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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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wollen wir Kohle sehen. Das muss man doch verstehen.«
    Wiegand verstand es zwar nicht, und Conny pflichtete ihm bei. Letztlich hatten sie aber beide nachgegeben und sich auf diese Version der Wahrheit festgelegt.
    Als Wiegand seinen Bericht beendet hatte, herrschte längeres Schweigen. Die Beamten hatten sich eifrig Notizen gemacht und zusätzlich alles mit einem alten Kassettenrekorder aufgenommen. Müller blickte nachdenklich aus dem Fenster. Er spürte, dass die Rollen einen sensationellen Wert haben könnten. Mehr als ein Menschenleben?
    »Interessant, sehr interessant. Sie sollten uns aber noch sagen ...«
    In diesem Augenblick klopfte es zaghaft, und ein junger Beamter in Uniform betrat das Vernehmungszimmer.
    »Was ist denn? Jetzt doch keine Störung. Ich habe doch gesagt ...«
    Der junge Beamte wurde rot. »Aber ... aber es geht doch um das Kennzeichen, Herr Kriminalhauptkommissar. Sie hatten doch gesagt ...«
    »Das ... das Kennzeichen, ach ja, natürlich. Das ist etwas anderes.«
    Der junge Beamte reichte Müller einen Zettel und verschwand schnell wieder. Müller warf einen Blick auf den Zettel, seine Miene drückte höchstes Erstaunen aus.
    »Haben Sie sich auch nicht mit dem Kennzeichen vertan, Kollege Allenstein?«
    Der verneinte diese Frage entschieden und kramte zum Beweis den Zettel hervor, den er sich am fraglichen Abend gemacht hatte. Müller warf einen kurzen Blick darauf und nickte.
    »Hmm ... Sie werden es nicht glauben, als Halter für das von Ihnen identifizierte Kennzeichen wird ... wird der Vatikan genannt!«

XXXXIII.
     
    Ich hatte innerlich wohl gehofft, dass Kaiaphas von meiner Bevollmächtigung keinen Gebrauch machen würde, doch ich hatte mich getäuscht. Zwei Tage vor dem Passahfest, am späten Abend, stürmte Cornelius in mein Amtszimmer und rief voller Zorn und Empörung: »Sie haben Jesus festgenommen, Präfekt!«
    Ich blickte von meiner Schriftrolle auf, in die ich mich vertieft gab, und nickte ruhig.
    »Sie werden ihm nichts weiter tun. Ich werde dafür schon ...«
    »Nichts weiter tun?«, schrie Cornelius mit hochrotem Kopf. »Gefesselt wie ein Verbrecher wurde er, geschlagen und gedemütigt, was soll noch passieren?«
    »Aber er lebt«, erwiderte ich leichthin, »das Weitere wird sich zeigen. Noch bestimme ich hier in Judäa, was geschieht.«
    »Aber sie haben ihn bereits zum Tode verurteilt ...« Bei diesen Worten schluchzte mein wackerer Centurio auf. Ich erkannte ihn nicht wieder. So sehr nahm er sich diese Dinge zu Herzen? Ich stand auf und legte begütigend meine Hand auf seine Schulter, die vor Schmerz zuckte. »Cornelius, lieber alter Freund. Du kennst die Rechtslage, oder? Nur ich, Pontius Pilatus, Präfekt von Judäa, bevollmächtigt vom Kaiser in Rom, nur ich kann Todesurteile bestätigen oder ausführen lassen. Also gib nichts auf das Geschwätz der Alten des Rates.«
    »Und du ... du wirst ihn nicht verurteilen lassen, nicht wahr?«
    Ich fühlte, dass ich auf der Hut sein musste, und dachte nicht daran, ein leichtfertiges Versprechen abzugeben, das ich später vielleicht bereuen könnte.
    So sagte ich nur: »Ich werde alles für diesen harmlosen Menschen tun, was in meiner Macht liegt. Rom wird für Gerechtigkeit sorgen.«
    Und in dem Augenblick, als ich dieses stolze Wort sagte, glaubte ich selbst noch daran. Auch Cornelius schien beruhigt und verließ mich.
    In dieser Nacht schlief ich ausgesprochen schlecht. Schlimmste Träume jeglicher Art quälten mich, ohne dass ich sie hier noch aufzählen könnte. Ich weiß jedoch noch gut, dass ich schon vor der ersten Stunde von schrecklichem Lärm geweckt wurde, der vor meinem Palast herrschte. Diese Nacht hatte ich, wie auch schon die zuvor, nicht in der Burg Antonia verbracht, sondern in dem kleinen Palast, der dem Statthalter zur Verfügung stand, denn von dort aus ließen sich die üblichen Amtsgeschäfte wesentlich besser regeln. So schlüpfte ich aus meinem Feldbett, das ich mir aus alter Gewohnheit ins Schlafzimmer hatte bringen lassen, warf einen Blick aus dem Fenster und ... erschrak.
    Eine vielköpfige Menge hatte sich vor dem Innenhof versammelt und skandierte wüste Beschimpfungen, die ich nicht verstand. Sekunden später klopfte der Gnäus Pompilius, mein zweiter Tribun, schon verzweifelt an die Tür und berichtete aufgeregt: »Eine Gesandtschaft des Sanhedrins ist angekommen und will dich dringend sprechen. Und sie schleppen einen Mann mit sich, der arg zugerichtet ist. Offenbar wollen sie seinen Tod. Ich

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