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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Vernehmungsraum B 410 durch einen künstlichen Weihnachtsbaum in der Größe eines halbierten Zollstocks etwas von seiner bedrückenden Atmosphäre zu nehmen, aber das war kläglich missglückt.
    Kriminalhauptkommissar Klaus Müller, Leiter der Mordkommission im Falle Kohlbruch, saß, flankiert von Kollegen, auf der einen Seite des langen Tisches und betrachtete eingehend die drei Personen, die ihm schweigend gegenübersaßen.
    Da war zunächst dieser junge Mann, der sich als Frank Hellinger vorgestellt hatte. Eigentlich ein sympathischer junger Mann. Aber jetzt machte er den Eindruck, als seien sämtliche Furien des Olymps hinter ihm her. Nervös klopfte er mit den Fingern einen unbekannten Rhythmus auf den Tisch. Seine Nervosität hatte sich noch gesteigert, als er erfahren hatte, dass man in diesen Räumen nicht rauchen durfte. Aber unter dem ungebändigten schwarzen Haarschopf steckten offene und ehrliche Züge, die für den erfahrenen Polizeimann eine Täterschaft bei einem solchen Verbrechen ausschlossen.
    Daneben die hübsche Rothaarige, Conny Baumeister, die Freundin von Hellinger, ohne Zweifel eine attraktive junge Frau. Sie war am Tatort gestern in Ohnmacht gefallen, und auch heute überzogen hektische Flecken ihr hübsches Gesicht. Und dann der pensionierte Lehrer, Oberstudienrat Dr. Wiegand. Er schien der Situation einigermaßen souverän gegenüberzutreten, aber seine fahrigen Bewegungen straften ihn Lügen. Die kamen alle als Täter nicht infrage. Schließlich hatte man nach zweiundzwanzig Dienstjahren genug Menschenkenntnis.
    Müller räusperte sich. »Wir haben einen telefonischen Tipp bekommen, dass in dem Haus in Rodenkirchen ein Mord geschehenist und der Mörder sich noch im Haus befindet.« Der Beamte gönnte sich ein dünnes Lächeln.
    »Aber als Täter scheiden Sie ja wohl aus. Wir haben Sie getrennt verhört, und Sie haben alle übereinstimmend ausgesagt. Ihre Aussagen decken sich auch mit den Erkenntnissen, die wir schon haben. Als Täter für den gestrigen Abend kommen Sie also wie gesagt nicht in Betracht. Erstens ließe sich absolut kein Motiv für einen Doppelmord erkennen, und zweitens könnten Sie kein besseres Alibi als das Gespräch mit dem Kollegen Allenstein haben! Zu diesem Zeitpunkt, so hat die erste Obduktion ergeben, waren die Opfer schon seit Stunden tot. Aber damit sind Sie noch nicht«, er schien nach den richtigen Worten zu suchen, »noch nicht aus ... aus dem Schneider. Es bleiben noch einige wichtige offene Fragen. Wie es scheint, steht der Mord in Zusammenhang mit diesen seltsamen Schriftstücken, über die die Presse mehr zu wissen scheint als wir.«
    Sein Blick wurde streng, als er Hellinger und die beiden anderen fixierte.
    »Wenn Sie uns Ihr Wissen nicht lückenlos mitteilen, machen Sie sich strafbar. Behinderung der polizeilichen Ermittlung nennt man das, genau genommen Strafvereitelung nach § 257 StGB.«
    »§ 258!«, murmelte einer seiner Kollegen kaum hörbar. Aber Müller schien das nicht gehört zu haben und fuhr ungerührt fort.
    »Keine Kleinigkeit! Dafür kann man für einige Jahre in den Knast gehen. Besser, Sie arbeiten mit uns zusammen, wahrheitsgemäß und lückenlos.«
    Er machte eine kurze Pause, um die schreckliche Wirkung seiner Worte eintreten zu lassen.
    »Also, um was für Schriftrollen handelt es sich, wie viele davon gibt es eigentlich, und wer hat sie?«
    Dr. Wiegand hüstelte verlegen, die Drohung des Beamten hatte ihn sichtlich beeindruckt. Er blickte Frank und Conny an, die ihm hastig zunickten. Dann begann er zu erzählen, zuerst stockend, dann immer fließender. Er schien in seinem Element zu sein, fühlte sich wie vor einer interessiert zuhörenden Klasse, und man ließ ihn reden. Lediglich Kriminalobermeister Allenstein, dem es wichtig war, dass sein Beitrag zur Lösung der Angelegenheit nicht gänzlichübergangen wurde, machte hin und wieder einige ergänzende Bemerkungen aus seinem Wissensstand, was ihm regelmäßig ein Stirnrunzeln seiner Kollegen eintrug. Wiegand ließ sich davon aber nicht stören, erzählte eigentlich alles wahrheitsgemäß, unterschlug aber erneut, dass man noch im Besitz jener zwei Rollen war, die sicher bei Frau Emmerich lagen. Darauf hatten sie sich vorher nach langen Diskussionen gegen seinen entschiedenen Widerstand geeinigt.
    »Zwei haben wir an die Kirche gegeben, das muss reichen. Die anderen hat Conny unter Einsatz ihres Lebens versteckt«, hatte Hellinger in etwas übertriebenem Pathos geschrien, »dafür

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