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Die Pilgergraefin

Die Pilgergraefin

Titel: Die Pilgergraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Mittler
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stand er einer Übermacht gegenüber, die ihm und Leonor durchaus gefährlich werden konnte.
    Drohend hob er sein mächtiges Schwert und sah sich gleichzeitig aus den Augenwinkeln nach Rückendeckung um. Doch die Pinien waren zu weit entfernt – Leonor hingegen viel zu nah, denn sie hatte seinem Befehl, sich hinter den Pferden zu verstecken, nicht Folge geleistet. Nun stand sie etwas seitlich von ihm, eins der Wurfmesser, die er ihr gegeben hatte, in der Hand. Himmel, sie wollte sich doch nicht wirklich an diesem Kampf beteiligen?
    Und auch Tarras schien entschlossen, seinen Teil beizutragen, denn er hatte sich bedrohlich knurrend und die Zähne fletschend bei ihnen eingefunden.
    Während vier der Männer sie einkreisten, versuchte einer Maron fortzuführen, der sich jedoch aufbäumte und davongaloppierte. Daraufhin machte sich der Räuber an dem Packpferd zu schaffen, während der sechste, der mit ihm gegangen war, versuchte, Adomar am Zügel zu packen und fortzuführen. Ein fataler Fehler, denn das gut ausgebildete Kriegsross stieg auf die Hinterbeine und versetzte dem Mann einen so heftigen Tritt mit einem seiner Vorderhufe, dass dieser mindestens zwanzig Fuß weit durch die Luft flog und wie leblos am Boden liegen blieb.
    Gut gemacht, dachte Robyn, einer weniger, und nutzte die Verblüffung der Angreifer, indem er demjenigen, der sich ihm am weitesten genähert hatte, mit der flachen Seite seines Langschwertes auf den Kopf hieb, sodass der sein Messer fallen ließ und niedersank. Er hätte ihn töten können, doch es widerstrebte ihm, Leben auszulöschen, wenn es nicht unbedingt erforderlich war.
    Noch vier …
    Während er erneut seine Waffe hob, um den nächsten Angreifer außer Gefecht zu setzen, nahm er aus dem Augenwinkel wahr, wie Leonor ihr Messer warf und einen der Männer am rechten Oberarm traf. Der heulte vor Schmerz auf, ging in die Knie, und sein Knüppel glitt ihm aus der Hand. Blut schoss aus der Wunde und färbte seine zerfetzte Tunika rot.
    Mutige Leonor und wehleidiger Geselle, dachte Robyn. Einen Ritter hätte das nicht aus der Bahn geworfen.
    Noch drei …
    Dass drei ihrer Kameraden in so kurzer Zeit unschädlich gemacht worden waren, obwohl sie doch zahlenmäßig bei Weitem in der Übermacht waren, schien die Raubgesellen zu verwirren. Trotzdem näherte sich einer Leonor von hinten, das Messer hoch erhoben, um sie niederzustechen. Aber er hatte die Rechnung ohne Tarras gemacht. Noch bevor Robyn eingreifen konnte, hatte sich der Hund bereits im Oberschenkel des Mannes verbissen und zerrte daran. Doch dann jaulte Tarras auf, denn das Messer des Strauchdiebs hatte ihn in der Schulter getroffen.
    Ehe der Räuber Leonor oder Tarras noch weiteren Schaden zufügen konnte, hob Robyn sein Schwert und setzte ihn mit einem gezielten Streich außer Gefecht.
    Noch zwei …
    Nein, nur noch einer, denn von den beiden letzten Männern hatte einer bereits die Flucht ergriffen. Der Zurückgebliebene allerdings versuchte, nach wie vor das Packpferd zu erbeuten, das jedoch ständig buckelte und so sein Vorhaben vereitelte. Nun griff Robyn auf seine Wurfkünste zurück, schleuderte sein Messer und traf den Räuber, obwohl dieser mehr als zwanzig Fuß von ihm entfernt war, am Oberkörper. Wehklagend sank auch dieser Strauchdieb zu Boden.
    Und wehklagend trat nun eine zerlumpte Frau aus dem Gemäuer, beide Hände bittend erhoben. „Tut ihm nichts!“, flehte sie und näherte sich dem wimmernden Bündel.
    Während Robyn damit beschäftigt war, die außer Gefecht gesetzten Räuber vorsichtshalber zu fesseln und die Wurfmesser einzusammeln, sank die Frau vor Leonor in die Knie, riss den weinenden Säugling an sich, presste ihn an ihre Brust und stieß dabei schluchzend Worte aus, die Leonor nicht verstand, die ihr jedoch zu Herzen gingen.
    Endlich kam der Chevalier zu ihr und übersetzte ihr, was die junge Frau sagte. „Sie haben sie dazu gezwungen, ihnen ihr Kind zu überlassen, damit sie es als Lockvogel benutzen können. Anscheinend eine gute, einträgliche List, auf die bereits viele Reisende hereingefallen sind – genau wie wir auch“, erklärte er. „Allerdings sind die Räuber wohl selten auf so erbitterten Widerstand gestoßen, da ihre Opfer zumeist Kaufleute waren, die sich ihrer nicht erwehren konnten.“ Groß kann ihre Ausbeute aber nicht gewesen sein, wenn man ihr abgerissenes Aussehen bedenkt, überlegte Robyn.
    Da die Frau, ob nun freiwillige Komplizin oder Opfer, ihn dauerte, gab er ihr ein

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