Press LLC durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen

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